[S. 1]
26
Chelsea beÿ
London
Monsieur den 13.
tς Septς: 1764.
dς 2tς 8ber. Empfangς,
dς 12ten detto beantwortet.
Ich habe beobachtet, daß unsere Briefe
allzeit 16. bis 17. Täge gelauffen sind:
denn bisher hatte ich allzeit den 17.
tς Tag
ihr Schreiben richtig oder wenigst den 18.
ten
beÿ Zeiten. Dissmahl ist es noch geschwinder
zugegangen; denn ich hatte ihr Schreiben
schon den 11.
tς und
Mr: Tessier erhielt es den
10.
tς folglich, da sie unterm 2.
tς augς: geschrie=
ben, so war der Brief in 14. Tägen hier.
Genug! unsere
Correspondenz gehet bis
diese Stunde, obwohl wir so entfernt sind,
richtig. Vor die genaue Befolgung der heil:
Messen, dancke ich gehorsam
ς: und berichte,
daß ich mich von Tag zu Tage, obwohl sehr
langsam, doch immer besser befinde; so
daß ich wenigst sicher hofen darf, daß ich
keinen innerlichen
Hauptmängel habe. da=
mit sie aber doch den Ursprung meiner
Kranckheit wissen; so muß ich ihnen sagen,
[S. 2]
das es hier eine Art von einer Landkranck=
heit giebt, die man eine
Verkältung
nennet, Desswegen sehen sie hier fast
gar keinen Menschen, der ein Sommerkleid
trägt; sondern alles trägt Tüchene Klei=
der. Diese so genannte Verkältung
ist beÿ Leuten, die sohin innerlich nicht
richtig sind, so gefährlich, daß beÿ vielen
ein
Consumption, wie sie es hier nennen,
daraus entstehet; ich nenne es aber
Febrem
lentam: und für solche Leute ist der beste
Rath, Engelland zu verlassen und über
das Meer zurück zu kehren; wo man
dann viele
Exempel hat, daß solche beÿ der
Lands-Veränderung, sogleich sich besser be=
funden haben. Diese
Verkältung
habe ich unvermuthet erwischet, und zwar
so: den 8.
Julij abends um 6. Uhr sollten
wir zum
Mylord Taneth kommen. ich
schickte vor 6. Uhr auf die Plätze, wo die
Kutschen stehen; allein es
ware keine zu
haben: es war
Sontage; folglich waren alle
[S. 3]
Kutschen weg. Es war der schönste und heis=
seste Tag. ich ließ einen Tragsessel
kommen; setzte beÿde Kinder hinein, und
ich gieng zufuß hinten darein, weil das
Wetter so ausserordentlich schön
ware:
allein ich dachte nicht, wie geschwind hier
die sesselträger gehen; ich erfuhr es aber.
ich kann
zimmlich gehen, sie wissen es, und
das Fleisch hindert mich im gehen keinesweegs.
Kurz bis wir zu
Mylord Teneth kammen,
glaubte ich öfters
, es wäre unmöglich mehr
zu folgen: Denn
London ist nicht Salz=
burg. ich kam demnach in den grösten
Schweis den man haben kann. ich hatte
nichts als eine seidene
Veste an, doch einen
Rock von Tuch; den ich gleich in dem
Hause des
Mylord Teneth zu knöpfte.
allein das half nichts: der Abend war
frisch; alle Fenster waren offen. wir
blieben bis 11. Uhr da, und ich empfand
mich gleich übel, und nach Hauße ließ ich mich
[S. 4]
in einem zweÿten tragsessel tragen.
Doch gieng ich bis den 14.
tς noch so herum
ohne mich recht zu geben. ich suchte durch
das schwitzen, so hier das allgemeine Mittel
ist, dem Übel abzuhelfen; allein es wol=
lte nichts helfen. ich nahm eine leichte
Laxier, allein umsonst. Die Haupt=
sache aber
ware, das ich ein starckes Hals=
wehe hatte. Es war die Mandl wie schar=
lach
entzindet, und alle
Gurgelwässer
halfen nichts. Man muste mir Ader=
lassen:
dann ich konnte kaum mehr
SuppenBrie hinunter bringen. sehen sie
hier das Gurgelwasser.
℞.
Tinctur
Rosar: leviter acidul: c. Elix. Vitriol. ℥iv
Mellis Rosarum optim: ℥i
ß Spirit: Sulphu=
ris p Campanam gutt: X aquæ Hordeatæ
℥ij
Misc: fiat gargorisma.
Das
Halswehe ließ nach der Aderlaß bald nach;
allein ich hatte immer ein fieber, keinen
ap=
petit, und es war mir auch
verbotten nichts
als schlechte
Suppenbrie zu nehmen. Mein
Tranck
[S. 5]
Tranck war die
Ptysana und alzeit ein
wenig
Nitri dul: darunter:
NB: die gros=
sen hitzen habe ich mir beÿm anfange
des
Halswehe durch den
Pulverem antis=
pasmad: hallensem selbst gedämpfet, ehe
der
Medicus zu mir
kamm. – – Nach=
dem gab mir der
Medicus den 22:
ten
Julij.
℞.
Sal absinth: ℈j
Succi Limon ʒvi.
aqu. Cimam: Simp: et puræ font: a~a ℥ß.
Spirit: Mindereri ʒi
ß.
nitri dulc. gutt xx.
Syrap: ʒij.
fiat haustus; 6.
ta quâque hora
Sumendus.
Veil ich nun die vorige Nacht
nichts geschlaffen hatte; so glaubte er die
Sache dadurch gut zu machen, und schrieb
noch dazu:
Adÿce haustui Nocturno Tinct:
Thebaic: gut: XV &
pulv: contrayero comp:
gr. XVI.
Dieses ward also dem vori=
gen, das ich alle 6. Stunden nehmen muste
beÿgefüget, und muste vor schlaffen gehen
genommen werden. ich
fiehl auch in einen
starcken Schlaff: allein um 2. Uhr in
der Nacht erwachte ich durch einen erstaun=
lichen Schmerzen, den ich im Magen
[S. 6]
empfand, und der so ausserordentlich
war, daß ich glaubte ich könnte ihn
nicht überstehen. Meine Frau machte
mir geschwind eine Suppen
briehe warm,
und ich kam nachdem wieder in Schlaff.
Allein in der Nacht vom 23. bis auf
den 24.
tς schlief ich abermahl keine
minute;
obwohl fast kein fieber mehr in
den Puls
ware. der H
ς: Medicus gab mir also:
aqu: alexiter. S.
℥j.
Nuc: Mosc: ʒiij.
Tinctur: Thebaic: gut: XVIII.
Syrup.
Balsamic: ʒii
ß.
M: f: Haustg.
Doch es half nichts, ich schlief auf diesen
Tranck eben so wenig, sondςen ich lag
nur in einer gewissen betäubung, die ich
nicht beschreiben kann: ich
ware immer
wache; glaubte immer einzuschlaffen, und
ware nichts, als gewiß
dumme. Ich
sahe mir nicht mehr gleich; ich ware völlig,
nach aller sage,
unerkäntlich. Ich
ware
gänzlich entkräftet, und der Magen war
ganz verdorben; und da der
Medicus den
25.
tς kamm, so war er etwas verlegen, und
[S. 7]
sagte: ich wäre kein
Subiectum, viele
Me=
dicamenten zu nehmen, ich sollte nun essen,
und durch speisen nach und nach
Sechen zu
Kräften zu kommen; und so verlies er
mich: Allein der alte ehrliche
Giordani,
der Zeit meiner Kranckheit alle Tage 2.
mahl
kamm mich zu besuchen, ließ mich
aufstehen, im Zimmer hin und her führen;
einige Zeit in einem Lehnsessl sitzend mei=
ne Suppe essen: und da ich essen sollte,
ohne
das man
dem Magen zu hilfe gekommen,
der so schwach und elend ware, daß ich nicht
einmahl im Stand war mein Händlbiegel zu
essen, so brachte mir ein Freund, Namens
Sipruntini, der ein gebohrener Jude ist einς
Medicum seinen Vetter, der ein
Portugä=
sischer Jude war, und dieser kamm durch
ein
Rhebar: Pulver
, dazu er magenstär=
kende Sachen gemischet, und das mir eine
gelinde
Evacuation gemacht, und durch
einen gewissen Tranck, davon ich 4. Täge
alle Tag eine kleine
Coffeé Schalle voll 3.
mahl nehmen muste, und ich ieden Tag
[S. 8]
frisch
bekamm, meinen Magen wieder in so
guten Stand, daß ich nicht nur nach und
nach mehr
Appetit bekam,
sonderen, da
ich in
chelsea einige
Täge ware, bald
einen ordentlichen Hunger
spierte. So
bald es recht schön Wetter machte, muste
ich mich in einem
Sessl in den
S:t Jams
Park tragen lassen, und das geschahe den
29.
tς Julij; da muste ich an einen schönen
Platz unter die Bäume gestellt werden,
wo ich dann wie ein
Vogl nach
den frischen
Luft schnappte. Vom 29.
tς Julij bis 4.
tς
augς: war abscheuliches Regenwetter. Un=
ter dieser Zeit nahm ich des besagten
He=
braischen Medici ordinirte
Medicinen. den
5.
tς augς: ließ ich mich nach
chelsea tragen
um ein Haus zu miethen, und den 6:
ten
trug man mich hinaus solches zu bewohnen.
Nun wissen sie alles. Noch eins! ich
empfand in meinen gliederen nach dem ich
vom
Bethe Aufstand, ein gewisses anspan=
nen; so daß ich die hand und Finger kaum
ausspannen,
[S. 9]
ausspannen, und keine Bewegung der Ner=
ven ohne schmerzen machen konnte. Ich
zeigte natürlicher Weise dem Jüdischen
Medico die
Recepten der gebrauchten
Medicamenten; Er sagte gegen mich
kein Wort dawieder: Allein nach der
Hand im weggehen
schmäehte er wieder den
Medicum,
dene er nicht kennet, und sagte,
daß er durch das 2.mahl mir gegebene
oppium die Nerven angriffen habe.
Der obbemelte
Sipruntini ist ein grosser
Virtuos auf dem
Violoncello, er ist eines
Holländischen Juden Sohn. Er fand den
Jüdischen Glauben und ihre
Cermonien und
Gebothe, nachdem er
Italien und
Spanien
durchgereiset
, lächerlich: er hat solchen glau=
ben demnach verlassen; doch weis ich
noch nicht, ob er sich tauffen lassen, und
da ich nächstens von Glaubenssachen mit
ihm sprach, so fand ich aus allen seinen Re=
den, daß er sich dermahlen begnüget
, Einen
Gott zu glauben,
diesen beförderst, dann
seinen
Nebenmenschen wie sich selbst zu lieben,
[S. 10]
und als ein ehrlicher Mann zu
leeben.
Ich gab mir Mühe ihm Begriffe von un=
serm Glauben beÿzubringen, und ich
brachte es so weit, daß er nun mit mir
eins ist, daß unter allen christlichen Glau=
ben, der Catholische der beste ist. Ich wer=
de mit nächsten wieder eine
Attaque ma=
chen: dan man muß ganz gelinde dar=
ein gehen. Gedult! Vielleicht werde ich
noch
Missionarius in Engelland. Ich bitte
sie, haben sie die
Gütte und bitten sie
einen Herrn
Medicum, daß er mir fol=
gende
recepten auf ein klein
Blätchen Pa=
pier in Worte ausschreibe; nämlich die
Composition, denn hier solche unbekannt,
und man weis von keinem
Dispensat: Vien:
noch von der
Augustana etwas.
Es muß
auch alles ausgeschrieben seÿn, die denn sie
verstehen keine Signa chymica, weil die
hiesigen Hhς: Medici alles ausschreiben.
Nämlich die folgenden bitte ausschreiben zu
lassen.
[S. 11]
Meine Frau bittet um ein Laxier=
Tranckl-Recept für sie; dann sie hat
niemals etwas genohmen, und sie hat es
höchst nothwendig.
Allein es muß alles ausgeschrieben wer=
den; denn ausser dem Gewicht Zeichen ver=
stehen die hiesigen
Apoteckers nichts. die
ersten 4.
Recept so oben geschrieben habe,
[S. 12]
sind meine Haus
Recept, theils zum Laxie=
ren, theils für Husten und Brust Catharr.
das letzte kleine ist für den Wolfgang
ς:
Wenn wir könnten das
Recept vom
Digestiv-Pulver mit und ohne
Rhebar:
bekommen, so wäre es uns sehr lieb. Sie
werden es selbst leicht einsehen, daß uns
dergleichen schon gewöhnliche
Medicinen
im falle nothwendig sind: denn die hie=
sigen H
ς: Hh
ς: Medici tractiren ihre
patienten auf
ihr Art, wenn sie gleich
andere Teutsche vor sich haben, die von
ander Natur und
teperamént sind.
und wer wird beÿ iedem kleinen Anfalle
gleich zum
Doctor lauffen? – – die
ganze Lebensart der Engelländer ist von
der unsern, wie der Tag von der Nacht,
unterschieden. der gemeine Burger, die
alle
NB: vermögliche Leute sind, und
wo sie eine
Schneiders und SchusterFrau
von keiner
Mylady unterscheiden, aus=
genommen, daß die erstere gemeiniglich
noch schöner gekleidet ist, als die letzte,
die
[S. 13]
die wenn keine besondere Ursache ist, wenig
Staat macht; der
Burger, sage ich, hat
folgende Ordnung. Morgens trinckt
er, seine ganze
Familie, so gar die
Magd
Theé, der über alle maassen stark
und recht von der Menge der Kräuter
bitter ist; darein
schitten sie allzeit ein
klein wenig Milch oder Rahm und essen
eine
Mänge butter Brod dazu, welches
auf
dinnen Brodschnitten schon auch
dinne
aufgestrichener hergetragen wird. Ge=
meiniglich werden auch einige
Butterbrod
schnitten vorgesetzt, die
sammt dem dar=
auf gestrichenen Butter beÿ der Glut
gebähet sind. Der Herr vom Hauße
lässt sich dann gemeiniglich ein paar
Stunde
hernach einen guten
Pot Porter oder
Stroong-
beer schmecken, welches das Starke Bier
ist. Es giebt dreÿerleÿ Bier
Porter
oder Strong-beer; so das starcke Bier
ist:
Ale; so das leichte Bier heist: und
Purl, nämlich Wermuth Bier. Um
2. Uhr ist die Mittags Tafel; diese
[S. 14]
bestehet, oder in einem grossen
Schäffernen
Schlägel der
gebratten ist, oder in einem
Boasted Beef, das ist
dem englischen Rinds=
bratten, der unter dem Na
men
Rost
Biff in Teutschland bekannt ist; weil es
nach der englischen Aussprache fast so lau=
tet. dazu haben sie gesottne
Erdäpfel,
oder
Bohnen, die werden nichts
zugericht,
sonderen in einem besondern kleinen Ge=
schirre wird
zerlassner heisser Butter hin=
gestellt, davon ieder auf die herausge=
nommenen ErdÄpfel oder Bohnen nach
belieben
schittet. Oder sie haben statt
dieser zuspeisse für eine
delicatesse zu
Zeiten
Plumb-pudding, das ist in Teig
eingeschlagne Rosinen, oder auch rechte
Äpfel. so eine Art
eines Torten vorstel=
len soll; aber in der that elend und schlecht
gemacht ist. Dieses lässt man gleich
beÿm Pastetten Bäcker
hollen, und isset
es kalt. Sie essen auch
Zwibel, wie
die Panduren. Gleichwie sie auch
nicht nur die warme, sondern die gestockte
[S. 15]
Fette mit
gusto hineinfressen. Die Kinder
und die Magd trinken
leichtes Bier, und
haben die Freÿheit nach belieben zu dem
vässl zu gehen den ganzen Tag hindurch;
denn hier trinckt niemand Wasser, Herr
und Frau trincken Starckbier. Um
5. Uhr herum, wird abermahl mit dem
nämlichen Umständen, wie in der Fruhe
Theé getruncken. Nachts gegen 8. oder
9. Uhr wird der mittägige
schäfferne Schlägl
oder
Roasted-Beef wieder aufgesetzt.
Nun ist zu wissen nothwendig, daß der
Schlägl oder
Rindsbrathen am
Sontage
warm auf den Tisch kommt. Hernach wird
immer die ganze Woche für iede Person
nur ein klein
schnittzgen abgeschnitten, so
lange es dauert, und Abends nehmen
sie Speck oder Käß oder Butter
, streichen
es auf Brod und bächen oder rösten
es. Mit einem Worte sie essen wie
die Panduren. Leute nun, die kost=
bahrer leben, deren es genug giebt, hal=
ten was den
Theé morgens und abends
anbelanget die nämliche Ordnung, nur das
[S. 16]
auch
Coffée und
choccolate, mit Zimmet ge=
sottene Weine,
Rosolie, gefrornes
p und
anderes gewis kostbares aufgesetzt wird.
Diese Speisen um 4. Uhr auch um 5. Uhr
zu Mittag, beÿ iedem
Dellerwechseln wer=
den auch Messer
Gabel und
Löffl mit hin=
ausgegeben. Da wird man |: wie in
Teutschland :|
tractirt. Nachdem Tisch wird
das
Tischtuche abgenommen, und die kost=
bahren Früchte bleiben da; da wird
ieder Person ein klein Gläsl hingestellt,
und in die Mitte werden viele
Bouttelien
mit Rheinwein, Spanischenwein
p und anderen
Weinen nebst
Syder gesetzet, davon man
nach belieben selbst einschencken mag: denn
es wird immer eine
Boutel: nach der an=
deren von einer Person zur anderen auf
dem Tische herum geschoben; so, daß ich
mir einschencken oder die
Boutel: weiterschie=
ben kann.
Cyder ist Äpfelwein oder
Most. es sieht aus wie ein weisser
Tÿroller=
wein, und ist sehr gut zu trincken, hat Geist,
ist etwas weniges
säuerlicht, folglich sehr
angenehm,
[S. 17]
angenehm, und klar wie Gold; man
sagt, er seÿe nicht ungesund. Wenn
man aufgestanden, kommt
Coffée. Es
wird auch
Punch angetragen. Obwohl
Punch mehrentheils um ein paar Stunde
später, dabeÿ auch
Thee und
Rosolie
oder
Liqueurs aufgetragen werden.
dann ist spiel, spazierfart und Musick.
Und die
Noblesse Soupirt vor Mitternacht
auch vor 1 und 2. Uhr nach Mitternacht nicht.
um 12. Uhr Mittags stehen sie auf.
Opera,
Concerten und
Comoedien fangen vor 7
1⁄2
Acht Uhr Abends nicht an.
Punch. wird
Punsch ausgesprochen, und ist ein
getranck
von Wasser,
Rum, Zucker und
Limonien
gesotten. Wird warm oder kalt getrun=
cken nach belieben.
Rum ist ein Art
eines
Brandwein, so aus einer Frucht in
Westindien gebrannt wird und ein
Specifi=
cum für den Magen ist.
Punch und
eine Pfeife Toback ist
der englischen Ele=
ment.
– Der Platz ist zu klein; die
com=
pliments bilden sie sich ein: und ich bin
der Alte.
[S. 18]
P: S: Darff ich bitten beÿ Gelegenheit
dem
Hς: v Kleynmayr nebst unsrer al=
ler Empfehlung zu sagen, daß ich ihme
zu der vorgenohmenen Standesveränderung
Million Seegen und Glück
winsche? – –
Gegenwärtiger Einschluss ist ein
Condolenz-
Schreiben an
Hς: Weiser.
Meine Frau
und
Kinder empfehlen sich. Meine Frau
hatte ietzt viel zu thun zeit meiner Un=
bässlichkeit und viele Sorgen, wie leicht
sich einzubilden, und in
Chelsea haben
wir uns zwar Anfangs von
Traiteur das
Essen bringen lassen: da es aber schlecht
ware, hat meine Frau selbst zu kochen
angefangen, und wir befinden uns so
gut dabeÿ, daß wir in der Statt, dahin
wir kommende Woche zurückkehren werden,
auch selbst unsere Hauswirtschaft fortfüh=
ren werden. Vielleicht wird meine Frau
wieder fetter, denn dermahl ist sie ma=
ger geworden. Sie läst ihnen sagen,
daß sie noch weiter nichts englisch verstehet,
als den Nachtwächter, wenn er, zum
[S. 19]
Exempl, ausruft,
past ten a clok, es hat
10. Uhr geschlagen, oder eigentlich nach dem
Englischen:
es ist passirt 10. Uhr. Allein
sie saget es nur aus demuth: sie weis
auch
Good Morrow, Sir;
guten Morgen
Herr, und
How do ye do Sir,
wie befindet
sich der Herr? zu sagen; nicht weniger
kan sie anworten:
Verywell;
at your
Service,
sehr wohl zu ihnen diensten. und
wenn sie mit einer englischen Magd deutsch,
und jene mit ihr englisch spricht, da stelle
ich mir alzeit das Gebäude des
Babylo=
nischen Thurms vor. An Ende lachen beÿde
zusammen, und
Spillen eine
Pantomima.
Beÿ
Hς: Johannes bedancken wir uns we=
gen der vielen Bemühung. Wir lesen
seine Zeitungen mit Begierde und Auf=
mercksamkeit.
[S. 20]
Etwas für Sie allein.
Was macht
Se Hochf: Gnaden mit den
2 Madlen
die von
Venedig geko
men sind? hat er ihnen schon
eine besoldung ausgeworfen? – – Was macht denn
die
Fr: v: Robinÿ ich höre nichts von ihr, wird die
Frl: Josepha
den
doctor Antoine Agliardi nicht heÿrathς? hat der graf
auersperg das bistum
Lavant zu behaltς sich entschlossς?
ist der
mr: Kalkamer beÿ seiner besoldung in
passau
verbliebς oder
reduciert wordς? dies sind Sachen die ich
in meinem schreiben nicht habe fragen wollς; die
Sie mir aber, ohne dero ungelegenheit durch den hr:
Johannes könnς beantwortς lassen. Daß ich übrigens
den ganzen Winter, wenigsten ganz gewiß hier ver=
bleibe, und dieß meine Haubtärnten von einigen
1000 fl:, wen gott will, seÿn muß, werdς sie selbst vorgestellt
habς. Ich bin nun da, wohin sich keiner von Salzburger Hof
noch zu wagen getraut hat, und wohin vielleicht keiner
in zukunft gehen wird.
Aut Cæsar, aut nihil der weite weeg
ist gemacht wenn ich einmahl aus Engeland bin, sehe ich
keinς
guinees mehr: Mann muß von der gelegenheit
profitirς.
wenn uns der gütige Gott nur die gesundheit schenket;
so därfς wir uns um die
guineès nicht sorgς. Es ist mir
leid genug, das ich itzt von demjenigς zöhrς muß, was
ich hätte ersparen könnς. doch wie gott will: wir sind
in Salzburg wie in
London in seinen Händen. Er weis meine
gute absichtς. Nun ko
men ein paar Monate wo ich
genug zu thun habe, um die
Noblesse recht auf meine
Seite zu bringς. das kostet vieles herum
Callopirς und bemühung.
sollte ich aber meine absicht, die ich mir ausgedacht erreichς, so werde
ich einς rechtschaffnς fisch oder vielmehr
gineès fang machς.
Wir empfehlς uns der Jungfer Hausmeisterin, und wir dankς für ihre gute
aufsicht, und zweiflς nicht, daß sie unsre better zu zeitς hat an die
Sonne bringς lassς. wir werdς nicht ermangeln ihr etwas von
[... (ca. 3 Worte Textverlust)] mitzubringς.