[S. 1]


Salzb
ς: dς 14
tς octob
ς.
1785
Als ich eben zu schreibς anfangς wollte tratt
hς: Rahm mit
dem jungς
Canabich ein. Sie reisen nach Italiς, und weil
itzt
Le Brun mit seiner
Frau in
Verona ist, wo sie eine
opera
singt, – und 2 Pfeiffer in einem Wirtshause kein gut thun,
so gehς h
ς: Rahm
p: nach
Gratz, und da
n über
Triest
nach
Venedig. Ich musste ihn zum
Graf Lizow führς, –
morgen bleiben sie noch hier, – we
n nicht etwa h
ς: Rahm
und vielleicht auch der junge
Canabich beÿ Hofe spielς därffς,
weil die
Gräfin Schönborn auch hier ist,
gr: Guntaker
und
Sie; –
fürst Baar aber ist abgereist; hingegς ist
Gr: Clam |: der
Amant dς
Md:me Duschek :| aus Prag
auch hier. – Wir wollς also sehς, was geschieht. –
Daß
Dr: Hutterer heute vor 8 Tagς abends vor 7 Uhr
eng geschlossen vom Stockhauß mit 5 Ma
n ins Schloss
geführt wordς, werdet ihr vielleicht schon wissς.
auf wie Lang? – Man sagt, auf eine unbesti
mte
Zeit. – selbst dς Profos
Riedς soll auf 3 Monat
ins Schloss ko
mς, – odς ist vielleicht schon oben: – weil
er dem Hutterer einige Schriftς zuko
mς – oder weg=
schicken lassς, – das weis nicht gewiss. –
Durch
hς: Rahm, – und schon durch Briefe vom
Marchand
erfahre, daß nicht dς hundertste theil, was man von
der Illu
minatς geschichte von Münchς hier alles sagte,
wahr ist. Die vorgeno
mene Untersuchung ist richtig,
einige
eigensünige sind weg geschickt, odς selbst gegangen;
die übrigς die sich vor dem
Churfürstς darüber aufrichtig
erklert habς, sind gebliebς, – so gar ein Haupt davon
h
ς: Dr: Bader. – das lustigste ist, daß hier ein
Verzeichniss der Baderischen
Loge herumgehet von
etlich
u 70 Personς, darunter meistens geistliche
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 2]


von Range sind, unterandς h
ς: Gr: v Spauer Canonicς
von Salzb
ς. – So viel mir
hς: Rahm erzehlt, so sind
die ächten Freymaurer |: davon der
Churfς: selbst ein Mit=
glied ist :| sehr über diese sonderlinge aufgebracht,
desswegς auch wieder diese Schwermereÿ stark nachge=
forscht wurde.
Das Schüsslweib brachte die Säcke und sagte morgς komt der
N. N. und hollt alles ab, er kehrt beÿm Hechtς ein. die
tresel war 5 mahl Vormittag
u 4 mahl Nachmittag dort;
allein Niemand war beÿm Hechtς noch anderswo zu findς.
die Täge hi
nach lief sie zum
Robini und
Gschwendner, und
trieb endlich den Knecht dς Unterbergerin beÿ dς traubς auf,
der mit aller freundlichkeit sagte:
ich hab den gröstς Verboth
nichts aufzulegς; da es aber für den ggς: hς: Pfleger gehört,
so weis ich schon, daß es meiner Frau recht ist, den für den
ggς: Herrn u die gge Frau thut sie alles mit freudς.
Er wird also das Vass, Erbsen, linsen und bohnς überbracht
habς, sa
mt dem kostbarς altς Sack.
Nun ko
mt dς Both! Ich danke erstlich für die Fische
und schönς Krepsς. und dς
Leopoldl dankt für das
Hemd und Leinduch. das giebt auch vom Falberl datzln,
und
ich gieb was dazu zum Kresel. das grössere baar Strimpfl
sind itzt ebς noch recht zum brauchς: die andς sind viel zu klein.
der Leopoldl hat unterdessς ein ziemliches Zahn=Laxierς ge=
habt: er ist übrigens wohl auf; zi
mlich gewachsen, und böse
we
n er nicht gleich hat, odς we
n mans nicht gleich errathet,
was er will. Ich wünschte selbst, daß ihr ihn sehς möchtet:
doch wird er unterdessς braf wachsen, und we
n er so
gross wird, wie dς Haupt
ς: Amand, da
n werdet ihr ihn
nicht mehr ke
nς. da wir itzt mehr Septemberwetter und
die schö
nstς täge habς, so ist dς Leopoldl noch nicht ins Winter=
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 3]


zi
mer gezogς. Es ist wohl gut, daß man noch nicht hat einheitzς
därffς, da ma
n kein Holz beko
mt, und solches, was herein
ko
mt um 3 f zahlς muß, – es ist ein ganzer Lermς in dς Statt
daß kein Holz herein ko
mt: die Bauern habς itzt halt andςe
Arbeitς. – das Brod fängt wiedς an abzuschlagς.
Die Geschichte wegς dς Köchin ist zum Erstaunς. da sieht man was
pure Bettschwestereÿ für ein abscheulicher Unterscheid vom
wahren Christenthum ist. wer hätte in aller Welt von einer
Person das vermuthς sollς, die 6 jahre als Schwester in einem
Kloster war. hätte wohl dieses einem vernünftigς Menschen
nur einfallς kö
nς. Es ist und bleibt doch i
mer gut, we
n man
die Weiberklöster aufhebt. Es ist wedς wahrer Beruf, – wedς
übernatürlicher Zug, geistl: wahrer Eÿfer, noch ächte Schule
der wahren Andacht und abthötung dς Leydenschaftς dari
nς;
sondς nichts als zwang, Gleisnereÿ, Verstellung, Schein=
heiligkeit und unendlich viele Kindereÿ, und am Ende
versteckte Bossheit. – Eure vorige Köchin ist ein Engl
dagegς. kochte gut; war sparsa
m, Lustig, nicht hinterhaltig,
und we
n sie meinethalbς abends ein spitzl zu Zeitς hatte, was
thut das? – ihr werdet keinς Engl vom Hi
mel beko
mς der
keinς Fehler hat. –
und dieser Engl wird gewiß nicht
nach St: Gilgen gehen. – was ist zu thun? ich weis
es einmahl nicht. danket Gott, daß ich das
Kind hier be=
haltς habe; sonst wäre es noch ärger: ich selbst danke der
gutς Lenerl für ihre Beyhilfe, die ihr sehr nötig habς werdet,
sa
mt einer Christl: Gedult, de
n in solchς fällen hilft das
Poltern und Schreien nichts, es verschli
mert nur und ver=
härtet aigensü
nige Köpfe: an dς Monica habe bemerkt, daß
sie nicht von den geschwindς ist, und daß freundliche Wort mehr
wirken, als hitzige, grobe;
den sie ist gar empfindlich. wie viel=
mahl hat die Nandl durch ihre schnelle polternde Art solche so
in Harnisch gebracht, daß sie davon lauffς wollte. Sie ist im
Spital der Köchin Freundin gewordς, sie ka
n und wird ihr auch
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 4]


zu reden. werdς aber beÿde rebellisch: – da
n ist guter Rath theuer!
das Kreutz des besten Ehestandes sind die Dienstbothς. Ich sagte
vorhero das die gutς Worte mehr thun als das poltern, – das ver=
stehe ich gegς jene Ehehaltς, wo es angewendet ist, und gleich anfangs.
Sollte mir aber so ein Mensch das zweyte mahl sagς:
das thue ich nicht:
ich gehe sonst gleich fort;
und ich thue es nicht. So ließ ich we
n ich
h
ς: Pleger wäre den Amtman hohlς und das Mensch ein paar
tage mit wasser und Brod einsperrς, und da
n so oft bis sie es thut.
we
n ich näml: eine billige Sache begehre, die ihre Schuldigkeit ist.
geschieht es hier, und ich gehe zum Statt
Syndicς, so thut ers:
de
n sonst kö
nte iedes Mensch die Herschaft trotzς und unter dς Zeit
weglauffς. Kurz! das 6 jährige Klosterlebς dieses Menschen,
und ihre Aufführung ist der grösste widerspruch! Nun must
du so viels möglich allς Verdruss vermeidς, und wegς dem Druckς auf
der Brust
anfeuchtende Sachς brauchς, und mit dem
Sago fortfahrς,
das sind keine Wind, sondς es mag eine Schwäche; odς von dς Mutter
seÿn: we
ns von dς Mutter ist, so sagt die
Nandl es wäre gut
von einer gerechtς Bibergail, einer frischen, etwas abschabς; und
in einem kleinen häferl in einer fleischbrühe siedς, und davon drinkς,
es muß aber ein aignes Haferl
seÿn, weils den Geruch behalt.
man nähet auch die bibergail in ein ganz feines tüchl, mit bandl
daran und bindets so, daß die Bibergail unter den kniebügen ist.
die bandl werdς aber sehr lang seÿn müssen, daß mans unter
und ober
und ober den Kniebügς bindς ka
n. der
Dr: Prex ist seit
dς Zeit fast alle Tage zu uns ko
mς, so daß mir seine Besuche
bang machς, nur heute ist er noch nicht da gewesς, wie das
Kind krank war ist er des tags 2 mahl ko
mς. heut wird er
halt ko
mς, we
n er von dς
Garteninspecktorin weggehet,
die vor 2 Tägς mit einem Bubς entbundς wordς. –
Heut habe noch
Teresia Gratulationς zu machς, werde
solche auch von euch ablegς, absondςlich beÿ der
Fr:
Haselbergerin.
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 5]


Vor einigς Tagς erhielt ein Schreibς vom h
ς: Reitter, weil
ich ihm sagte, ich würde ihm vielleicht schreibς, daß er, we
n
er nach St: Gilgς ko
mς möchte, seine Zeit, statt in Ried,
bis er nach Salzb
ς: geht, in St: Gilgς zubringς könnte.
Ich antwortete ihm itzt,
daß er mich nicht wohl verstandς
habe.
daß es wegς dς Kurzς Zeit sich nicht dς Mühe gelohnt
hätte: –
ein anders wäre, wen er sich wenigst auf ein
Jahr da zu bleibς entschlossς hätte, oder entschlüssen
würde. – meine liebς! es wird schwer haltς einen
rechtschaffenς und sichern Menschς da hinaus zu beko
mς;
er versitzt seine Zeit, – und was hat er für Aus=
sichten? – –
Eins von den Wundςwerkς ist, daß die
Tresel und die
Nandl sich so gut mit einandς vertragς. die Tresel ist
so ohnaussprechlich in den
Leopoldl verliebt, daß sie alles
thut, alle grobe Wort leidet, und wascht, und lauft,
und alles thut; – das hat nun die andςe auch mit ihr
freundlich gemacht: sie kehrt, wa
ns Kind schläft für
sie aus, da die andςe ausgehς muss
pp:
kurz! die Tresel thut alles dem Kind zu lieb!
singt und spielt mit dem Kind zum Todlachς,
und bedient mit dem Essen die Nandl und schiebt
ihr alles zu nur wegς dem Leopoldl. Nun muß
Schlüssς. Ich küsse den
hς: Sohn und dich von Herzς
empfehle dir nochmals Verdruss zu vermeidς,
und über alles hinauszugehς was nicht zu ändern ist, und
bin ewig euer redlicher Vatter
Mozart mp
dς 15
tς Octb
ς:
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 6]


Liebster
wegen der Hübernanerl
wegς meinem fächerς
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881