↗ XML
[S. 1] increment_line_height_2decrement_line_height_2
                   26
                           London den 3. augς:
Monsieur.                   1764.
                             dς 21 detto
                                empfangς

     Erschrecken sie nicht! allein, bereiten
sie nur ihr Herz eine der traurigsten
Begebenheiten anzuhören. Vielleicht
kennen sie es schon an meiner Schrift in
was für Umständen ich mich befinde.
Der grosse Gott hat mich mit einer
gähen und schweren Kranckheit heimgesucht,
die zu beschreiben ich zu schwach bin. Genug!
man hat clystiert, purgirt, und wegen
einer starken inflammation im Halße
auch Adergelassen. Nachdem nun
dieses alles vorbeÿ, und nach dem Aus=
spruch des Herrn Medici ich ohne fieber
bin; so heist es, ich soll essen. Allein
ich bin wie ein Kind. der Magen
hat keine Lust etwas zu haben, und ich
bin so schwach, daß ich kaum ver=
[S. 2] increment_line_height_2decrement_line_height_2
nünftig dencken kann. dieß dauert
nun schon etliche Täge, daß ich

                26
               Den 9. Augusti.

Ich gratulire zu dero Nahmens Fest!
ich glaubte gleich nach dem Empfang
dero werthesten Zuschrift ihnen zu ant=
worten: Allein ich war gar zu schwach.
Ich befinde mich nun eine Stund ausser
der Statt, dahin man mich in einem Trag=
sessl gebracht, um durch die Luft zu bes=
serm appetit und zu neuen Kräften zu
kommen. Es ist eine der schönsten Aus=
sichten der Welt. Wo ich hinsehe, sehe
ich nichts als Gärten und ferne die schön=
sten Schlösser: wie ich denn beÿ dem Hau=
se selbst einen feinen Garten habe.
Es kommt auf die Gnade Gottes an,
ob er mich erhalten will: Sein heilig=
[S. 3] increment_line_height_2decrement_line_height_2
ster Wille gescheche. Ich bin erst seit
dem 6. Abends hier. Das Vergnügen
so man an der freÿen und frischen Luft
hat, ist hier ohne Wiederspruch höchst
angenehm; hingegen weis man nicht
wie man mit dem Essen zu recht
kommen solle: Noch mach ich mir
wenig Hoffnung so bald zu besseren
Kräften zu gelangen. Die Kranck=
heiten kommen auf der Extra Post,
die Gesundheit kommt auf der Schneken=
post. – – – Wenn nur keine Ab=
zehrung daraus wird. ich werde gewiß
nicht ermanglen meinen freunden bald von
meinem Gesundheits Umständen Nachricht
zu geben. das allernothwendigste nun,
um was ich bitte ist; So bald es mög=
lich: folgende heilige Messen lesen zu las=
sen. 7. heilige Messen zu Maria Plain.
7. zu Loreto beÿm heiligen Kindl.
 2. beÿ
der heiligen Walburgis,
weil nirgends
[S. 4] increment_line_height_2decrement_line_height_2
solches Bildniß ist, als in der Kirche im
Nunberg.
 2. heilige Messen in der
S. Wolfgangi Capellen zu St: Peter,
und
4. heilige Messen bitte durch einen Freund
in Passau auf dem Mariahilfberg zu
veranstalten, daß sie gelesen werden.

Thς: Herrn Weiser bitte um Verzeichung,
daß sein Schreiben nicht beantworten
kann, indem im Herzen frohe bin, wenn
dieß geschrieben ist. Dermahl wird er
sich leicht vorstellen, daß ich alles in han=
den behalten muß, weil ich selbst nicht
weis, wessen ich benötiget bin. so bald
sich was thun läst, werde ich Nachricht
geben, ich empfehle mich ihm und seinem
ganzen Hause: es kommt auf ein paar
Monate an, so wird es wieder leben=
dig. wäre meine Kranckheit nicht, so
wäre ich auch im Lande.
Die erschröckliche Feuersbrunst im
                       hochfürstlichen
[S. 5] increment_line_height_2decrement_line_height_2
hochfürstlichen Priesterhaus hat uns allen
die Thränen in die augen getrieben.
Liebster Herr Hagenauer! es ist nicht ge=
nug, daß man oft die Rauchfänge keh=
ren lässt: sie sollen auch oft visitirt
werden, ob keine Spaltung im Rauchfange
zu finden. Daß beständige starke Feuer,
und dann das öftere kehren, krazen,
und hauen der Caminfegers macht end=
lich das Gemäuer mürbe. ich bin
müde. so bald ich mich besser befinde,
so werde mehrer schreiben. Gott
erhalte Salzburg; aber auch mich! wen
es ihm beliebt. ich bin dero ergeb=
nester

Meine Addresse bleibt alzeit die näm=
liche an die Banquiers charles Loubier
et Teissier
.
[S. 6] increment_line_height_2decrement_line_height_2
[vacat]