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Salzb
ς: dς 16
tς Novς.
Der Leopoldl ist Gesund! 1785.
Nachdem am Sa
mstag
dς 12tς ein paar Stunde spazierς gegangς, und
um 4 uhr zu Hause beÿm Kind nachgesehς, bin zum Hagenauer
gegangς, um die 2 Töchter auf den No
nberg zum h
ς: Beicht=
vatter zu begleitς, sonst hättς sie nicht hinaufgehς därffς; weil
sie beÿ dς Nacht einς Ehrenhütter zum Nachhausgehς habς musstς.
Es war auf dem Grieß zu St: Joseph ein
Feuerwerk und
Luftballon angekündiget. wir sahς den Luftballon und die
Zubereitungen von des Beichtvatters Wohnung um 5 uhr
mit aignς Augen und durch ein Fernglas. Ich sagte, daß
aus dem Luftballon nichts werdς werde, da er 6 schueh hoch
war, und ohne
große Kösten nicht konnte gefüllt werdς.
so wars auch: Es stiegς etwa 15 bis 20
Raquettς, de
n einige
Luftkugln, – da
n wars vorbeÿ; dς Ballon blieb sitzς, dς
vermutlich nur mit Luft aufgeblasς dastand, um die Leute
anzulockς; und nun warς die Leute, die beÿm thor hinaus
zahlς musstς, – die Gefopptς. – die Moserischς
p: sind
schon um 2 uhr Nachmittag zum Hellbr
ς: Pfleger Kofler
ins Hausl hinaus gegangς, welches angestopt voll war.
um 7 uhr hab die Hag
ς: Mädl wiedς nach Haus gebracht. –
Der Erzb
ς: ist von Lauffς zurück, – hatte den Tag darauf frühe
ein Erbrechς beko
mς; vor und nach dς
choccolate sich 6 mahl
erbrochς, weil er etwa in Lauffς zu viel Obs unter einandς
gegessς. Es war also geläuffe und Lermς wedς Gesellschaft
noch Tafel, man musste ausser dς Residenz aus dem wagς
steigς
p:
p: eingebundς wie ein Kindbetterin
p: gestern
aber war die erste Musik
u Gesellschaft. das Erbrechς
geschahe am Sa
mstag dς 12 in dς Frühe.
Am Montage, als an meinem glorrichς Hohς Geburtstag
hattς die Huberna
nerl, Nandl
u Tresel sehr viel zu thun um
den Leopoldl zur erstς
gratulation aufzubutzς: und nachdem
ich mich beÿ ihm presentierte und Rockerl, Hauberl, Schue
p:
und das
ponso farbe
gros de naple band, das ich dazu hergebς
musste sa
mt
angehenktς amulet und silberner
St: Georgi metallie
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
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„MOZARTEUM”
1881
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die ihm die Mitzerl schon vorher geschenkt, und noch obendrein der Nandl
einς
Batzς present gemacht hatte. Nun wurde im Menscherrath
stante
pede beschlossς, die Tresel sollte die Mitzerl hohlς um den Leopoldl in
galla zu sehς: aber; hilf Hi
mel! die Tresel kam voll schrecken
daher schaubend und berichtete, daß, obs gleich schon 9 uhr wäre, sie
die thür verschlossς und alle Vorhänge an den Fenstern noch vorge=
zogς gefundς hätte, – da
n wurde geklopft, und gelermt, die Ka
mer=
jungfer und andςe kamς dazu. endlich kroch die Mitzerl miserabl
aus dem Bette, öffnete das schloss, kroch wieder ins Bette, und nun
konnte man ihr Beyspringς, Suppen,
antispasmodicς und Mar=
grafς pulver
p: gebς, den sie hatte eine Zunge wie Holz und
stechς und druckς
p: Abends um 5 uhr war wiedς beÿ ihr, es gieng
besser, man gab ihr wiedς ein. = und den 15
tς morgens, da
abermahl der Leopoldl in
galla erschien schliech die Mitzerl
über die Stiege herauf uns zu
gratulierς und
Regalierte dem
Leopoldl abermahl mit einer altς Silbermüntz. h
ς: von
D'Ippold kam aigends den Leopoldl zu sehς und ihm zu gratul:
empfahl ihn mit Eyfer dς Nandl und schenkte ihr einς
24.gr
das Kind war aber ausserordentl: Lustig und freundlich, so zwar,
daß es mit Händς und Füssen arbeitete, allerhand freundliche
Gesichter machte und unter dem Geplaudς des h
ς: v D'Ippold, dς
Ka
merjungfer, Mitzerl, Na
ndl
p: von Zeit zu Zeit mit einem
lustigς Schreÿ odς jauchzer sich hörς ließ. Wie oft man euch her=
gewunschς es zu sehς, kan ich nicht zehlς: alle die zu mir kamς
glaubtς euch hier zu findς. – Nachmittag bin ich nach Maria Plain
spaziert, hab da
n den
P: Vital besucht, bin um halbe 5 uhr fort=
gegangς, und war um viertl nach 5 uhr schon zu Hause.
Der
Ceccarelli ist von Passau zurück geko
mς, wo er seine Sängerin zurük geführt
hatte, der Fürst hat ihm eine schöne goldene Uhr mit goldener schwerς kette
u
24 duggt
ς: present gemacht. Er richtete mir
Comptς: vom
Fiala aus,
welcher zu Passau ihn in dς durchreise nach Lintz sprach; diesem hat Graf
Taufkürchς
einς Ring von 40 duggattς, –
einς schönς degen, – und
24 duggattς
beÿ der Abreise, – dem
Andre aber
12 duggattς gegebς.
Vor ein paar tagς erhielt einς Brief, beÿ dessen Ansicht ich aufrief:
was ist das!
ein Brief von einem dς schon etliche Jahr tod ist! da
n
ich erkannte die Handschrift des h
ς: Friderici in Gera, – auch sein
Sigl; öffnete den Brief, und die Unterschrift war:
Friderici:
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daß die 2 Brüdς
Friderici Tod sind, das hat seine Richtigkeit: ob nun
aber dieser
Friderici |: vermutlich Sohn :| alle vormalige Briefe geschriebς
hat; odς ob sie so
vokomς gleiche Schriftς hattς, muß er vernehmς. Er ver=
wundert sich, daß auf den Namς
Friderici und ihre arbeit völlig vergessς
habe und trägt mir 2 Instrumentς zur Probe an, die er mir auf
Speculation schickς will. – Der Erzb
ς: hat nun schon in Lauffς dς
Brief vom Schmid erhaltς, und noch ko
mt keine
Resolution, obwohl
Schmid um baldige Antwort bittet. – Endlich hat dein Bruder
auch unterm 2
tς Novς: geschriebς = ja das hab ich euch schon geschriebς,
daß er
Le Nozze di Figaro macht. – Morgς hoffe mit dem Postwagς
von ihm etwas zu erhaltς, umso mehr, da ihm um die
2 neuς Clavier=
Concert, und du auch um etwas geschriebς hast.
Freÿtag dς 18tς Novς: Von deinem Brudς ist nichts geko
men!
Gestern ko
nte keinς Buchstabς schreibς, weil an Marchand zu schreibς hatte;
auch beÿ diesen vortrefflich schönς Tägς, die wir habς, dς sehr grossς kälte
ohngeacht, spatzierς lauffς musste.
Marchand,
Gretl,
Heinrich schriebς
mir zu meinem Namenstag. – Marchand schreibt: das
Austauschungs
project macht hier einς entsetzlichς Lärmen! die Meinungς sind
getheilt; ein Theil behauptet es mit so viel hitze, als der andςe es
widςspricht. So gehts beÿ Hof, unter dem Adl, unter dς Bürgern pp:
wir sind über dieß in einer kritischς Lage beÿ einer entsezlichς
Vernachläsigung der Policeÿ. BrodTheurung, Fleisch und Holzmangel
veranlassten schon verschiedene Bürgerversamlungς, und deputa=
tionen an den Khurfürstς, die aber fruchtlos warς. da die
Baÿern eine natürl: Abneigung gegς die Öster
ς: habς, so machte
letzlich die Rede eines Bürgers allgemeines Aufsehς. Nach einer
fruchtlos abgelauffenς Versamlung warς verschiedene Bürger
in einem Bierhause, sie schwurς alle, lieber aus dem Lande zu
ziehς, als kaÿsς: zu werdς p: p: nach verschiedenς solchς Betheurungς
sagte ein Schlossermeister:
ihr Narrn, was wollt ihr den?
mir wäre es recht,
wen wir Kaÿsς: würden!
denkt einmahl!
der Kayser giebt sich doch alle Mühe um uns zu bekomen;
er muß uns also recht lieb habς: unser Herr hat uns, und
mag uns ja nicht, weil er uns alle verderbς lässt.
In der Wahrheit, ein
argumentum ad hominem. h
ς: Marchand
und alle empfehlς sich beÿdςseits, die gretl hat deinς Brief erhaltς.
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Nun wird bald die schöne Schrift, die mein besonders guter
Freund h
ς: Baron von
Gemingen in Wie
n, das
Austauschungs=
werk betreffend, herausgegeben in Salzb
ς: zu haben seÿn.
Es verbreitet sich auch eben itzt die Nachricht, daß nach den
Herbstreichstag
Ferien der Antrag geschehς solle den 20 f
Müntzfuß in Baÿern, – vermutlich da
n auch im ganzς R: R:
einzuführς. – das wäre abermal ein Schritt das Geld,
vorhinein auf Kays
ς: Fuß zu setzς; nothwendig, – wegς dς Salz=
ausfuhr. – – – Es ist Mittag, und ebς bringt die
Glastragerin die Schachtl
u bücher, und sagt es wäre schon
ein Zettl darin. ich finde aber nicht einς Buchstabς. ich muß
vermuthς, daß dς Both einς Brief bringt, sonst wärs wohl
lächerlich so etwas zu vergessen. das Kind schläft itzt,
ka
n also das kleine Hauberl nicht probierς, – das grosse ist
ohnehin noch zu groß, er wird aber, mit Gottes Hilfe, schon darein
wachsen. da die Glastragerin nach 12 uhr wiedς ko
mt, so werde
ihr was mitgebς; und da
n sehς ob dς Both keinς Brief hat.
Am Trierer Hof wurde ein Hautboist gesucht: die
Md:me
Antoine hatte das Glück ihrς
jungς Sohn, als Hautboistς,
und durch Vorsprach dς verwittibtς Churfürstin des Khurf
ς:
v Trier Schwester auch den
grossen Limel anzubringς, und
zwar habς beÿde miteinander 900 f. Nun küsse euch
beyde von Herzς, grüsse die Kindς und bin dς alte Vatter
Mozart
mp
DOM=
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