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Der Leopoldl ist, Gott Lob, gesund!       Salzbς: dς 22 Decς:
                                                                              1785

Ich danke für das überschickte. Ich gieng also gleich, als
ich den Brief durchlesen hatte, zum Dr: Barisani. beÿde
sagtς, daß man nun abwartς müsse ob das monatliche widς
komt, oder gar ausbleibt. die Pilluln därffς auch nicht
Laxiern, sondern nur reinigen. schreibe mir also genau
was weiter erfolgt ist. alle sagς, daß der wenige Coffeé, u
das Bier dir nichts schadς könς, da sonderheitlich das Bier
dir zur Anfeuchtung dient, und wedς eins, noch das
andere übermässig gedrunckς wird.

Gestern abends um 5 uhr ist dς hς: Prälat von St: Peter
nach einer kurzen Krankheit von etlich Tägς in die Ewigkeit
gegangen. – wie wäre es, wenP: Dominicς Prälat
würde? – – das ist gewiß, daß er sehr nahe dabeÿ ist.

Ich hatte einς langς Brief an Marchand zu schreibς angefangς,
weil den Bothς nicht heut, sondς Morgς erwartete. –
Nun da solchς endigς u fortschickς musste, so schreibe dieses
beÿ dς Nacht, da um 7 uhr abermahl beÿm Barisani war,
um klärer mit ihm aus dς Sache zu redς, weil nach 1 uhr
er, Sie, u dς Joseph noch beÿ Tische sassς, 2 Capuziner da
warς, folglich nicht redς konnte, wie ich wollte.
Nun sagte mir dς alte, nach aller mit ihm allein gehabtς
Unterredung, daß der wenige Coffeé dir nichts schaden
ne; – daß vielmehr etwa das Bier dir nicht taugen
möchte, weil du drucken u hitzen hast, und das Bier
drinken hier nicht gewöhnt warst, – daß du nichts
brauchς sollst, als zu Zeitς vor dem Tisch ein wenig Weinstein, –
und dan auch, wie gewöhnlich den Kamillς Thee mit Eywisch, –
wen du so aufsteigende Hitzς hast, so sollst du eine leichte
Limonade
trinken. – dan zu Zeitς öfters Gerstenschleim
Suppen
zur anfeichtung, die dir nothwendig ist. übrigens

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muß man abwartς, ob das monatliche komt, odς gar ausbleibt. sollte
dir aber wiedς eine solche alteration von Frost u Hitze komς, so musst
du dich gleich ruhig beÿm Bette haltς, u deinς frühe nüchtern gelassnς
Urin hereinschickς: auch sollst du freytag u samstag fleischsuppen nehmς,
welches mir alles dς Doctor dir, nebst seiner u aller Barisanischς
Empfehlung, zu schreibς auftrug. Ich aber bitte es mir aus, wen
dir etwas zustossen sollte, mir es alsogleich durch einς aigenς Bothς
zu berichtς, den ich hier für seinς Gang bezahlς werde. Die gesund=
heit ist das erste, für die dς Mensch zu sorgς hat; so wohl aus Befelch
Gottes, – als nach dem Gesetz der Natur, sonst ist er nicht nur
kein Christ, sondς eine Bestie. dermahl halte ichs selbst für
Unreinigkeit dς Mutter = odς für eine Schwängerung. Es wird sich
bald zeigen. Unterdessς ist gewiß, daß du hitziger Natur, und
mager bist, folglich anfeuchtung und Abkühlung deine Hauptsorge
seÿn muß.    den 23 morgens.
wegen dem Orgelmacher werde schon sehς was zu thun ist,
vermuthlich werde ich mit ihm hinausfahrς, ein paar Tag wird
er schon hier abkomς könς, sondςhtl: wen er einς Gesellς mit
bringt. Ich werde es schon einzurichtς suchς: hat er mir den
nicht obligation? – er wird mir alles thun. wen nur
ein Schlittweg wäre, odς wens nur sonst nicht zu böses
Wetter ist. – Noch hat es imer das Ansehς, als wollte
nicht gar viel Schnee komς, – odς vielmehr bleibts dabeÿ,
das die Witterung des Decembers erst im Jener komς wird.
Wegς den Boutellς: werde schon redς: – Die Entschuldigung wegς
dem Feuer in dς Glashütte taugt nicht viel. Der hς:
Sohn hat es halt vergessς
, – – das werde schon auf andςe Art
entschuldigς: weil anfangs die Müntzgläser Arbeit
hat müssς besorgt werdς; so hat ja auch dς Glasmeister
etwas vergessς könς pp: –
Die Köchin Comission ist mir wirkl: herzlich lieb –
ich werde thun was möglich ist, und mit nächstem Bothς=
tag antwortς.

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Das Geld hab empfangς, weils im Brief war: nur war
nicht nothwendig die choccolate zu bezahlς, da ich die zurück=
geschickte unter meine, nach u nach, eingemischt hätte, wen
ichs zurück bekomς hätte.
Der Wenzl Sadlo ist im Spittal. Barisani sagte mir, daß
dermahl die Seite vermuthlich Lahm bleibς werde, wo ihn dς
Schlag getroffς.
Ich musste lachς, als ich laß, daß dς hς: Sohn sich schämt
und in Salzbς: sich nicht will sehς lassς, weil dς Fürst so über
alle Beamte in seiner Taxordnung losgezogς hat. –
Giebt es den nicht noch andςe ehrliche Beamte? – – ist den
nicht der Fürst, nicht nur in Salzbς: sondς aller Ortς schon
bekannt? – – sind den nicht offenbare Unwahrheitς darin,
da er sagt: er lasse von seinς Kameraljuribus ein ansehn=
liches nach, da es, im Gegentheil, höher getriebς wird? – 
                  macht ers mit seinem Capitl und
                  Cavallierς nicht ebς so? – –
                  was für neue Erfindungς wird itzt
                  nicht etwa das Kloster St: Peter
                  zu erwartς habς? – – p: p:
                  Itzt sind wirkl: 19 Domherrς hier, da
                  alle vom Capitl einberuffς warς; sie hattς
hattς schon 3 Capitl Sessionς, um die Sache zu Regulierς mit
dem Fürstς sich zu vergleichς u Mittl zu treffς um ihre Schuldς
zu bezahlς. das weis ich, daß ins künftige die im Dom
præsentes
nicht mehr das præsenzgeld unter sich theilen, sondςn
nur ihren zukomendς Theil bekomς, der præsenztheil der Ab=
wesendς aber ad massam komt, u so in allς andς fällς p:
Der Baron v Gemingen sollte oberstjägermeister werdς,
wie er ihms versprochς hatte; da er nun sieht, daß er beÿ der
Nasen herumgezogς würde, hat er resigniert, u komt als
oberstjägermeister zum Fürstς von Spaÿer
mit 2500 f Gehalt, wagς u Pferd, Quartier u Tafel.
Nun küsse euch beÿde von Herzen, grüsse die Kindς und bin
euer alter redlicher Vatter
                                                       Mozart mp
Die Nandl u Tresel empfehlς sich.

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Der Leopoldl befindet sich beÿ seinen Arch gesund, dς, wo er
abzudörrς anfängt, ihn sehr beisst.
das Theater ist itzt verschlossς. – Von deinem Brudς
hab seit dς Zeit keinς Brief erhaltς.
willst du mir ein paar Würste beÿlegς, wird es mir lieb
seÿn.

dem Bothς gebe den Weissς u blauς sack, u das tuch
mit.
hoffe über 8 Tag eine Clavierstime von den neuς
Concertς zu schickς.

A Madame
Madame de Sonenbourg
à
St: Gilgen

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