↗ XML
[S. 1] increment_line_height_2decrement_line_height_2
                                                          Salzbς: dς 28 Novς: 1785

Da gestern die Glastragerin nicht kam, und heute einς Brief
vom Marchand erhielt, so setzte mich gleich niedς um euch zu
berichtς, daß die Gretl in dς Carnevalsopera singς, und den
Part, den die M:dme Lisel Wendling vor einem Jahre machς
sollte, und danAugust Wendling überließ, machς wird.
da nun diese Arien nichts bedeutende schlechte Arien sind, so
hat die Gretl die Freyheit selbst andςe 2 Arien einzu=
legen. die opera ist die vom vorigς Jahre vom Prati.
dan wird noch eine opera Buffa dazu gegebς: La Fiera di
Venezia
vom Salieri, die mir Wehe thut; weil sie in dς
That, was die Musik betrift, voll dς ausgepeitschtestς
gemeinstς Gedankς, altvätterisch, gezwungς und sehr Leer
an Harmonie ist: die einzigς Finale sind noch erträglich:
die Materie des Stücks, ist wie gewöhnlich eine erzdume
welsche Kindereÿ
, widς allς gesundς menschςverstand. Auch
in dieser wird die Gredl singς.
die Geschichte mit Dal Prato odς aigentl: dς Process hat
nun ein Ende. Canabich u Lang müssς ihm mit einandς
245 f unköstς bezahlς: – und dal Prato hat vom Churfς:
ein Decret auf Zeit Lebens. das warς also für ihn glückliche
Schläge; den er kan nicht viel!
Der alte berühmte Castrat Guadagni, der itzt in Padua von seinen
aigenς Mittlς lebt, war wegς einer Schuldfordςung in Münchς.
dieser wurde durch den altς Castratς Georgetti bewogς die
Marchandς: Kindς zu hörς. Er sagte, beÿm Eintritte, daß er
in einer Stunde längstens Verrichtungς hätte. Georgetti,
Panzachi u der alte Ferrandini warς mit ihm.
Er war so betroffς, daß er 3 Stund da blieb, und sagte, er
werde zu Hause alsogleich mit dem Impressario sprechς, daß er
die Gretl zur künftigς Antonio Messe zur opera nehme, und

DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM

INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 2] increment_line_height_2decrement_line_height_2
dan eine Aria obligata mit Violino u Violoncello gemacht werde, wo eine
solche Aria concertante von 3 Geschwistertς Furore unter den Italiänern
machς würde. mit nächstem Bothς werde den Brief euch zum lesen
schicken.
Hier sende ein anders Pfund choccolate, das andςe schicke
mir mit dem Bothς, odς nach guter Gelegenheit, mit der
Glastragerin herein, es hat keine Eyle, den ich behalte sie.
Baumwollgarn ist in dς ganzς Statt nicht mehr um 2 12 kreuzer
zu bekomς. anders nicht als die wohlfeilste um 3 Xr. Es sind
16 Loth.
Ich war die ganze vorige Wochς nicht in dς Comoedie. und die
gestrige war nichts nutz. – hς: Waizhofer hat den Gedankς
die Ball zu gebς schon fahrς lassς, – auch wird er seine
opern in Zukunft ohne Clavier machς: er sagt, es wäre
gar nicht nötig.
Wegς B: Rheling hat es seine Richtigkeit; aber nicht als
Camerdirecktor, sondς als Vicepresident dς HofCamer
wird er dem hς: Luidl auf die Nase gesetzt: und mit
hς: v Kurz ist es auch gewiß. B: Mozl hab abermahl
um Lofer gebettς, weil er in dς Gegend seine Gütter hat.
Er soll wirkl: Resigniert habς.
Man sagt Gr: Herberstein soll wiedς |: auf seine Faust :|
nach Salzbς: komς, weil dς könig in Preussς seine Einkünftς
der Schlesischς Gütter nicht heraus lässt, so lange er in
kaÿsς: Landen lebt. Er solls ins Salzbς: verzehrς. –
Den 29 Vormittag. die Glastragerin brachte mir
eben das mere, dafür ich euch danke. Mit dem
Dr: Barisani werde redς: unterdessς werde durch den Bothς

DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM

INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 3] increment_line_height_2decrement_line_height_2
wohl berichtet werdς, wie es seinς fortgang hatte? ob du hitzς,
ängstigkeitς p: dabeÿ hast, welches aderlass fodert? pp:
wegς Graswürzl u Kamillς p: Thée ists ja ohnehin, wo ich
mich nicht irre, daß es beÿ solchς Umständς gewöhnlich ge=
nomς wird, um den Fortgang zu befördern u zu erleichtern.
Es wäre freilich zu wünschς, daß es, wegς dς Amς: Antς:
niemand wüsste: – allein, ich musste über diesς Wunsch odς
lachς, odς betrübt seÿn, da ich, in meiner Eremitage, wo
mich um alle Welt nichts bekümere, solches zum Namens=
tag præsent erfuhr, so wirds wohl so geheim nicht abgehς.
ich kan euch noch mehr sagς. der Komediant Teller soll
der Held seÿn, der sie gar 3 Täge beÿ sich eingesperrt zum
Genus hatte. Ist das ein Vatter? – sind dieß Eltern,
die ihre Tochter 3 Täge vermüssς, und sich beredς, sie werde
beÿ ihrer Kameradin, der Clessin p: sich aufhaltς,
welches freil: öfter mag geschehς seÿn. Wie vielle Eltern
werdς beÿm Teufl sitzς, denς nur um die Wohllust kindς zu
                  erzeugς zu thun ist, um die Erziehung aber sich
                  wenig bekümern, da man, sondςhtl: beÿ dieser
                  Zeit 100 Augς und Ohren habς soll, um den
                  Mädchς allς Weeg abzulauffς, und sie
                  vor Verführung zu hüttς. der Leopoldl
                  befindet sich, Gott Lob, in bestem wohlseÿn.
                  Hier sind die Samlungς zum Vergnügς. diese
                  wirst du wohl meinς. ich kan nur einς Jahr=
  œuvre

                  gang schicken: ich hatte nicht mehrer grosses
Packpapier? – und ihr wollt imer Musikς:? am Ende werde den
ganzς kasten auslehren. Ich küsse den hς: Sohn und dich von
Herzen, grüsse die Kindς, und bin euer redlicher Vatter
                                                                     Mozart mp
Noch hab |: wies gewöhnlich :| vom Katharin
die Schue nicht bekomς könς. die Seidenspinerin hat so viel
Arbeit, daß sie solche vor den Feyertagς nicht liefern kan.

DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM

INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 4] increment_line_height_2decrement_line_height_2
die Nandl u Tresel empfehlς sich. die Fr: Zezin empfehlt sich,
sie hat sich sehr darüber aufgehaltς, daß hς: Oberschreiber von Deissenς:
2 mahl hier mit ihr gesprochς, und niemals zu mir heraus kam,
und wäre es auch nur, um das Kind zu sehen. du kenst mich,
wie ich denke, – ich sehe, Gott seÿes gedankt, durch so viele Er=
fahrung ohne viel Nachdenkς sehr geschwind ein, – wo es fehlt!
und gehe über alles hinaus.


 
À Madame
Madame de Sonenbourg
à
St: Gilgen

DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM

INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881