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                               [29. December 1785]
                                                  Salzbς dς 29 1785.

Der Leopoldl befindet sich, Gott lob, wohl, und wünschet
euch allen, sammir und unserer ganzς Hofstatt dς Nandl
und Tresel ein glückseeliges Neues Jahr.
Nachdem seit einiger Zeit schon die Gesundheit des alten Herrn
Burgermstς: Weiser imer mehr abgenomς, seine Sand u Stein=
schmerzς sich vermehret, die Füsse angeschwollς u dς Athem schwer
gewordς, so ist er endlich den 26 abends gegς 8 uhr in die
Ewigkeit gegangς. Eben itzt, da dieses schreibe, kome von dς
Begräbniss, die Vollkreich genug war. Er hat nur einς
Gottesdienst
angeordnet, der am Samstag seÿn wird, und
3 Bruderschaftς mit den Waisenkindς warς die normal=
Begleitung.
Gestern dς 28 um 8 uhr morgens war die Begräbniss
des sel: hς: Prälatς. Auch dieser musste nur mit normal=
mässigς 4 Bruderschaftς – NB ohne Zünftς, – u ohne Waisen=
Kindς getragς werdς. Die universitet u Studentς, warn
natürl: weise dabeÿ. Der hς: Prälat von Michaelbaÿern war
der Todengräber und dς Canonicς Professor Klaymaÿr
der Leichprediger. Bischöffe, Domhς:, Cavalliers und andςe p:
giengς in naturalibus mit p: die Menge dς Begleiter kan
man sich leicht vorstellς. ich sahe es beÿ dς Gilowsky Catherl, u
gieng dan gleich nach St: Peter aufs Chor um dem Gedränge
auszuweichς; wo die Predig, nach dς Predig das Requiem vor=
sich gieng, u ich also zufälliger weis dirrigierte, dς Haydn
aber die Orgel spielte. Nach dem Amt war die Senkung
in die Kruft. der Erzbischof kam beÿm Anfange des Amts
und blieb, zu iedermans Verwundςung, beÿm Einsenkς in die
Gruft, bis alles aus war, die schnurgerad ober den staffeln
mittς vor seinς Augen war. die Function war erst gegen halbe
12 uhr zu Ende.     Abends war im Kapellhauß, wo nebst dem

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Consithorς: Director, – RacherDaller, Müntzmeister, –
universitς: Praefect u andς gewöhnlichen Fressern auch des
hς: Prefeckts hς: Brudς dς hς: Prelat v Michaelbayern
eingeladς war. – der knab Sauter, mein Scolar, geigte ein
Concert, – ich war mit dem Schlag 11 uhr beÿ meiner Hausthür;
heut hörte, daß noch um 1 uhr nicht Nacht gemacht wurde.
Eben bringt mir das Weib alles. Ich danke für die würst,
und für den Hasen, und die 2 Menscher küssen die Hände
für das überschickte Neuejahrgeld und sagς: Gott vergelte es.
Die Würste werde gleich heute noch dς Eberlin Waberl überbringς,
wen nicht der hς: Zahlmeister, der mir sagς ließ er werde
um 6 uhr zu mir komς, mich aufhält.
die Fr: v Hermes hat 100 Boutς: verlangt, – sie sagte mir, sie
wolle mir eine Muster=Boutς: schickς, – noch hat sies nicht
geschickt, ich werde also solche durch die Tresel hollς lassen.
Der Gedanke, daß dς Erzbς: auch Prälat zu St: Peter seÿn will,
mag wohl ein Einfahl desjenigς seÿn, der die Möglichkeit von
den erstς Zeitς herleitς will, – also, eines Projecktantς: –
allein hier hatte wirkl: keine Seele diesen Einfall! und der
Fürst sagte selbst dem Prior, dς den Abend noch also gleich ihm den
Todfall ankündigte, – Ich habe einς würdigς Man u Freund
verlorn
, und ich hoffe ihr werdς bald wiedς einς würdigς Man
erwehlen
. Unterdessς hat sich die Sage wegς dem P: Dominicς
nicht verindert, sondς vermehrt. da u dort wird höchstens nur
noch einer odς 2 genannt, imer aber dς P: Dominicς vorgezogς.
Ich bin begierig auf diese wahl. in 5 wochς aufs längste,
vielleicht eher, wird unsre Neugierde befriediget seÿn.
Der Leopoldl ist beÿ seinem Arch, den er nur im Gesicht,
auf dem Kopf, an den Ohrς, und, wegς dem ins Gesicht
greiffς, an den Fingern hat, lustig und wohl auf, –
er scheisst u Bruntzt meistens sitzend auf einem hüpschς
kacherl, und kan ganz entsetzlich oft lachς und plaudern.

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wen iemand fremdς ins zimer komt, so betracht er ihn von kopf
bis zu den Füssen. hς: von D'yppold besucht ihn zu Zeitς, und
kam nächst im uniform, der ihm ganz besonders in die Augς
fiel, so, daß er im besten Humor war, und imer mit ihm
plaudern wollte: das rührte den D'Jppold so sehr, daß er
dem Kind imer das Handl küsste, der Nandl das Kind
erstaunlich anempfahl und beÿm weggehς ihr 24 X schenkte.
Die Baÿern habς einς grossς Schreckς ausgestandς, weil beÿ Münchς,
Ampfing, Anzing, Ötting vielle Trouppen angelangt, die in
vertheiltς Colonen durch Baÿern nach Braunau u ins Inviertl
zogς. – Sie kamς von Niderland. unser Oberst ist desswegς
in Milldorf um Vivres, Stallung p: alle Verpflegung der
alda Rasstag machendς Dragoner zu Regulierς, dern die erste
Division schon dς 31 diss eintreffς wird. Die Bayern glaubtς schon
sie wolltς wegς dem Vertausch vom Land besitz nehmς.
den 30 morgens.
Hier schicke bücher u den Beutl. ich gab dς Hubernanerl 16 Xr.
12 Xr für die Seidς, und da sie für die Arbeit nichts nehmς wollte, so
gab ihr 4 Xr darauf.
Heut ist dς Letzte Gottesdienst für dς hς: Prälatς. –
Gestern ist die Lodronische Kinds Mariandl gestorbς. –
auch ist die verwittibte baderin Lidlin in die Ewigkeit
gegangς, also ist die Wenzl Hebeltin, ihr schwester, einmahl
dς Plag los, und kan doch im Somer den hς: Pfarrer
Seiser wiedς besuchς und ein paar Monat ihr gnadςgeld erspahrς.
Hab ich euch nicht geschriebς, daß dς Bassist Stängel, der
im Griesbadς Haus wohnt, mit dem weisharetς Buderl der
Müntzbader Tochter
ein versprechς eingegangς, und sie desswegς
eine Wochς zu den Ursulinern in Sicherheit gebracht
wordς? – – Sie ist wieder herin. ich weis aber nicht, wie
die Sache verglichς wordς. Vermuthlich habς sie einandς

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das Versprechς wiedς zurückstellς müssς. Er wohnt aber noch
im Hause.
Von deinem Brudς hab seit dς Zeit noch keinς Brief. hς: Norman
schrieb dem Brunetti, daß hς: Fiala beÿm Wolfgang wohnt.
u daß Norman ein Concert von 95 duggattς profit ge=
macht, auch Hofnung habe am neujahrstag |: dem
einzigς Tafelmusiktag :| beÿ dς Tafel des Kaysers zu
spielς. das wärς dan abermahl 50 duggattς, gewöhnliches
Regal. –
hς: v Berhansky u Ms:lle Waberl dankς ganz er=
staunlich, nebst anwünschung eines glückl: Neuς
Jahrs, für die Würste, die ich ihnς gestern Nachts
um 7 uhr noch behändigte, bis sie gleichwohl Gelegenheit
habς sich mündlich zu bedankς. Die Frau Strasserin hat
auch ihrem Bübl solche Haubς machς lassς, wie ich dem
Leopoldl machς ließ, ich musste ihr eine zum Muster schickς.
das sind schlafhaubς, wie wir alle habς, ohne zu bindς, da ich
das bindς, welches die Kindς, wens den Kopf imer hin u
her drehς, einschneidς u wirgς. Nun küsse euch alle
beyde
von Herzς, wiederholle meinς Neuenjahrswunsch, grüsse
die Kindς u bin ewig euer redlicher Vatter
                                                                Mozart mp
da man beÿm Zügenglöckl gestern abends sagte, es wäre
für eine alte Kindsfrau, so wusste man niemand andςς
als die 2 menscher, die Nandl odς Traudl. u noch weis ichs
nicht welche von diesς es ist, weil heut frühe einige sagς es
wäre die Traudl.

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