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Der Leopoldl ist gesund! Salzb
ς: dς 1
tς Hornung
1786
Daß meine angelegte
Mine glückl: gesprungς
u P: Dominicς, im
ersten
Scrutinio schon, zum Prälatς erwehlt wordς, wird vermutlich
der Ruff schon nach St: Gilgς gebracht habς. das Wort,
meine ange=
legte Mine, ist nichts leeres, aber zu weitläuftig, es zu erklärς;
bis die spitzbiebereÿ odς bossheit mündlich odς schriftlich berichtς ka
n.
die Eltern u ein Theil dς Statt wusstς den Ausgang dς Wahl noch
eher, als die
Erwehlendς u dς Erwelte. Sobald die
Comissarii findς,
daß einer erwehlt ist; so gehς sie zum Erzbischof um ihm solches
zu berichtς und sein
Placet zu vernehmς. Sie warς also kaum aus
des Fürsten Zi
mer gegangς, so schellte er, und rieff,
ein Lauffer
solle Augenblicklich zu den Eltern lauffς und ihnς sagς: er lasse
ihnς sein Compliment meldς und ihnς zur der auf ihrς Sohn
ausgefallnς Wahl gratulierς. da nun der Lauffer von dem
regal,
das er gewiß hoffς konnte und auch erhielt, so leicht,
wie eine Fedς wurde, so flog er über den Marktplatz, als
we
n er den Fürstς ermordet hätte, schrie
u stoss alles auf die
Seite und kam ins HagenauerZi
mer, daß er ausser Athem
kaum sprechς konnte. Man sahe ihn lauffς, – alles sprang aus
den Gewelbern, man sahe ihm nach, lauffte nach – und
beÿ seinem Zurükgehς hörtς man daß es wahr seÿe, was man
aus seinem Lauffς vermuthet hatte. Unterdessς gienge es noch
fast eine halbe Stund zu, bis die in St: Peter versa
melte
VolcksMenge den Ausruff des Erwehltς durch den
P: Cano=
nisten Klaynmayr von dς Canzl erfuhrς. Als ich zum
Hagenauer nachhero ins Zi
mer kam, warς alle Zi
mer
durch
u durch so voll dς
gratulantς, daß man sich nicht rührς
konnte. da
n kamς
Billets von
allen Herschaftς p:
alle geistl:
u weltl: Räthe kamς theils in Person odς schicktς
Billets p:
Nachmittag kamς die
Superiores von allς Klöstern und von
den
Nonen die Ausgeherinς. – ein
deputierter von der
Universitet p: kurz! bis
nachts um 10 uhr gab eins dem
andς die Thür in die Hand. – das
Te deum Laudamus
war um 11 uhr, und da ich da
n unter dem Gemurmel von
Leutς beÿm Hagenauer war, so kam die Einladung, daß
der h
ς: Vatter,
u Brudς Joha
nes zum speisς nach St: Peter
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U.
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„MOZARTEUM”
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ko
mς solltς. das hattς sie nicht vermuthet: unterdessς ist das Zi
mer
leerer gewordς, dς alte Ma
n musste sich ankleidς, 2
Patres von
St: Peter kamς
u führtς ihn hinein. Ich speisste abends beÿ
dς Fr: Hagenauerin, kamς aber später zum Essς, weil dς
Regent im Priesterhaus und dς Pfarrer in dς Gnigl,
hernach aber 2
Professores aus dem
Collegio da warς.
unterm Nachtessς kam dς Bauernfeind im Versatzhaus
mit Fr:
u Tochter, Bauverwalter
u sie, warς auch da.
nach 9 uhr kam die Kutsche von St: Peter und bracht den
altς Hagen
ς: nach Hauß
u mit ihm war h
ς: P: Rector,
P: Vice Rector u P: Canonist. unterdessς ist dς neue
h
ς: Prälat zum Schlaffς nach Hauß in No
nberg gefahrς,
u sein
Brudς Joha
nes musste ihn begleitς. die Abtissen
u einige
erstern klosterfrauς habς ihn noch erwartet
u eins
von Herzς geweint. Joha
nes ist nach Hauß gefahrς,
u hat
uns solches erzehlt.
den 3tς Hornung.
Gestern um 10 uhr bin erst zum neuς h
ς: Prälatς gegangς,
der mich mit der gröstς Freude, wie wir sonst pflegtς, empfieng,
und mich beredete um 12 uhr zum Speisς zu ko
mς, und mir
alle Gäste sagte, näml: seinς
Vatter,
Brudς,
Weiser,
Hefter,
Ranftl alt u junger,
Camerfourier,
Burgermeister,
u zweÿ
Cajetaner. Probst
Neymiller,
u Griming. Wir warς ganz
natürlich wohlauf, es war
wedς Zierereÿ noch
Pedanterÿ, und
nach Tisch sprach dς vormalige
Collegi Prediger
Stechen,
Sechen,
eine Menge von deinem Brudς mit mir, weil er
u die Schwägerin
zu Zeitς auf
Dornbach hinaus ko
mς, wo dieser
P: Edmund itzt
exponiert ist. da i
mer Gesellschaftς nach
Dornbach ko
mς, so sagte er
mir, daß ganz Wie
n den Wolfg
ς: vor den gröstς Tonkünstler
in Wie
n hält. – um 4 uhr fuhr dς Prälat zum Erzbischof.
das war nun die erste wichtige Neuigkeit! – –
Die Zweÿte ist, das ich den 30
tς nach Münchς schreibς muste,
weil der
Brunetti zu mir gelauffς ka
m u mir sagte, dς
Erzb
ς: habe befohlς ich möchte schreibς, daß er den
Heinrich
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we
n er Lust hätte mit 300 f
u Reisegeld auf 1 odς 2 Jahre,
wie er will, in Dienst nehmς wolle. Heute also erhalte Antwort,
u zwar Nachmittag. deinem Brudς habe gleich am dienstag solches
geschriebς, damit er in dς andς Sache mit
B: van Swieten wegς dem
Heinrich
Laviert oder zurük hält. Heinrich wird also wohl
ko
mς. – odς ich ihn vermuthlich abhohlς müssς: da da
n schon
in solchem Falle, wegς der Nachsicht beÿm Leopoldl alle Vor=
sorge ausgedacht habe, we
ns dazu ko
mς sollte.
3.te Neuigkeit. Die schwester dς seel: Verwalterin im St: Joh
ς:
Spittal, Apotekerin in Münchς, ist gestorbς,
u 14 Täg
darauf dς Apoteker ihr Sohn. Da nun der
Verwς: Sepperl
seine Mutter vorstellt; alle
ab intestato gestorbς sind, –
so kamς Brief, daß dς Vatter Eÿlig mit ihm hinauf reisen
musste: – er macht also eine artige Erbschaft. –
4:te. Am Montag ist die
Barisaς: Hochzeit zu Seekürchς,
mit sehr wenigς
u nur den nächstς Freundς,
u Dienstag
gehς sie auf die
Redoute.
beÿ dς Letztς
Redoute warς 176 Personς, dς Erzb
ς: wegς dς
Wahl mit den
Magistrats Comissarien in bester Laune.
beÿ iedς
Redoute sind 2 andςe Rathsherrς als
Comissarii.
5te dς
Bader Braun auf dem Mark ist gestorbς.
Die
Robini Louise ist elend, ka
ns aber noch eine Zeit
treibς: ka
n aber auch augenblicklich an einer Schwäche da=
hinsterbς.
P: Ildephonsus Lidl hat sich abermahl schlecht ausgezeichnet.
Nach der Nachttafel am Wahltag gieng er zum Prälatς hin,
u
beurlaubte sich, da er morgς Frühe abreisen wollte, de
n er ist
zu St: Veit beÿ Ötting beÿ den
Fratribς des klosters Professor.
der Prälat bath ihn noch die 3 Täge dazubleibς,
u sagte diese
Worte, die alle Umstehende hörtς.
Ich bitte sie, thun sie mir die
Ehre, und bleibς sie noch hier; sie werdς mir ja diesen Verdruss
nicht machς, da alle die andς Herrn da bleibς. Er gieng aber weg!
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Nach Tisch!
Danke für das durch den Bothς überschickte. Das Papier odς Umschlag des
Briefs war kein Aufsatz, de
n du weist, daß ich mir in meinem Lebς keine
Mühe gebe die Zeit mit einem Aufsatz zu verlierς
u mir die Augς zu ver=
derbς, absondςlich beÿ einer solchς Kleinigkeit. Ich sahe gleich daß ich ein paar
Worte in dς Fedς gelassς, weil geschwind fortschrieb.
ich fluchte, weils nicht
mehr zu ändς war, und hörte auf, nahm ein andςs Papier
u schriebs neu.
We
n ich nach Münchς gehς soll, werde schon etwas mitnehmς. –
Der Verlust von
netto 130 f am Capital dς 13000 f ist richtig.
aber durch die Taxordnung lauft dς Verluest nicht so hoch,
als ihn
dς hς: Sohn angiebt. Er wird sagς:
er müsse es besser wissen.
und ich antworte, daß ich beÿ Gelegenheit ihm mündlich beweisς
werde,
daß ich nicht nur die musikς: Noten kene.
Verluest, ist
allzeit
Verluest, das ist ohnwidersprechlich wahr, und ist allzeit
unangenehm;
wenig odς
viel: allzeit sehr nachtheilig. Im übrigς
lebt i
mer noch dς
alte Gott. – alle Welt muß sich billig wundς,
daß ihr es aushaltς könnt und nicht die Begierde habt euer
Kind zu besuchς und anzusehς, da ihr doch nur 6 Stund entfernt
seyd. Hundertmahl werde von allς Leutς darüber gefragt, daß
ich darüber Müde werde; de
n was soll ich antwortς? – – jedςman
glaubt ihr ko
mt den Fasching herein, absondςlich da er so lang ist.
die Reise ist eine Kleinigkeit, – und hier seyd ihr nicht gezwungς
grosse Ausgabς zu machς: zu Hause müsst ihr ja auch essς und
trinkς, – sollte ich nach Münchς gehς, so würde es ko
mende wochς, den
11tς geschehen. um da
n am Montage den
13tς die
opera La Fiera, u den
20tς die
opera Armida zu sehen. könntet ihr nicht unter dieser
Zeit einς sprung herein machς? – – würde ich nicht ruhiger und
getroster in Münchς seÿn, we
n ich euch
auch nur auf einige Täge
hier beÿm Kind wüsste? – ihr wisst nicht, wie unruhig ich bin,
weil den
charmantς Bubς von Herzς liebe. Ich spielte ihm nun auch
auf dς Violin vor. Er wurde ganz ohnbeweglich, und merkte so
auf, daß er kein Glied am ganzς Leib mehr bewegte, da er doch sonst
mit Händ
u Füssen in dς ewigς Bewegung ist: es war zum Erstaunς!
Ihr würdet auch nicht nötig habς anzutragς, odς so lang zu bleibς, bis
ich zurückko
me, da ich ohnehin, gleich nach meiner Zurükkunft mit
h
ς: Schmid hinausko
mς werde. würde die Münchnerreise nicht dazwischς
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ko
mς, so würde im fasching noch hinausko
mς. allein
heute erhielt
vom Marchand antwort,
daß er mit dem Antrag zufriedς ist:
und mich abermal ausfodςt dem Heinrich abzuhohlς. Gestern
do
nerstags hatte schon wieder von ihm 2 Brief, einς
directe,
den andς im
Paquette, die er schrieb, ehe er meinς Brief vom
Montage habς konnte: heut kam also dς 3
te, näml: die Ant=
wort auf des Erzb
ς: Antrag. Ihr sollt also, we
n euch
mit nächstem Bothς schreibe, daß ich abreise, unter der
Zeit auf wenige Täge herein begebς, so wäre ich
ruhig
u alles wäre gut. Es ist wirklich auffallend!
Die Köchin wird mit dem Bothς hinausko
mς. Beÿ dieser
Zeit ist dieser Spaziergang ebς kein Spass, – ein paar
Schue mehr odς weniger! – – –
Noch muß ich zum voraus etwas anmerkς; daß
ich,
wen ihr itzt herein komt, als da
n den
Leopoldl zwar im So
mer hinausbringς werde;
aber nur
en Visite solchς hinauszuführς gedenke:
und keineswegs, daß er draussen verbleibς soll.
Den Tag vor dς Prälatς wahl
abends kam ein kleines
octav Calenderl verpetschiert ins Hagenau
ς: Hauß,
mit der Aufschrif.
An die 3 Neugierigς Jungfern.
In diesem schönς kleinς SchreibCallenderl stand auf dem ersten
Schreibblatl folgendes:
Neugierde.
Wer wird zu St: Peter den letzten Je
ner der
Erste? –
Orackl
DoMInICVs hagenaVer beIChtVater In VhraLten
fraVenstIft In nVnberg.
I. M. R.
Hi
nach habς wirs erfahrς, daß es heist.
Jacobus Mayrler Regens
näml: im Priesterhauß.
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Durch die Glastragerin werdς 19 odς 20 St
ς: Comoedien ko
mς von dς
Eberlin waberl – allerhand geschmier. diese Leute habς selbst
nichts neues. – die
Abderiten hab noch nicht auftreibς kö
nς. –
dς Both steht da ich küsse euch
alle addio:
heut frühe.
Mozart mp
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