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                                                               Münchς den     Hornung 1786
Ich bin Samstag morgens um 6 uhr abgereiset, u abends um 7 uhr
in Wasserburg eingetroffς, ohneracht es nebst dem bestendigς Wind
bald riselte, bald schneÿte, bald regnete: – Es war ums Messehörn
zu thun, folglich konnte Sontags so frühe von Wasserburg nicht
so geschwind wegreisen, und da kam, da die weege ohnbeschreiblich
schlecht waren, erst um 3 uhr in Münchς an. ich reiste übrigens
ganz bequem mit Zugemachter chaise, gesund und Lustig!
die Freude beÿ meiner Ankunft war ohnbeschreiblich. Ich sahe die
Opera am Montag. die Gredl sang u spielte recht vortrefflich –
die Le brun aber war nicht recht wohl u musste 2 Arien aus=
lassen. Bologna sang nach seiner altς Methode, und, es thut
mir Leid – man hat ihn hier schon genug, weil ihm imer etwas
fehlt u weil man imer das nämliche hört, er kan gar nichts
machen. Er wird, da Armida nicht mehr gegebς wird, u er in
der Fiera di Venezia nichts zu thun hat, nach Wienu dan
wieder nach Italiς gehς. Heute hattς wir eine Musik beÿm hς: von
Hofstetten, wo auch dς alte u junge Baron Rechberg, graf
La Rose p p: warς, die lassς sich alle samt Md:me Durst dir
empfehlς. – die Md:me Tavernier habe nicht zu Hause an=
getroffς: er war zu Hause: Sie wohnς itzt im Dufraisnischς Hause
neben dς Post auf dem Rindermarkt. die Nandl hat mir
geschriebς, daß dς Leopoldl sich gesund u wohl auf befindet, u
daß der hς: v D'yppold seit meiner Reise alle Tage den Leopoldl
besucht habe; ich hab ihn darum ersucht, nur zu zeitς nachzusehς,
Die ungenannte Oper ist Armida, von Prati. Die Fiera di Venezia ist von Salieri. N.


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und das thut er fleisig. zu meinem Vergnügς muß dir
sagς, daß der Heinrich erstaunlich fleisig muß exerciert
habς, den du wirst dich verwundς, wen du ihn wirst die
Fantasie, u Sonata von deinem Brudς, die dir geschickt habe,
u er auch hier hat, u die Sonaten vom Clementi spielς hörς.
er spielte sie auf dem Fortepiano beÿm hς: v Hofstettς so
vortreflich daß mir das Herz lachte.
am dienstag war ich zum Brochard eingeladς. wir warς
12 Personς. ich; 4 vom Marchand; Lang u Langin; Pipo u
sie; u hς: Dufraisne. Ein herrliches Tractament Mittags,
dan spaziergang, – dan spiel, – dan Souppe.
von dς Gredl werde Sonatς mit bringς. aller Ortς fragt
man wie es dir gehe? – ob du gesund u vergnügt lebst?
u alle Leute empfehlς sich euch. Nun muß schlüssς, es ist
Mitternacht u morgς frühe muß den Brief schon auf die
Post schickς, da die Post vormittag abgehet. die Marchandischς
alle umarmς euch u ich küsse euch von Herzς, grüsse die
Kinder, und bin ewig euer redlicher Vatter
                                                                  Mozart mp
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[vacat]
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À Madame
Madame de Sonenbourg
à
St: Gilgen

Ich bezeuge Herrn Geheimenrath Feuerstein, daß dieser
Brief die Handschrift Leopold Mozarts, Vaters von
W. A. Mozart († 1791), ist. Salzburg 20 Febr 1826.
                                                         Nissen
                                          Gatte der Witwe W.
                                            A. Mozarts.

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