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Der Leopoldl ist, Gott Lob, gesund! Salzb
ς: dς 27
tς Octob
ς:
1785
Nun ist halt der
hς: CapitlSyndicς in der Brühe. Man sieht niemand
von seinem ganzς Hause: daß er sich gestellt hat, glaube ganz richtig; es
ist ganz stille, – kein Wort wird gesprochς; – die Sache mag nun seÿn,
wie sie wolle, so hält dς Hofrath und alle &c: – das grösste Still=
schweigς; weil es einς Hofrath selbst betrift und wegς der
Dowrowaikς:
und Eÿsischς Freundschaft. Einige sagς, die Verhör gehe noch i
mer fort; –
andere behauptς gar er wäre im Stockhauß, welches aber nicht
glaube: noch hatte keine Gelegenheit auf die wahrheit zu ko
mς, und
so glat hin will ich nicht fragς. Mir scheint es geht alles dahin, um
auf den Grund zu ko
mς, daß der
Bischof in Chiemsee die
Causa
movens odς Triebfeder alles vorgegangenς gewesen wäre. Nach den
Verhörς des
Hutterers ist schon ein Schreibς an denselbς ergangς: allein
er antwortete,
daß man ihn beÿm Römς: Reich belangς sollte,
sonst hätte er niemand zu antwortς. So geht es! h
ς: Dr Hutterer
kam vom Gebürg nach Salzb
ς: hatte einς gutς Kopf, studierte seine
Jura fleisig, war auf dem Rathhaus in
Praxi,
gradierte, wurde
Advocat, ist witzig, versteht sein Handwerk; – aber, wo ist die
Weltke
ntniß? – – wo ist das feine dς Welt? – – wo ist der
in die folgen durchdringende Verstand und das Voraussehς? – –
die Hauptsache dieser feinς Zeitς fehlt.
hς: CapitlSyndicς sass
auf seinem Mist, – studierte, war schon gebohrner Hofrath,
und da
n Capitl
Syndicς, hatte das Schiespulfer nicht er=
fundς, glaubte unter den Ca
nonen des DomCapitls sicher alles
leichtsi
nig herauspulvern zu kö
nς, weil er unterm altς
Graf v
Diechtrichstein in Wie
n im
Praxi hinterm Ofen sass, die
Comoediς,
opern und spaziergänge ausgeno
mς. – Nun heists:
stelle dich zur
Verantwortung. Hätte er Vernunft, Nachdenken, und Weltke
ntniss,
so würde er vorausgesehς habς, daß er hinter dς Capit
ς: Mauer nicht
sicher stehet, um so weniger, da er sich eri
nern musste, daß ihn
vor Ausbruch des
Processes der
Erzbischof hohlς ließ, ihn über gewisse
Verhetzungen zur Rede stellte, erstaunlich herunterputzte und
ihm mit dem Schloss drohete. Ich bedaure die gute
Frau; de
n itzt
sitzt sie gewiss ohne alle Gesellschaft zu Hause ganz alleine. Niemand
getrauet sich hinzugehς, – weil man augenblicklich argwohnet
p. –
Es sind seit 14 tägς die
Rensin, dermalige Pflegerin zu Ebersperg, und
ihre Basen eine h
ς: v Steÿrer Tochter von Lintz hier. Die erste ist die
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Tochter des verstorbnς Pass
ς: Pflegers von Ebersperg, folglich die
Nieçe
der
Fr: v Barisani, die des Vatters Dienst erhielt, und der alten
Fr:
v Rensi |: ehemaligς Liebhaber seel: der
Fr: v andretter :|
Sohn,
heÿratete, der von seiner Mutter seiner Zeit über 40000 f
erbet, und die nun von Salzb
ς: fortreiset und mit Sack
und Pack, der altς Gesellschafterin und kleinς Hund, sa
mt
vielem Silber
p p: zu ihrem Sohn gehet; ihr Gnadςgeld
pr
100 f ist ihr noch auf ein Jahr verwilliget. – die Zweÿte,
die Tochter des h
ς: v Steyrer zu Lintz ist beÿ ihrς Eltern in Lintz,
hat erst 28 Jahre, ist schon 8 jahr Wittwe, hatte ihrς Mann nur
3 täge, weil er als Kriegs
Comissariς nach Straubing musste,
einς Sturz mit dem Pferd that, erkrankte und dς 15
tς tag
nach dς
Copulation starb. – Verflossnς Montag wurde diesς
fremdς zu Ehrς abends um 7 uhr im Melkhof ein
Ball
veranstaltet, – ich half um 6 uhr dς
Fr: v Schidenhofς sich
ankleidς, – da war nun natürl: dabeÿ was Zusa
mςhang
mit den
Barisanischς
p: hatte. Für den
gr: Überacker
Sepperl wars aber traurig. Er tantzte mit dς
Gräfin
Lizow, stosste im herumdrehς odς
reissen am marmorst
ς:
Caminegge, fiehl sich die Achsel aus, und die Gräfin lag
auf dem Bodς, doch ohne Schadς. Er wurde gleich in die
Statt nach Hause geführt, und um den
Chÿrurgς Hartman
geschickt
p p: – der Tanz hatte übrigens seinς Fort=
gang, dς Überacker ist schon besser.
der gewisse Geistll:
hς: Carl ein 83 jähriger Ma
n, der die Ohren
curierte, hat seit den wenigς wochς als er krank lag, alle
wochς um 50 f Brod,
in Laiben, unter die Armen auf dem
Rathaus austheilς lassς, und in seinem Testament die
3000 f
die er auf dς Landschaft hat,
dem Magistrat übergebς, um
von dem
Interesse jährlich
3 Stipendia zu formirς, die
dreÿen Armen Burgerssöhnen durch die 6 erstς Schuljahre sollς
gereicht werden: Es stehet wörtlich
NB,
daß ers dem Magistrat,
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nicht dem Consistorio übergebe. Ein
Sardinischer Oberster
hς: gr: Canal
war hier. Er bließ 2
Concert auf dem Waldhorn beÿ hofe, recht schön.
hatte einς schönς Ton, und die
Semitonia rein und richtig.
Der
Erzbς: ist itzt in Lauffς. Montags verreisste die
Grafin Schönborn,
Dienstag gieng er mit
Gr: Guntacker und ihr hinunter.
Vom
Schmid org
ς: ka
n noch keine Antwort habς. – der
hς: Schultz hat
Befehl erhaltς beÿ Hof zu sti
mς,
weil er ohnehin als Tenorist 100 f
besoldung habe, und seltς singς darf. Stell dir vor, was dς Ma
n
für ein Gesicht wird gemacht habς.
den 28tς
Der Leopoldl ist, gott lob, gesund. dς Both ist geko
mς, das
Geld hab empfangς: –
allein wo ist der Musterschueh für den
Katharin? – –
Die schönς Täge habς mich zi
mlich spaziern geführt: i
mer von 2 bis 5 uhr.
und am Dienstag ka
m gar um 3 uhr ohnvermerkt in Plain
hinaus, besuchte den
P: Vital, fand aber den
Superior, und den
P: Prior von
St: Peter mit noch 6
v St: Peter beysa
mς. Ich blieb
also beÿ ihnς, und fuhr mit ihnς um halbe 6 herein.
Die
Egedacherin hat noch keine Gnade, weil
hς: v Luidl nicht
referiert
bis er nicht den zurückgelassnς Vermögensstand beym Groschen
weis. – wegς dς
Steuer darf man sein Vermögς nicht mehr verbergς;
aber, wie ihr sehet, wegς
dς Gnad.
Der Hofrath
Gilowsky war mit den
2 Robinischς Freul: und der
Gestütt=
meisterin, als
GardeDame zu Hauß, wo die Zusa
mkunft
und Verabredung dς Haÿrath der Fr
ς: Louise wirkl: geschahe.
es hilft also nichts mehr! die Freul: sind noch
in Hauß,
weis nicht we
ns zurük ko
mς.
Ich danke für die Fische, we
n ihr keine mehr habt, so müsst
ihr mir beÿ Leibe keine mehr schicken. – das Brod hat
hier wiedς aufgeschlagς, so bald sie einς Schnee wiedς gesehς haben. –
die Bretter hab vom
Robini Hausknecht beko
mς. –
Das Drücken ko
mt offenbar vom Geblüth, du musst also alles
mögliche thun, daß es seinς gutς Fortgang hat. Das fleisige
Ka
millnthee Trinken ist ein gewöhnliches gutes Mittl, und Bewegung;
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und ist das Wetter gar ungünstig, so must du, so viels möglich im Hause
Bewegung suchς. willst du zu mir ko
mς, ich will den Hölzernς Ofen im
Saal heitzς lassen. – Der
Heinrich würde hier schon angeno
men
seÿn, we
n er nicht mein
Scolar wäre. allein das thut zu wehe, einς
Scolarn von mir zu loben, – und doch geschieht es so oft, daß ers im
Herzen thun muß. – so weit ists schon geko
mς, daß er ihn nehmen
wollte, we
n er ihn um ein paar hundert guldς habς könnte: auf
300 f habe mich eingelassς. Nun steckts! und ich rede gar nichts mehr
davon: er hat bis diese Stunde keinς Geiger und hat am
Norman
u Fiala 2 verlorς. – wir wollen es abwartς. – Wegς der Gretl
odς einer andς Sängerin ist nichts zu gedenken. – warte nur ein bischς,
bis unsere Schiffe aus Amerika ko
mς, da
n wollς wir uns ein aigenes
orchester aufnehmς. – von deinem Brudς habe wirkl: noch keinς
Brief: aber vom
Artaria, und ich schrieb vor 4 tägς an deinς
Bruder,
schloss den Brief an
Artaria ihm ein, und heut schrieb ich ihm wiedς.
Von den
Sonaten dς
Gretl höre nicht ein Wort; ich werde dem
Toricella
selbst schreibς, auch wegς dem Clavierauszug
der Entführung.
In die
Comoediς gehe etwa einmahl, zu Zeitς 2 mahl in dς
woche, ich brauch das Geld nothwendiger da ganz ohne
Scolarn
bin. der Verwalter
Sepperl ist noch niemals wiedς da gewesς,
er wird künftig die Woche nur 3 mahl ko
mς, und da manch=
mahl beÿ übler Witterung ausbleibς. aufs neue Jahr sinds 2
Jahre, daß sein
Vatter nichts bezahlt hatte, und er war vor 8
Tag beÿ mir und nach seiner notiertς
Lecktionς Rechnung betrugs
die ganze Zeit nur 47 f 12 X
r. – er hatte nach seinem Vorgebς
im kalendς vom 9
tς Decembς: 1783 bis 24 Je
ner 1785 aufgeschriebς
180 Lecktionς a 12 Xr. – 36 f
vom 24 Maÿ bis 30 Septς: 56 Lς: 11 f 12 Das ist also dς ganze Quark.
![](../imgs/space.gif)
47 f 12.
Es bezahlte just den halbjährigς Hauszünß
à 45 f. daß viele
Leckionς
nicht aufgeschriebς wordς, siehst du augenscheinlich, wo überdas dς Buben
alzeit
anderthalbstundς, und 2 Stund meistens unter handς hatte. –
Nun, da dieses heut frühe
den 29tς schreibe, so sehς wir, daß der
Leopoldl,
der übrigens gesund ist, heute frühe alle Anzeigς von einem sogenanntς
Flug hat, de
n ich sahe die kleinen flecklς im Gesicht, – und die sind nun
auch am Leib. Hoffe, da er wohl verwahrt und ruhig dabeÿ ist, daß es
keine üblς folgς habς wird, de
n beÿ Kindern giebts i
mer etwas. die
Nandl
u Tresel empfehlς sich. Ich küsse dς
hς. Sohn und dich von Herzς, grüsse die
Kindς und bin dς alte redliche Vatter
Mozart mp
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Gestern nach dς
Comoedie ruffte iemand mich
auf dς gasse, da das Hauß schon gesperrt
war, und ich ebς am Tisch sass. als ich zum
Fenster gieng, wars dς
Major Dücker u dς
Domh
ς: gr: Wallstein, dς von Lauffς kam und
vom
Erzbς: die
Comission hatte mich zu fragen
ob ich noch keine Antwort vom Orgl
ς: Schmid
hätte. ich antwortete,
daß noch keine da seÿn
köne. gr: Wallstein fahrt heut wiedς hinunter,
und geht da
n nach Augspurg.
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À Madame
Madame de Sonenbourg
à
St: Gilgen.
und 7 Sonatς in dς Schachtl
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