[S. 1]
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27
London den 27.
ten Novbς:
1764.
Monsieur!
dς 11tς december
Empfangς
Wundern sie sich nicht, daß ich ihnen
etwas später antworte, ich habe mehr
zu thun, als sich mancher etwa einbilden
wird, obwohl noch die
Noblesse nicht
in der Statt ist, und das Parlament, wie=
der die Gewohnheit, erst den 10.
tς Jan: des
künftigen Jahres zusammen kommet;
folglich noch zur Zeit sich der
guinées-
Flug nicht sehen lässt, und ich immer aus
dem Beutl zehre. Nun ist es aber bald
Zeit, daß ich wieder einfülle, den seit An=
fange des
Julij bis ietzt, bin ich mehr als
um 170.
guineés ringer geworden. Ich
habe über all dieses eine grosse Aus=
gaabe 6.
Sonaten von unserm H
ς: Wolf=
gang stechen und drucken zu lassen, die
der Königinn von Grossbrittanien |: auf ihr
[S. 2]
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selbst verlangen :|
dediciert werden;
Eine Sache, die in dieser grossen Statt
sehr viel Bemühung verursachet, indem
man zu einen
graveur |: wie es auch zu
Paris war :| so weit als bis in Hellbrun
zu
marchiren hat: und diese Leute muß
man immer antreiben, denn sie haben
viel zu thun. Daß wir alle, und
besonders ich, Gott lob, wohl auf sind, kön=
nen sie daraus schlüssen; weil ich die=
ser Täge ein Spaziergang zu
Mr: Teissier
in die Statt hinein gemacht habe, welches
etwa so weit, als bis nach
Aniff, ober
dem Hellebrunn, seÿn mag. Man
sagt,
in die Statt oder nach hiesiger sprache,
city: weil ich in dem Theil von
Westmün=
ster, wo der königliche Hof, die Gesandten
und meiste
Noblesse ist, und wo auch alle
opera und
Comoedien Häuser sind, wohne.
London aber bestehet aus dreÿen be=
nennungen oder 3.
respective Stätt, die
aber, wie eine einzige entsetzlich
[S. 3]
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grosse Statt, völlig genaue zusammen hanget,
nämlich:
Westmünster,
London und
Southwark. Nur ist der Unterschied, daß
die Strassen in theil
Westmünster nebst
den Gebäuden viel weiter grösser und
herrlicher sind, als in
London selbst, obwohl
ansehnliche Gebäude genug aldort anzu=
treffen, darunter eines der ansehn=
lichsten auch, die so genannte
Royal Ex=
change oder Kaufmannsbörse ist. Stel=
len sie sich einen grossen Pallast vor,
in dessen Mitte ein Hof ist, der grösser
ist als der Hof im
Mirabell. In
dessen Mitte eine königliche
Statue, und
an dem Gebeude selbst in der höhe alle
Könige von Engelland in Lebensgrösse
zu sehen sind. Nebst dem sind um den
ganzen Hof herum unter dem Gebäude
10. Schritt breitte Gänge, um im fall des
Regens aldort sicher zu seÿn. Hier
haben nun iede
Nationen ihren Platz.
dort sind die Kaufleuth die von Geburt
[S. 4]
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Franzosen sind; hier die Holländer; da
die Spanier; dort die deutschen, Italiä=
ner, Portugäsen
p Mit einem Wort iede
Nation hat ihren Platz, wo man sie fin=
den kann. Nebst dem können sie hier
ein büchl kaufen, das 2. finger dick ist,
darinne alle Kaufleuthe nach dem Al=
phabet aufzusuchen, und ihre Wohnungen
zu finden sind. Alle Täge von 1.
Uhr bis 3. Uhr gehen viele hundert, und
Erchtags und Freÿtags, da Post oder Bör=
se Tag ist, viele 1000. Menschen hier aus
und ein, und ich habe mich an einem Don=
nerstage zwischen 2. und 3. Uhr kaum durch
dringen können, um von dem Eingange
des Hofes zu dem Ausgange zu kommen.
Es sind 9.
Compagnien oder Gesellschaf=
ten von Kaufleuthen, die beständig 1417.
Schiffe und 21797 Matrosen in ihrem Dienste
unterhalten. dazu sind 45 Amthäuser zum
Behufe der Handlung und Gewerbe. Wenn
man
[S. 5]
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man auf der
Londoner Brücke stehet und
betrachtet die Menge der Schiffe die im=
mer in der
Themse liegen, so scheint es,
wegen der erstaunlichen Menge der Mast=
bäume, als sehete man einen dicken
Wald vor sich. Man kann in der
That nichts Prächtigers sehen; ich finde in
einer Beschreibung von
London,
die 1758.
schon zum Siebenten aufgelegt ist, daß
Lon=
don in mehr als 95968 wohnhäuser bestehet;
daß sich die Anzahl der Strassen und
Gassen über 6000 beläuffet, ohne der un=
zahlbaren Menge der so genannten
Courts
oder kleinen Gassen, die mit viereckichten
platten Steinen gepflastert sind, und wo=
hinn man weder fahren noch reitten darf,
sonderen nur für fussgeher |: den weeg
abzuschneiden :| gemacht, und wo die schönstς
Boutiquen anzutreffen sind. Daß nun
seit der Ausgaabe dieser Beschreibung
viele 1000 Häuser gebauet und
London mit
[S. 6]
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vielen gassen vermehret worden, und
das die ohnehin so schrecklich grosse Statt
alle Jahr mit einer Menge Häuser ver=
mehret und mit der Zeit zu einer ganz
unbeschreiblichen Grösse gelangen wird,
sehe ich theils aus der alten und neue=
ren Statt-Carthen, und theils bin ich
der Augen
Zeig; indem ich nicht nur
den gelegten Grund zu vielen neuen
Gebäuden auf eine Stundweit, sonderen
die erstaunliche Menge Häuser gesehen,
die seit meinem Aufenthalt in
London,
folglich diesen Sommer aufgebauet wor=
den. Viele Hände machen bald ein
Ende und hier, wie in Paris, wird den
ganzen Winter fortgearbeitet. Die
Beleuchtung hier ist die schönste und grö=
ste die ich gesehen habe, davon die An=
zahl in der obigen Beschreibung auf mehr
dann 55435. Lampen angegeben wird;
so doch unendlich ietzt vermehret wor=
[S. 7]
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den, indem in Hauptstrassen iedes Hauß
eine und ein ansehnlich oder von ver=
möglichen Leuten bewohntes Haus 2.
Lampen vor ihrem Hauße hat. Über
daß sind in den meisten Lampen vor
ihrem Hause haben 2. Lichter, und beÿ
Herrschaft Häusern und offentlichen Ge=
bäuden sind 3, 4 und 5. Lichter in
einer Laterne. Auch find ich hier
keine so hungerige Beleuchtung, als ich
in anderen Orten gefunden, wo näm=
lich die meisten Lichter um 1. Uhr in der
Nacht schon ausgebrandt waren. Hier
lauffen die Kerls mit der Leiter über
der Achsel und Feuer in der Hand beÿm
hellen Tage noch, und zinden die Lam=
pen an, und ich habe schon morgens um 9.
Uhr noch Lampen brennen gesehen.
Über das brennen im Winter rings um
London von allen Seiten die Lampen
auf den Hauptstrassen bis gegen eine kleine
[S. 8]
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Stund weit hinaus zur Sicherheit der hin=
und her Passirenden. Es sind haupt=
sächlich zweÿerleÿ Gattungen der Wohn=
häuser zu finden; die erste Gattungen
in den
Courts oder neben Gassen be=
stehen nur in 3. Stockwercken, nebst Küche
und Keller, so beÿde unter der Erde
sind. die 2.
te Gattung, nämlich in
merckwürdigen Strassen und Gassen
bestehet in 4. Stockwerken
p und die 3.
te
Gattung in den vornehmsten Strassen
in 5. Stockwerken.
NB: Küche
und Keller ist allzeit unter der Erde,
und das erste Stockwerk heist, was beÿ
uns zu Ebenfuß ist. Es sind hier
beÿ 143.
Kirchenspiele, oder abtheilungen.
108. grosse Kirchen. und 71. PfarrCa=
pellen, dazu gehören, nämlich zu den
abtheilungen 420.
constables oder
Statt=
diener, oder
respectivé Sicherheits
Com=
missarij, 227 unterVögte, 58. Aufseher,
134.
[S. 9]
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134. Pedellen, 1318. Nachtwächter, die alle
halbe Stund ruffen, und nach Mitternacht
allzeit zugleich ruffen was für ein Wetter
ist. Dann sind 443. Strassen Auf=
seher, an welche jährlich 11728. Pfund Sterl
ς:
für die Reinigung der Strassen bezahlt
wird. Hier sind 32. fremde Kirchen, 147.
Capellen und Versammlungshäuser von
unterschiedlichen benennungen, und dreÿ Jüdi=
sche
Synagogen. 38. öffentliche Freÿ=
Schullen worinne sich mehr dann 3173. Kin=
der befinden; 166. öffentlich armen Schulen,
die 5360. Kinder versorgen und noch über
300 besondere Schulen. 27. Spittäler für
Krancke und Wahnwitzige; 14. Gesell=
schaften zu Versorgung armer Wittwen
und 95 Armen häuser. 51. Arbeitshäu=
ser, 5. Zuchthäuser und 14. Gefängniss=
gebäude. Die
Summa zu Unter=
haltung der Armen beläuft sich insge=
mein jährlich auf mehr dan 250520
Pfund Sterling
ς: Die Statt oder das
[S. 10]
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Publicum unterhält ferner 5. königliche
Palläste |: die aber zimmlich bürgerlich
und gar nicht königlich aussehen :| 7. Ge=
sellschaften der Gelehrten; 18. öffentliche
Biblioteken; 16.
Collegien für Rechts=
gelehrte; 91.
Compagnien der Handwer=
ker,
der 52 ihre eigene Häuser oder so
genannte
Hallen haben, meistens statt=
liche Gebäude, in welchen sie zusammen=
kommen und ihre Geschäfte verhandeln;
4.
Opern und
comœdien häuser; 33. Markt=
plätze; 2. Thiergarten; 6 öffentliche
Gärten; 50. sogenannte
Square oder
viereckichte grosse Plätze, wo auf einigen
der Könige, oder andere
Statuen sind;
2. grosse Brücken; und 8. Thore.
NB: Es sind aber weder in
Paris noch hier
solche Thor, wie in den Stätten Teutsch=
lands, sonderen eigentlich nur starcke
Bar=
riers. Obwohlen nun für die Armen
hier sehr mildreich gesorget wird, so sind
doch der armen eine schwere Menge;
[S. 11]
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wenige aber getrauen sich recht freÿ zu
betteln, da es verbotten ist; sonderen
sie haben eine andere Art das Almosen
zu verlangen: nämlich; eines biethet ih=
nen im Sommer blummen-Buschen, ein
anders Zöhnstöcher von Federkeulen, ein
anderes Kupferstiche, ein anders schwefel=
hölzel, ein anderes Nähezwirm, ein
anders Bänder von verschiedenen Farben
p
andere singen durch die Strassen und
biethen ihnen die gedruckten Lieder an,
welches das allgemeinste ist und zum Eckel
stündlich gehöret wird. – mir fällt nicht
alles beÿ. – Hier sind mehr denn 1072.
Bäcker; 1515. Metzger 1411. KäseKräm=
mer; 159. Fischhändler.
NB: Obwohlen
man hier die Fisch nur für Pracht und
delicatesse isset, die, obwohl man mit
dem Meer umzingelt ist, abscheulich theuer
sind. 217. Geflüglhändler; 171. Breu=
stätte; 551.
Coffeé häuser,
NB: obwohl
ich nur erst in einem einmahl gewesen bin.
[S. 12]
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447. Weinhäuser.
NB: ohne die Wein=
händler so
Boutiquen haben. 5975. Bier=
schäncken, 207. Gasthöfe, 8659. Brandwein=
schencken.
NB: Brandwein und Bier ist
des Volkes Element. 1214. Gemieß Lä=
den oder garten Buden.
NB: ohne die
gewöhnlichen Marcktplätze. Man
rechnet, daß hier jährlich ungefähr ver=
zehret werden 396636. Viertl Weitzen
Mehl. 98244. Ochsen: obwohl man hier
nicht, wie beÿ uns täglich Rindfleisch
siedet. 711123. Schaafe und Lämmer.
194760 Kälber. 186932 Schweine. 52000.
Spanferckl. 113536 Schäffel Austern, die
hier von verschiedener Gattung und Preis,
Z: E: die gröste Gattung 12. Stück für
4.
Pennys zu haben sind. Aus einer
solchen können sie 4.
venetianische machen.
indem man eine Auster nicht essen kann,
ohne sie wenigst in der Mitte einmahl von
einander zu schneiden. Von der erstaunlichen
Menge
[S. 13]
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Menge der grossen Meer Krebsen, an=
derer Krebsen, Meerschnecken
p und der=
leÿ Zeüges nichts zu melden. Vom
26
Maij, wo die sogenannte
Mackarel
Season anfängt, bis den 6.
tς Julij ver=
wichenen Jahres langten zu
Billings=
gate |: ein Thor an der Themse :| 589.
Boats |: Schiffe :| böths voll fische an, deren
iedes 2. Lasten führet; iede last enthält
10000 Fische. Hieraus erhellet das nur
von dieser
Sort Fische die man
Macka=
rellen nennet in selbiger Zeit sich auf
14. Millionen 7. hundert, und 40000 be=
läuft, nichts zu sprechen von
Kabeliau,
Schellfischen, Weisslingen, und anderen
Seefischen, nebst der erstaunlichen Menge
Stockfischen, flussfischen und der Menge
verschiedener gesalznen Fischen. Die
Rechnung des nach
London gebrachten
Butter und Kässe beläuft sich vom
Butter auf 2. hundert und 90. tausend
263. fässchen von einer viertl Tonne,
[S. 14]
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oder 16.
Millionen 366. tausend 728. Pfund.
ohne die frischen Butter, der alle Tag zu
butter-brod verbraucht wird.
Ferner 10533. Tonnen oder 21.
Millionen
6. hundert und 60. tausend Pfund Käse, der
mancherleÿ Arten nicht zu erwehnen die
von Fremden Länderen eingeführet wer=
den. Die Milch kann gar in keine Rech=
nung gebracht werden. Und die Bier=
breuer setzen jährlich an starken Bier et=
wa eine
Million 528. tausend 468. Fässer
und eine
Million 74000. zweÿhundert und
88. Vässer schmahl oder schwach Bier ab. ohne
NB: des gewaltigen Aufgang des Land=
biers. ich habe einen Auszug vom Jahre
1738.
geschehen, in dem Bemerckt ware,
das nur in dem Haven zu
London fol=
gende Wein
Quantität eingeführt wor=
den. nämlich: 1828. Tonnen von Por=
tugall. 10255. von Spanien. 1105. Tonnen
von Franckreich. 476. Tonnen von Teutsch=
[S. 15]
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land und Holland.
Summa 30040 Tonnen.
Daß ietzt noch einmahl so viel eingeführet
wird, hat seine Richtigkeit. dann alles
sauft Wein, obwohl der mindeste Preis
einer
Boutellie Wein |: die noch etwas
kleiner als unsere sind :| 2. Schilling. – –
dann andere Weine von 3. bis 20. Schil=
ling eine
Boutellie kostet, welches, so un=
glaublich es scheinet, doch die heilige Wahr=
heit ist. Indem die gräulichst
accise auf
die Weine gelegt sind, um den Abgang
des Biers,
Cyder oder Mosts und Brand=
weins
p als Land
producta zu beförderen:
und obwohl die starken getränke nicht für
nothwendige Lebensmittel zu achten sind.
So werden sie doch aus folgenden Rechnungs
Auszug
de ano 1733 den ich gesehen
habe, die Menge der eingeführten und
hier selbst
distillirten
Sorten starcken ge=
tränckes bewunderen. 36823.
Gallons
Arrack.
Gallons ist eine Massereÿ die
mir noch unbekannt ist; ich finde in
[S. 16]
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einem Buche das es 4.
Peints de Paris
beträgt;
dieß wäre demnach 4. unserige
Boutellien eine Gallons. Arrack ist ein
Brandweins Art so aus einer
jndianischen
frucht gebrannt wird, von
ost indien ko
mt
und dort ein gewöhnlicher Getranck ist.
Er wird zum guten
Punch gebraucht.
1.
Million 300 und 15000, dreÿhundert und
52;
id est: 1,315352
Gallons Brandwein.
328
1⁄4.
Gallons citronwasser. 316
2⁄3 gallons
Cordial wasser. 3791.
gallons Wachholder=
brandwein. 103
1⁄2.
Gallon Rackee. 327703.
gllons Reem, zum gemeinen
Punch, und
or=
dinaire Magen Cur. 12.
Gallons Vizneÿ.
154
1⁄2 Gallons Usquebaugh. 12527.
gallons
Cyder oder Äpfelwein 890319
gallons Me=
lasses. 1.601293
gallons Kornbrandwein.
welches zusammen 11,205627.
Gallons be=
trägt. Man rechnet das jährlich 11,
644863. Pfund inslicht Lichter in
London
gemacht werden, und da doch alles was
nur ein wenig ein Ansehen machen will
Wax
[S. 17]
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Wax brennet, gar schlechte Leute aber,
und andere beÿ vielen Gelegenheiten
Oehl brennen. Nun wissen sie aber=
mahl zimmlich etwas von
London, ein
anderes mahl, wieder etwas anderes. – – –
Ich und alle die meinigen wünschen ih=
nen und dero Frau Gemahlin
million
Glück zu der angetrettenen Standes
Veränderung des Herrn Sohns
Caietan,
ich habe eine sehr gute Meinung von ihme,
und da sie allzeit ein guter und vernünf=
tiger Vatter sind; so thun sie auch sehr wohl
ihn, wenn er auch wieder nach Hause keh=
ren sollte, mit offnen Armen und freu=
digen Gesichte zu umfangen, da er ie=
derzeit ein stiller ruhiger Knab war,
so wird er nichts thun, als was er sei=
nem Seelenheil am vorträglichsten zu
seÿn erachten wird: desswegen ist das
Probier jahre. Der Wolfgangerl hat
geweinet, da ich es aus dem Briefe ab=
gelesen, und auf befragen warum? – –
[S. 18]
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so war es ihm leÿd, weil er glaubte,
daß er ihn nun nicht mehr sehen werde.
Wir belehrten ihn aber eines anderen,
und er erinnerte sich, daß er ihm oft
eine Fliege gefangen und die Orgel auf=
gezogen, auch die Pölzl-
windbix gebracht.
so bald er nach Salzburg zurückko
mt
will er nach St. Peter gehen und sich von
Mr Caietan eine Fliege fangen lassen,
und dann muß er auch mit ihm Pölzel
schiessen. Er hat also das Ordenskleid
an dem nämlichen Tage angeleget und
sich in das
Novitiat begeben, an welchem
ich vor etwa 17. Jahren in dem Orden
der geflickten hosen getretten und zu
Aigen mit meiner Frau
Profession
gemacht habe. Wir erinnerten uns
selben Tages fleissigst seiner und wün=
schen ihm 1000 Glück und nichts als die
Erkänntniß seines wahren Berufes, die
ihm Gott verliehen und ihn dadurch auf
den Weeg seines ewigen Seelen Heils
[S. 19]
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führen wolle. Sie haben nach ihren ge=
wöhnlichen vernünftigen Überlegung sehr
wohl gethann ihn nach München und
Augspurg reisen zu lassen, damit er
doch siehet, daß ausser Salzburg auch
noch Menschen sind. Daß anbeÿ der
Cammerdiener des herrn graf
van Eÿck
von uns so rühmlich zu sprechen die Höf=
lichkeit gehabt, ist eine Gütte von ihm;
indem die Schuldigkeit ehrlicher Leute ist
so zu leben, daß man weder sich |:
amor
incipit ab ego :|
nach seinem Vatterlande
zur Schande, sondern, so viel möglich,
zur Ehre ist. Daß aber H
ς: Graf
van
Eyck eine Gräfin von Königsfeld zur
Ehe genommen, ist mir lieb zu vernehm=
men, denn es mir sehr Leid gewesen wä=
re, wenn er, da er das erstemahl eine
Frau von einer so guten
Familie hat=
te, das 2.
te Mahl eine Frau von nie=
drigem Stande gewählet hätte: und das
er nicht lange ohne Frau bleiben wird,
[S. 20]
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das habe ich mir wohl einbilden können;
Allein keine, wie seine vorige war, hat
er nicht mehr bekommen, das kann mich
niemand bereden. Ich weis es, und die
Zeit wirds lehren. – – – Wemm ist
dann eingefallen, daß der römische König
eine englische Prinzösin heurathen soll? – –
Das ist ein Traum! der ietzige König ist
von einer Weiblichen
Linie her auf dem
englischen Throne; wie auch nachdem
Jacobus 2.
dus vertrieben ware, dessen
Schwieger Sohn
Wilhelmus 3.
ius Prinz von
Oranien auf den englischen Thron kamm,
weil seine Frau
Jacob 2.
di Tochter war.
Und wem soll nur einfallen, daß Engel=
land eine Prinzessin an einen catholischen
Prinzen von einem so grossen Hauße
geben wollte, wo man über lang oder
Kurz einige Ansprüche besorgen müsste,
da die nämlichen
Casus 2. mahl hinter=
einander mit dem
oranischen und
Han=
noverischen Hause
existiren. Meine
Zeitung
[S. 21]
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Zeitung wird wohl etwa wahrscheinlicher seÿn,
wenn ich sage, daß der Prinz Carl,
seine Schwester und der römische König sich
mit dem Churfürsten und der Chur=
fürstin aus Bajern in Straubingen den
2.
tς Novbς: wegen einer zukünftigen
Mariage unterredet haben. Herrn
Wagner von Tittmoning, und H
ς:n Hof=
Statuario Hagenauer
gratulire von
Herzen zu derselben Standes Verände=
rung nebst unser aller Empfehlung. – –
Bedaure das Unglück des Herrn.
wie es halt gehet!
multum clamoris et
parum Lanæ,
oder nicht alles was glän=
zet ist Gold. Dem H
ς: Spöckner bitten
wir alle unsere ergebneste
Complimen=
ten zu machen, und ihm zu sagen, daß,
obwohl die
die contredance hier zu hause
sind, doch nichts wenigers als schön
fi=
gurirt, noch weniger schön gedanzt wer=
den. Die
Arien aber sind zum theil
gut. ich werde ein ganz Buchvoll mit=
[S. 22]
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bringen. Lebt Herr
Dellmor noch wohl
auf? und was macht der ehrliche H
ς:
Deibel? wir empfehlen uns diesen ehr=
lichen unsern lieben Freunden von Her=
zen, und allen die uns lieb haben.
p:S: ò Mein gott wie viel habe ich zu schreiben
?
Hr: Vogt bitte ich nebst meiner Empfehlung zu sagen,
daß ich ihm und wir alle unendlich danken. – – daß
paris und
London mit Mitterwalder Geigen
voll sind, und daß sonderlich hier eine erstaunliche
Mauth auf alle Sachen ist. doch habe ich anstaltς
getrofen, daß wenigst in
paris etwas mag
zu machen seÿn: allein ich muß ihm vorläufig
sagen, daß in
paris und hier die
violin sehr Stark
bezogen, und die E, wie schwache
A sind.
die
violin muß er auf diesen Fuß einrichten:
sonst ist nichts zu machen. hingegen ist, sonderlich
in
paris der thon oder die Sti
mung nieder
und sehr tief. ich hab seiner Zeit
Correspondenz
genug. allein ich muß erst die Weege der Mauth
ausfindig machen. welches das schwereste ist.
addieu.