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Salzb
ς: dς 13
tς Je
ner
1786
Der Leopoldl befindet sich gesund, lustig
und wohlauf. der Arch ist schon meistens weg.
Neuigkeitς. h
ς: Feiner hat sich auf die du
mste Art der
welt selbst um seinς Dienst gebracht. Er hatte den Einfahl
wiedς hinauf auf Rastatt odς Karlsruhe in sein Vatterland
zu reisen, wo er erst vorm Jahr war. die Erlaubniß zu
erleichtern
producierte er einς Brief von seinem Vetter,
der nichts geringers schrieb, als,
weil er sich imer über
das beschwerliche Aufwartς beÿ der Fürstentafl beklage, u
auch die Hautbois in die länge seiner Gesundheit nachtheilig
werde, so solle er auf 3 Monat zu reisen die Erlaub=
niß nehmς und dan sehς was er beÿ ihm |: seinem Vetter :|
seiner Zeit zu hoffς hätte: – finde er, daß er zufriedς
leben könnte, so stehe es beÿ ihm gleich da zu bleibς, und
in Salzbς: abzudankς; er hätte auf diese Art wenigst noch
3 Monat Gehalt genossen.
Bekome er aber die Erlaub=
niß nicht, so möge er abdankς, er |: sein Vetter :| wolle ihn
unterhaltς. Die Antwort war ganz natürlich, –
wen
dieses Monat aus ist, ist auch er entlassς. hätte wohl
ein fratz von 10 jahrς diesen Brief
produciert? – –
Ich bekam gleich Befehl wegς dem
Andre an deinς Brudς
zu schreibς, weil er sa
mt dem
Fiala beÿ ihm wohnς: –
we
n Andre um 15 f monatl: dienς will; so ka
n er ko
mς.
abermahl eine schöne
Comission! – ich hab auch alsogleich
geschriebς. unter dς Zeit hab auf 2 Brief von mir erst
eine Antwort von deinem Brudς vom 28
Decembς: erhaltς.
Er schrieb mir das er in Eÿle 3
SubscriptionsAccademiς
gegeben von 120
Subscribentς; – daß er ein neues
Clavier=
concert ex E ♭ dazu gemacht, wo er |: das etwas seltsa
mes ist :|
das
Andante repetierς musste; daß er den
Fiala gleich
zu sich geno
mς, vom
Andre schreibt er nichts, aber Norman
DOM=
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schriebs dem
Brunetti; – daß er sich für dς Fiala schon an 3 Orten ver=
wendet habe, um ihm Brod zu verschaffς; und daß er mir mit
dem Postwagς eine neue
Clavier Sonate schickς werde.
Die Prelatςwahl ist schon auf dς
31 Jener vestgesetzt. Daß
P:
Dominicus mit vielς
Votis in die Wahl ko
mς wird, ist ausser allem
Zweifel. das zu St: Peter gelehrte Mä
ner sind, hat auch
seine Richtigkeit: allein, die es sind, sind
theils zu alt, und
krank.
P: Ildefonsus Lidl, dς das rechte Alter
u Gesundheit
hätte, hat sich durch Hoffart und
chiccanen die Kappe beÿm
Convent, der
Universitet, – und beÿm Fürstς so verschnittς,
daß man ihn gar nach St: Veit in Baÿrn als Klosterprofessor
weckschickς musste. so viel mir scheint werdς, dς
Subprior
Kaserer,
Virgiliς odς
Cœlestinς spazenegger, wie er heist, und dς
P. Dominicς in die Wahl ko
mς. Was die
Gelehrsamkeit anbelangt,
ist solche die
letzte Eigenschaft, ja die
entbehrlichste eines
Regentς,
und die traurige Erfahrung hat die Klöster vom
Aberglaubς zu=
rück gebracht beÿ dς Wahl des Prelatς auf die grosse Gelehrsa
mkeit
zu sehς. Im
Reich, in
Baÿern, und andςς Ländς haben Gelehrte
Prälatς die Klöster in Schuldς gesetzt
u in unordnung gebracht.
die ganze
Universitet hier sagte, daß beÿ dς letztς Weingartner=
wahl der von hier dahin gegangne Professor
P: Anselmς Rittler
aufgelegter Prälat seÿe, we
n ihm nicht seine Gelehrsamkeit, und
hauptsächlich, weil er hier Professor wäre, im Weg stünde.
Es ist auch ganz natürlich. Der sanfmüthigste Ma
n, dς zur Professur
ko
mt wird ein
Disputierer, wird aigensinig aus gewohnheit;
jedς will durch
besondςe Meinungς sich einς Nahmς machς; am Ende wird
er auch
Stoltz; er ist vielle jahre aus dς
Kloster Ordnung, und
da
n wird er als Oberhaupt odς
zu scharf odς
zu Nachlässig;
von dς
Œconomie weis er gar nichts! – die Folgς sind natürlich!
was nützte dς Stolz=gelehrte Prälat zu Mo
nsee? – war nicht
i
mer Krieg und Verwirrung? – so giengs in Fuldenbach, –
in Weingartς, in Benedictbayern, in Nidς odς oberaltach
pp:
Der beste Prälat ist,
ein guter Ordentlicher Religios, dς aber
kein
Pedant ist sondς ein
Weltman im Umgang; – –
ein
guter Moralist mit nötiger Theologie ohne spitzfindige
Gelehrsamkeit, – einer dς
die Wirtschaft verstehet ohne
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ein knauser zu seÿn; – ein Ma
n dς mit
Gedult und
Liebe
mehr als mit Zohrn
u Schärfe seine Untergebenς zu leitς weis,
Überlegung u einς
gesundς Menschenverstand hat. Die grosse
Gelehrsa
mkeit ko
mt gar seltς ins spiel, – und wäre dς Fahl,
so thut ja dς Prälat, in so wichtigς Sachς, nichts ohne dem
Convent.
da mögen die
Supragelehrtς gegς die mächtigς
u despotischς Lands=
Regentς ihre mit
federn u Sagkleibn geladene
Canones
in die Luft feuern. –
P: Dominicus war
12 Jahre Kuchelmeister
und oft zu gleich
Kamerer, dabeÿ auch
Sontagprediger im kloster
alles zu gleicher Zeit, bis er als
Beichtvatter in No
nberg von den
KlosterFrauς selbst beÿm Erzb
ς: u Prälatς ausgebettς wurde.
Er hat nicht den allermindestς Aufstoss mit einem seiner
Mitbrüdς gehabt, und ist folglich durchaus geliebt; der Erzbischof
kennt ihn auch mehr, als alle andςe, weil er in No
nbergischς Ange=
legenheitς öfter
audienz hatte: doch,
de Capitulis fratrς, judica post actum.
Wisst ihr wohl we
n dς Apoteker haÿrathet? – – die arme Schepfer=
Katerl, des sel: Schepfers 24 jährige Tochter. das gö
ne ich den
armen Schepferischς Kindern, auch ihrς seel: liebς Eltern zu lieb.
Den 5tς ist der Orgelmacher sa
mt einem Gesellς geko
mς; er stieg
ab und kam zu mir, seinς gesellς schickte er zum Breu in Stain.
den 6tς führte ihn zum Gr:
Arco: da er nun demselbς sagte, daß
er Mit der ablösung des Egedach
ς: Werkzeugs, Holz, Zü
n, nun
also gleich fürschreittς, – mit der Wohnung
u andςς alles in Richtig=
keit bringς, – die Orgeln im Do
m u Instrument beÿ Hof untersuchς,
und hi
nach S:
e Hochf
ς: Gnadς bittς wolle ihm zu erlaubς auf einige
Wochen nach Hause zu reisen um dort seine Sachς zu verkauffen
und da
n mit seinem Weib zurukzureisς, – so entstand, da es
Gr:
Arco dem Erzb
ς: hinterbrachte, der erste erstaunliche
Lermς, da beÿde glaubtς, als wollte er in einigς Tagς schon wiedς ab=
reisen, als we
n alles dieses so geschwind getha
n wäre. Ich schickte
ihn gleich zum HofCanzler, der alles einsahe,
u da dς Orglmacher
sich erklärt hat, daß er bis das Frühejahr da bleibe, so
ist alles abgetha
n. Unterdessς warς ein paar
Conferenzen zwischς
Schmid den
Egedachς: Erbς u Vormundς, und auf mein Einrathς über=
nahm er alles, so gar die unbrauchbarς noch nicht gemachtς blossς
und ungeschicktς
Clavierzargen, damit dem geistl: Egedacher die
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Gelegenheit beno
mς wird, schlechte
Claviere zu machς, wodurch man
nur unter einandς in Verdruss ko
mt; so, wie höre, dς Schmid sich
bereits verglichς hat
600 f für alles dieses Zeug zu bezahlς,
auch so schon geschlossς und die Vormundς sehr zufriedς sind.
Des h
ς: Haselbergers h
ς: Brudς war hier etwa 3 Täge, – ich
sahe aber nur diese Leute in
dς dunkle vom Reifenstuel zum
Haselberger heraufgehς, es war abends 6 uhr, folglich sahe nur
2 prächtige Frauenzimer Haubς wackeln, die von 2 Wild=
schurς begleitet war. h
ς: v Hafner hatte sie durch seinς
Wagς zum Früehstück zu sich vorgestern hinaus führς lassς.
Mit dς Fr:
Louise Robini geht es halt, wies mit solchς Leutς zu gehς
pflegt, den 3
tς Je
ner morgens ist ihr Brudς nach Münchς abge=
reist
u denselbς Tag odς Tag darauf wurde sie so schlecht, daß sie
selbst die hl:
Sacramentς verlangt
u abends um 6 uhr noch
versehς wurde. mit dς nächstς Post wurde es ihrem Brudς ge=
schriebς. Nun ist er schon 3 odς 4 Täg wiedς hier.
Ich war sehr beängstigt. es war abends 5 uhr, und noch kam dς Both
nicht,
u da ich hinauf schicke, hieß es,
er wäre längst angekomς, itzt aber
nicht zu hause. –
um 6 uhr schickte wiedς, – unterdessς kam die Glas=
tragerin. ich ließ die Glaser im Saal bis morgς frühe hinsetzς, da ka
n
die Tresel mit ihr hingehς etwa nach 8 uhr. Ich danke für die Fische,
u
sondςht
ς: für die Wildänte. – dς h
ς: Brudς des Haselberger hat eine
Wittwe, so viel höre, in Gmuntς odς Ischl, wo er ist, geheÿratet,
u
ist nach dς
Copulation nach Salzb
ς: gefahrς. ich bin gleich wiedς zum
Hagenauer gegangς, wovon itzt nach 7 uhr herko
me. wir hattς i
mer
schon wegς einer Köchin gesprochς
u gesucht: allein alle Welt sagt, ich
weis niemand rechtς. das Mensch vom Weiser getraute sich nicht
als Köchin
zu gehς, ob sie gleich kochς ka
n, de
n sie war in dς Stubς, und hat itzt auch
wiedς einς Dienst als Stubenmensch. Ich bitte meine Brief recht zu lesen,
odς, da oft eÿle, zu buchstabierς. es ist nicht warscheinlich, daß ich ge=
schriebς habe, daß du wegς dem
Weisermenschς Nachfrage haltς; sondς ich
werde geschriebς habς, daß wir hier besser wegς ihr nachfragς, odς sie recht aus=
fragen müssς, was sie ka
n. das weis ich, daß ich dabeÿ geschriebς habe,
du sollst dich nicht darauf verlassς, sondς selbst um eine Köchin nachfragen.
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[S. 5]


alles sti
mt über eins, daß kein Mensch aufs Land will.
die Menscher wollς
Caressierς; – thut sie das nicht, und ist
ein braves Mensch, so ists wegς den vielς Kirchς
u Andachtς,
und wegς 100 andς Ursachς lieber in dς Statt. Ich glaubte
die Köchin im Joha
nsspithal zu beko
mς, da h
ς: Consistς: Thaler
die 2 Kuchlmenscher
u Köchin so behandelte, daß sie weg=
gehς: allein sie hat schon einς Dienst im Voraus gehabt.
du fragst:
giebts den gar keine Brafe Menscher mehr? – –
Ich antworte:
wenig! –
und die gehς nicht zu euch hinaus.
die Gräfin Kletzl hat mir auch über diesen Punckt
erstaunlich geklagt. – – und da
n noch obendrein wollς
gute Ehehaltς auch gut bezahlt seÿn und sich lange die
Arbeit nicht vorschreibς lassς, wie man sonst that. da ist
alles vergebens! – die Hagenauerköchin wird noch nach=
fragen: allein, ka
n man versichert seÿn, we
n man auch
ein
arbeitsames Mensch findet, ob sie da
n auch nach dem
delicaten Geschmack, oder wenigst nach
Eurer Ein=
bildung recht kochς ka
n? – –
de gustibus non est
disputandum. – ich halte i
mer das sprichwort,
dem
Hungrigς Magς ist bald gekocht. Versteht sich: daß es doch
zum Essen gut gekocht ist
u die Speisς nicht verdorben
sind: ob aber der
Bratς odς das
Händl etwas zu liecht
odς zu Braun gerathς hat; das lohnt sich nicht dς Mühe
ein Wort darüber zu verlierς, viel weniger hundert.
Und ka
n ich wohl das Mensch vorhero probierς? odς erfährt man
beÿ dieser Zeit alles ihr
gutes u schlechtes zum Voraus? – –
das därft ihr nicht glaubς. Genug! wir werden alles mögliche
noch thun iemand aufzutreibς: unterdessς müsst ihr auch
für allen Fall besorgt seÿn, was ihr etwa thun wollt odς
thun könnt, we
n, wie eher vermuthe, niemand auftreibe:
was vortreffliches wird, ohne besondere Schickung des Hi
mels,
ohnehin nicht zu hoffς seÿn. Das beste ist, daß ein kurzes
Viertljahr ko
mt.
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[S. 6]


was den h
ς: Zahlmeister anbelangt, wird wegς Frequentierung dς
Gesellschaftς gar keine Sorge seÿn, und sein Gehalt wird vorhero
nicht viel über 30 f gewesς, folglich durch 10 f beylage nicht zu
grösserem Aufwand angewachsς seÿn, er hat nur mehr Titel
u Rang, aber auch mehr Arbeit beko
mς.
Von Verändςungς auf dem Land weis ich nichts. wäre etwas, so
würde es im Intelligenzblat ko
mς.
S:
e E: Obersthofmeister sind, so viel höre, so gut als ein so alter
gebrechlicher Ma
n seÿn ka
n. was fält dir ein, daß er itzt um
diese Zeit nach Salzb
ς: ko
mς sollte? – – –
Der Leopoldl küsst euch entgegς,
lacht,
u plaudert, und
jauchzet oft.
seine Hofstatt hat sich vermehrt. die
Mitzerl hat ihm ein
Pferd u einς
Reitter darauf gekauft, auch ein schönes rothes seidς=
bandl daran gebundς. das Pferd hat ein Pfeifferl im Arsch.
die Nandl
u Tresel empfehlς sich. den Leopoldl würdet ihr nicht
mehr ke
nen, das weis ich gewis. alles wird ihm zu kurz und
zu klein. Ich küsse euch beÿde von Herzς, grüsse die
kindς
u bin ewig euer redlicher Vatter
Mozart
mp
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[vacat]
[S. 8]


À Madame
Madame de Sonenbourg
à
St: Gilgen
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