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                                                                     Salzbς: dς 7 Decembς: 1785
Der Leopoldl ist, Gott Lob, gesund!

Gestern war ich in dς Comoedie, wozu sie in dς That die rechtς Personς
nicht haben. Ich wollte nur das Stük sehς, weil ichs noch niemals gesehς
hatte, u als ein gutes Stück bekant ist. Nun wurde auf einmahl die
Entführung
auf den Freÿtag angekündigt, und zwar mit deines
Bruders Musik. kein Mensch war, dς nicht sagte, daß es elend
wird aufgeführt werdς
u daß ohnmöglich, nach des Schmids Aufführung,
von diesen Leutς köne aufgeführt werdς, als sich selbst dadurch lächerlich
zu machς
. – wir werdens sehς, – und ich werde es euch schreibς.
Am Sontag spielte ein Violoncellist, – und eine Violinspielerin beÿ
Hofe, und heute wird eine Accademie auf dem Rathhaus seÿn.
Ich werde auch meine 24 Xr opfern, – und dan euch Nachricht gebς.
Man sagt mir, sie spiele ein schönes Adagio: übrigens seÿ es mit dem
Tempo sehr unrichtig.
Ich weis nicht hab ichs schon geschriebς, daß die 2 Freysauf in dς Judengasse
auf dem Trocknen sitzς? – – Sie habς keinς Menschς mehr in ihrer Schreib=
stube. hς: Atzwanger, der imer der so genanntς schönς Freysaufin
seine Aufwartung machte, hat 9000 f zu fordern, für welche ihm
aber, da ers vorschoss, das ganze Freÿsς: Vermögς verschriebς wurde; –
Nun hat, was ich gewis weis, hς: Weiser 200 f, – die Robinischς 4000 f
und ein auswärtiger Handelsman ansehnlich zu fordern, und keins
hat Hofnung nur einς Kreuzer zu bekomς; wer sonst noch Fordςungς etwa
habς mag, weis ich nicht. Sie suchς nun beÿde Hofdienste, odς sonst einς dienst
zu bekomς. Sie habς schon sondς Zweifl, wie es die baquerottier zu machς
pflegς, etwas namhaftes Geld zurük gesteckt: das sehς nun einige unserer
braven hauslichς Kaufleute selbst ein. wie sieht es mit dem Gewissς aus? –
Fressς, Sauffς, spielς, Schmarozer haltς p:p: und dan andςe ehrliche
Leute anschmierς, betrügς p:p:, – was wird dς Erzbischof Sagς? – –
kaum hatte dieses geschriebς, so kamAviso Zettl wegς dς Accademie.
Ich war frohe. Gieng dahin, und hatte von 6 bis 9 uhr einς recht
vergnügtς Abend. Der Erzbς: gab Gesellschaft auf dem Rathhaus,
und die SchützςCompagς: zahlte etwas aus der Cassa, folglich kam
alles, was lebt u schwebt, von Gς: Frauς u Freulein zur Accademie.
Mir thut es Leid, daß du dieses nicht grosse, artige etwa 23 Jahr
alte
, nicht schandliche sehr geschickte Frauenzimer nicht gehört hast.

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Sie spielt keine Note ohne Empfindung, so gar beÿ dς Synfonie spielte
sie alles mit expression, und ihr Adagio kan kein Mensch mit
mehr Empfindung und rührendς spielς als sie; ihr ganzes Herz
und Seele ist beÿ dς Melodie, die sie vorträgt; und ebς so schön
ist ihr Ton, und auch kraft des Tones. überhaupts finde, daß
ein Frauenzimer, die Talent hat, mehr mit ausdruck spielt; als
ein Mansperson. NB Sie ist die näml: Strinasachi, beÿ deren
accademie dein Brudς in Wien nicht nur ein Concert spielte, sondς ihr ein
Duetto zu ebς dieser accadς: Componierte mit Cembalo e Violino,
u zwar das näml:, so dir mitgebracht habe, das Torricello graviert
hat, u deines Manes favorit ist. Unterdessς war sie, da ich in
Wien war, wiedς zu Hause in Mantua, – hς: Schlick ein
in Saxengottaischς Dienstς stehendς vortrefflicher Violoncellist, der
auch Componiert, nahm sie vor einem paar Monatς zur Frau, und
nun reisς sie über Regenspurg nach Hause. Er wird etwa 30 Jahre
habς, ein grosser, artiger, nobler Man. Nun könt ihrs euch
leicht denkς. – Sie hörtς meinς Nahmς, und dan war Bekantschaft
schon gemacht; wir sprachς vom Baron Grim, – vom Benda, wieland,
Schweitzer pp: – den 8 abends.
Heut nach Tische kam hς: Verwalter von Strobl und
brachte mir das Wildprett, dafür euch recht sehr danke.
ich führte ihn beÿm Leopoldl auf, der nun, wie ich hatte, ein ver=
schwertes ohr hat, und denoch mit ihm freundlich that, das übrige
wird er selbst sagς. Ich konnte ihm keinς Brief schreibς, noch etwas
mitgebς, weil eben den Preyman mit noch 2 andς erwartete,
um die 6 Quartettς zu probierς, da die Leute nicht allzeit habς
kan. Mit dς Hubernanerl werde schon redς.
den 9 Nachts um 10 uhr:
Heut bin von morgens um 8 uhr bis um 12 uhr im Theater beÿ dς einzigς
Probe, die gemacht wordς, gewesen, dan ins Capellhaus gegangς.
Nach Tische gieng gleich ins Theater um dem Platz im Orchester ganz
anders anzuordnς, – dan durchsahe die Violoncellstime, wo viel ge=
fehlt war zu Hause, u Ferrari kam um sie zu durchsehς, den er
spielte das Violoncellou kassl die Flautς. dan gieng ich in die opera,
und kan dich versicherς, daß sie es, widς alles Vermuthς des Publikum
recht gut aufgeführt haben; ja so gar in gewissen Stücken, eins

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und das andςe besser, als beÿm Schmid. Z: E: Poÿsel spielt mit mehr
Natur den osmin als Brandl, – hat keine so schöne, aber eine tieffere
starke Bassstime, konnte demnach alles in dς Tieffe singς, wies geschriebς ist
ein trefflicher acteur! – die Peÿerl singt viel ungezwungener und
nicht so gelernt u ängstig, wie die grosse Kalmes; hat eine schöne stime,
leichte Gurgel, Höhe, gute intonation, und sang die Aria mit
den obligatς Instrumentς: Martern aller Artς p: gantz, mit der
schon mit allς Instrumentς, so gar Trompetς u Pauckς, hineincomponirtς
Cadenz, wo solches, beÿm Schmid, ausblieb u nur halb gesungς wurde.
Der Tenorist Maÿer, als Bellmonte, hat zu meinem u aller Erstaunς
unvergleichlich gesungς u agiert, und seine Stime ganz moderiert.
kurz! es war kleidung, und Vorstellung gut, und es gefiehl.
da der Sultan auf dem Schiffe kam, – so kamς 2 Schiffe,
im erstς kam die Garde u Dienerschaft; dan erst im 2 und
prächtigern Schiffe die Frauenzimer u nur dς Sultan beÿ ihnς pp:

Heut Nachmittag ist auch das Weib mit dem Brief komς,
und auch dς Both mit dς geselchtς fischς.
ich dancke abermahl – u schreibe dir wegς den
Pillulς, daß es vom Apoteker ein Verstoss ist,
dς sie zu gross gemacht hat. Nim 5 Morgens  u 5 abends
und dieses 2 Täge nacheinandς. dan setze einς Tag odς
2 tag aus, nachdem du es für gut befindest, – –
dan nim es widς 2 täge hintereinandς, so sind die 40
Pillen verschluckt. Es sind die Mutterreinigendς Beckerischς
Pillen ohne Aloe. gute Nacht!

den 10 Morgens
Vieles zu beantwortς, u was noch zu schreibς hätte, muß auf
ein andersmahl spahrς. der Sohn des Traubenwirths ist
gestorbς. sein jüngerer Sohn ist beÿ einem Negotiantς odς
Banquier in Wien mit einem gutς Gehalt, und wird wohl
seiner Zeit nicht aufs Wirthshauß gehς; – Ich dachte mirs
daß du die Schreibereÿς, u auch die Kugln willst. da aber
ein paar kugel Numern fehlς, muß erst solche dazu machς lassς,

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u nächstens schickς. Schike hier einς Saffran. und wen
sich das weib meldς sollte, so werde ihr die Schue, das sackl
und Serviet gebς.
Der Leopoldl hat einς kleinς Ausschlag an dς rechtς Seÿte
im Gesicht, und das Ohr ist geschwollς, und es lauft Säuere
in dς Menge heraus; er ist aber ganz munter dabeÿ,
es ist eine beissende Materie u Schärfe, die gut ist, wens
herauskomt, die Kindς bekomς, wie sie wachsen, imer
solche Historiς, er ist übrigens, wens ihn nicht beisst
odς wehe thut lustig wie sonst.
Vom Schmid hab noch keinς Brief. da es augenscheinlich
klar ist, daß die kälte u Feuchtigkeit dem Fortepiano
schädlich ist; so muß mans halt näher beÿ der Wärme
haltς. ich verstehe unter dem Wort, daß es Klappert,
nichts anders, als daß die Hämer nicht abfallς.
da muß freÿlich hς: Schmid ihnς helfen u zwischς dem
Züngelstiftς mehr Luft machς, welches aber sehr heickel
ist
 und leicht kan verdorbς werdς. Es ist nichts anders
als daß die sich bewegendς Züngel angeschwollς sind, u
da sie ohnehin nicht viel Raum habς därffς, so werdς
sie durch die kleinste Anschwellung in dς Bewegung
gehindert u dς Hamer kan folglich nicht abfallen.
dς hς: Egedacher ist noch in Radstatt.
Nun Küsse euch beÿde von Herzς, – grüsse die kindς
und bin ewig euer redlicher Vatter
                                                              Mozart mp
Die Tresel u Nandl empfehlς sich.

So viel weis ich,
daß ich ausgegebς habe
Pulver.     – . 20 x
Pillen.     – . 44 x
Baumwollgarn     – . 48 x
Gerstenschleim       – . 6
Kamilln       – . 6
Schue – . 1. 18
  
       3 f 22 x

hafen       – 10 x
Kraut       – 15 x
chiocolate     1 f 15 x
  
         4 f 2 x

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