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                                           [1786]

                                                            Salzbς dς 17 Merz
                                                                             1786.
Am Wahltag hat Heinrich das Concert auf der Radς=
Nanerl Fortepiano mit dem gröstς Beyfahl gespielt.
Dieses Fortepiano ist gar leicht zu spielς: allein es geht
auch desswegς viel stiller, weil die Hämer keine kraft
zum Anschlag habς
, da sie zu nahe an den Seytς
stehς. Das ist die Folge, wen man, um die gar zu grosse
Leichtigkeit im spielς zu erhaltς, die Einrichtung trift,
daß die Claviatur gar zu seicht abfallt. Man darfs
kaum anrührς so hat man gleich eine piano-Ton: aber
man kan ihm keine kraft im Forte gebς, weil die
mer keinς Schwung zum Anschlag habς, und die Seitς
gleich nahe berührς. Am Mitwoch war beÿ dς Cassino=
musik eine erstaunliche Menge Menschς, wie eine Redoute,
der alte hς: Hagenauer war so gar auch da. Von dem
erstς Concert habe keinς Zettl. Vom letztς liegt er beÿ. – 
Gestern um 2 uhr sind wir zum Verwalter hinaus
gegangς und fandς den Wenzl Sadlo, der um halbe
11 uhr Vormittag gestorbς, auf dem Brett. der Leb=
zelter Lewitsch ist gähe am Schlag gestern gestorbς.
daß viele domherrn hier sind, weil das Wahlgeld
einzunehmς war, könnt ihr euch vorstellς: alle Noblesse
und andςe p: machtς mir ohnausgesetzt die grösten
Complimentς wegς dem Marchand. Am Sontag schrieb
ich wegς der opera vom gluck Orpheo und
Euridice nach Münchς, weil man sie am letztς
Cassin=Tag absingς möchte, u Graf Seau schickte
sie mir in einem 3 spanhohς Pack, alle Stimen
schon herausgeschriebς, gestern schon durch dς Postwagς.
Ich bin auch in Correspondenz einς Hautboistς hς: Hirschvogl
statt des Feiner, von Münchς zu bekomς, welcher um

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20 f monatl: komς will, wen er leblängl: Decretiert wird.
Auf deinς Brief, den ebς der Both brachte: – – –

Graf Arco ist als Obersthofmeister Erklärt wordς, – das war
ein Titl=promotion, den nun ist er halt Obersthofmς:
u OberstCämerer.

Jederman wünscht dς Robini Louise, daß sie es überstandς
hätte, so elend ist sie. ein Sceleton. –

Das Geld die 9 f habe empfangς. ich würde die Rechnung
nicht in den Brief noch hingeschriebς habς, wen ich nicht
nach den Wortς dς Glastragerin gewiß geglaubt hätte,
die Sachς fortzubringς.

Der Leopoldl hat seit einigς tagς mit den Zähnς zu
thun, ist also nur zu Zeitς guter Laune u nicht imer.
der Heinrich ist ein halbes Kindsmensch, u isst aber auch
fleisig die Kochraumeln die über bleibς.

Den Leopoldl werde so lang beÿ mir behaltς, als ich
das Vermögς habe ihn zu unterhaltς, Gott sieht mein
gutes Herz, das übrige weis er zu ordnen, aller
Menschς Schicksaal ist in seinς Händς. Werde wegς
einem gutς arbeitsamς Menschς nach der Vorschrift, die
du mir gemacht, alsogleich nachfragς.

Der Heinrich empfehlt sich und wünscht euch beÿde
bald zu sehς. Er geigt u spielt vortrefflich.

Heut Vormittag war dς geistl: hς: Egedacher beÿ mir sich beurlaubς
da er gleich mit dem Kamerbothς zu dς Pat: Frenciscanarn
nach Hundsdorf abgereiset ist. Wen hinauskome, werde die
musikaliς, die du noch von ihm hast, mit herein nehmς, und ihm
schicken. er beurlaubte sich mit Thränς in den Augen.

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Die Cassin=accademie wird auch noch nach Ostern wenigst 3
mahl noch gehaltς werdς, wie damals 1781 als wir von Münchς
kamς, u ich den Heinrich mit mir brachte. Es warς letztlich nicht
nur Consistorialen, sondern die Professores von dς Universitet da,
und 3 Canonici aus dem Kloster St: Zeno, die aigens herüber
gekomς, u um 9 uhr, da es aus war wiedς aufgesessς und nach Haus
gefahrς. künftigς Mittwoch wird dς Heinrich ein Concert
vermuthlich auf dem Pianoforte, das dς Arco Leopold hatte,
spielen. – Nun ist auch dς ReichsHofrath Gr: v Firmian
hier, so wohl er, als sein Brudς von Passau der Majorat=
Herr sehς beÿde elend aus, wie die siebς theure Jahre, sie
warς auch auf dem Rathhaus, beÿde habς die Aus=
zehrung am Halse. das glück ist daß der MajoratHerr
3 Söhne hat, davon einer hier Domherr ist, und zween
jüngere sind in Passau.

Heut frühe dς 18
Der Leopoldl ist wiedς frisch, es war eine Wildniß, wie die
weiber zu sagς pflogς; schon gestern u heut frühe sahe, und
sieht man rothe fleckgς, und wimern p: die Säure hat heraus
geschlagς: wies halt beÿ Kindς geht. Er küsst euch, hat ebς
mit mir gelacht und gekirrt, weil man noch bemerkt, daß
er verschleimt ist, da kan er nicht recht heraus schreÿς, wie ers
macht, wen er Lustig ist. Schicke hier die choccolate à 1 f 30.
küsse euch beÿde von Herzς, grüsse die kinder und bin wie
                                                       allzeit euer redlicher Vatter
                                                                     Mozart mp

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