[S. 1]


Münchς dς 22
tς Hornung
1786
Ich wusste nicht ob ich lachς odς Böse werdς musste, als ich in deinem
Schreibς las, daß euch die eingeschickte kindische Prophezeÿung bange
machte. Ich hatte diesen dr= nicht einmal gelesen: und ich muß
zur Ehre der Salzburger sagς, daß man in Salzburg diese Sache
nur belachte und gar nicht die mündeste Achtung darauf hatte,
ja so gar vernünftige Menschς sich geschä
mt hättς davon etwas
zu reden, noch vielweniger die spitzbübereÿ zu widerlegen,
wie hier wirkl: eine Widerlegung gedruckt gefundς habe, die
ich aber eben so wenig zu lesen mir die Mühe nehmς wollte.
Freÿlich warς hier heute morgens schon viele 100 Menschς vor
dς Statt versa
melt, um der
Execution zuzusehς, weil ein
Soldat, wegς
vieler gewaltätiger Einbrüche, und Diebereÿς pp:
Gehenkt wordς. Doch muß gestehς, daß ich abermahl den
Beweis hatte, daß die Baÿern 100 mahl du
mer sind als die
Salzburger: hier musste man gar eine
Widerlegung im
Drucke erscheinς lassς, da in Salzb
ς: von dieser Einfältigkeit
kaum eine Meldung, und das nur im Gelächter, geschahe.
Ich bin, Gott Lob, gesund,
u habe alle Posttäge von der
Nandl, wo sie mir das Wohlseÿn des Leopoldl, und das
sehr fleisige Nachsehen des h
ς: v D'Yppold berichtet, der
als
Visitator zu verschiedenς Stundς
u Zeitς täglich seinς
Besuch macht. Der h
ς: Concertmeister Fränzl, der noch
niemals hier, sondς i
mer in Manheim war, ist mit seinem
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1881
[S. 2]


Sohn, der recht schön Violinspielt, angeko
mς, will nach Wie
n
gehς
u ich musste an deinς Brudς deswegς schreibς, dessς
Antwort h
ς: Fränzl hier abwartς will; die Antwort
wird aber an h
ς: Fränzl: selbst, odς an h
ς: Marchand gehς,
weil ich am Aschermittwoch abreise.
Die Gredl sang
u spielte in dς
Fiera di Venezia vortreflich
gut. ko
mendς Montag ist wiedςum die
op: Armida.
Gestern fieng mit einem
kaltς wind ein schön helles Wetter
an,
u heute waren
alle Fenster gefroren, so daß
über die heftige kälte alles klagt, und das ganze
Erdbebς darüber vergessen wird.
Alle Marchandischς empfehlς sich euch, wie auch die Langischς,
Brochardischς; – da
n Md:me Durst, –
Heppischς, –
Tavernier: p: –
v Hofstettischς
p:
Dufraisne –
Canabichς:
Le Brun u sie, –
Bologna p: und wer weis, wer noch
aller. – Morgen ist grosse Tafel beÿ
Martin Lang=
|
Boudé |, wo auch die
Fränzl:,
Canabichς:,
Md:me Schulz
Brochardς p: dazu eingeladς sind, wir
werdς 18 Personς seÿn. am fasching Erchtag wird,
so viel höre, die
Fressereÿ beÿ uns sein.
von dem
Geschmuck will gar nichts zu schreibς anfangς,
da es zu weitläuftig wäre. Die Anboth, die mir ge=
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[S. 3]


macht wurden sind zu schlecht und alles zu erklärς zu weitläuftig:
und es sind itzt
wirkl: die zeitς so, daß nur ein glücklicher
Zufahl so etwas anzubringς, sich ergebς müsste.
Heute morgens dς 23
tς habς wir wiedς grosse kälte, um 11 uhr
bis 1 uhr werdς die
Quartettς gemacht: da ko
mt alles zu uns
was einς gutς musik
ς: Verstand hat: da
n um 1 uhr zum
Lang zum Essς. – Nun schlüsse, um 10 uhr muß
dς Brief auf dς Post seÿn.
Ich küsse euch beyde von Herzς,
grüsse die Kindς und bin wie
allzeit dς red
ς: Vatter
Mozart
mp
Auf dς
Redoute warς wir niemals, – aber 2 mahl
auf dς
accademie masqué.
Beÿ Gelegenheit, daß etwa die Glasträgerin
hereinko
mt, schicke das
grosse Concert ex D herein.
damit es gewis heri
n ist, um es auf den Wahltag beÿ
Hof machς zu kö
nen. der Heinrich hat es selbst, allein er
lässt es seiner Schwester hier um es in dς Fasten im Liebhaber
Concert zu spielς.
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[S. 4]


À Madame
Madame de Sonenbourg
à
St: Gilgen
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