[S. 1]


Salzb
ς: dς 22
tς Sept
ς.
1785
Ich bin sehr traurig. Da wir glaubtς der Mehlhund sollte
zum Abnehmς seÿn, hat solcher im Mund wiedς neuerdings
nachgesetzt, daß auf beÿdς Seitς grosse länglichte binggl
lagς. folglich war auch im Halß alles unrein, und da schon
geschriebς was für eine Schärfe dς Urin und Stuehlgang
hatte, so muß diese schärfe die Eingeweide des Kinds so
sehr
irritiert habς, daß den 20
tς in der Frühe um 10 uhr,
da eben dς
Dr: Prex, und h
ς: v D'yppold dabeÿ standς,
ohnvermuthet eine Freiß ausbrach. Ich ka
n euch unser
aller Erstaunς und Schrecken nicht beschreibς. da also ebς
dς
Dr: Prex gegenwärtig war, so wurdς natürl: weise, alle
nötige Vorkehrungς gemacht. – Nachmittag um 2 uhr
griefs ihn wiedς an, – und da
n nachts um 9 uhr. – doch gar
lang hielts niemals an. In dς Frühe den 21
tς hatte ers um
7, und auch schon gegς Tag ein wenig:
und den ganzς 21
tς
blieb das Kind zie
mlich ruhig, so, daß wir glaubς ko
ntς, das
übl hätte sich gelegt. allein wir bemerktς auf die Nacht beÿm
Trocken legen, daß es mit ihm nicht richtig wäre, und daß
die Freiß nur versteckt war, – überdieß bemerktς wir, daß
das Kind auf der linken seÿtς des bauch einς Freysbingl
hatte, obwohl er einς warmς Überschlag über den
Bauch hatte; und die ganze Zeit her das Bäuchel wedς vest,
noch hart noch gross war; die Regerl, dς
Dr. Prex und
die Na
ndl hattς ihn i
mer untersucht. – wir hattς also Sorge
auf die Nacht. – Er hatte aber zwar Unruhe, aber
die Freiß brach erst um 4 uhr morgens wiedς aus; hingegς
kam sie desto öfter heut den ganzς Tag. beÿ allem dem
ist das arme Kind doch we
ns vorbeÿ ist nicht verunstaltet,
sondς nur math, und hat wiedς seine frische Augς wie sonst.
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 2]


Man muß nur i
mer trachtς, daß er verrichtet, daß die schärfe
von ihm ko
mt, da ihm die Wind, und die Freis selbst den
Stuehlgang verlegς; so gar geht dς Urin weniger, man
hilft ihm mit wärmς Tüchern, wo er da
n geschwindς uriniert.
Die ganze hauptsächliche Medicin besteht in Kamillς und
Eywisch um die schärfe zu mildern und abzutreibς.
wider die Freis wird Hirschhorngeist auf die Fussohln aufge=
schlagς, um solche abwärts zu ziehς. Noch habς wir die
Hofnung
keineswegs verlohrς den Leopoldl davon zu bringς;
ausgeno
mς
Gott will es, – da
n ka
n freylich die Freiß, ohn=
eracht aller unserer Bemühung und geringς menschlichς Hilfe,
so oft und anhaltend ko
mς, daß es seine schwache Natur
nicht mehr ausdauern ka
n. dieses müssen wir von dς
Gütte Gottes erwartet, da ich täglich Bethe, daß ihn Gott,
nur zu seiner Seeligkeit erhaltς wolle; und
das nicht
mein Wille, sondς dς Wille Gottes geschehe.
Glaubet nicht, daß es mit dem Kind noch schli
mer stehe,
als ich berichte. Nein! es ist
mehr Hofnung zur Besserung;
indem wenig Menschς Lebς, die nicht als Kindς die Freis hattς:
allein man muß ein Kind nur als ein geliehenes Gut
betrachten und sich zum voraus i
mer auf dessen Verluest
vorbereitς, indem ein Kind sehr viele Lebensgefahrς zu
überstehς hat: die Geburt ist schon dς halbe weeg zum Todt.
also Gedult! – seit dς Zeit ist
Dr Prex alle Tage
Vormittag und Nachmittag geko
mς.
Als dς Both nach 3 uhr kam, war ich noch nicht einmahl an=
gekleidet, weil gar nicht Zeit hatte. Ich legte erst Schue
und strümpfe an und gieng nach 4 uhr geschwind unter
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 3]


den Markt hinein, fand aber keinς Hut, wie sie wollς, und so feine
Hüte lassen sie sich um 9 f bezahlς. das verlohnte sich wohl der
Mühe! – und zu dem, wie sollte ich die Weite wissen? – odς wie
sollte die Huberna
nerl eine
chapeau bas richtς, da du den altς
Hut mit hi
nausgeno
mς? – – Beÿ grossς Geschäftς vergisst
man freÿlich auf solche Kleinigkeitς! – – warum schreibt
dς Herr Sohn nicht nach Lintz; in Öster
ς: beko
mt man diese Hütte.
Die Polnische Haube wird die HueberNa
nerl machς: heut war sie erst
abends beÿ mir, de
n sie lag krank. da müssen wir uns nun
auch wegς dς Weite selbst zu rathς wissen. der Both wird solche,
wie Hoffe, ko
mende woche mitbringς. wegς dς Sangerin Lange ist
lächerlich, daß nun glaubς ka
n, daß sie nicht gestorbς ist, weil in der
Regensp
ς: Zeitung von Wie
n aus stand, –
wir hättς bald das Unglück ge=
habt die trefflichste Sängerin zu verlierς, –
da
n giengs über ihrς Ma
n pp: und ihr ward
das öffentl: Zeugniss der besten untadlhaftestς
Aufführung gegebς.
p: – Was das
Fortepiano
betrift, muß solches beÿleibe nicht nahe
beÿm Ofen stehς. – wie, ihr sprecht schon vom
bald einheitzen? hier erke
nt jederma
n, daß
wir itzt die Witterung des Augustmonats
hattς. der Egedacher wird hinausko
mς, so bald
Die kleine Orgel, die er im Hauß aufzusetzς hat, fertig ist: unterdessς
ist itzt die kälte nicht so gross, daß es das Instrument empfindς ko
nte,
we
ns am altς Ort steht, wo es ehemals stand, sondςheitl: we
n einmahl ein=
geheitzt wird. beÿ
grosser Kälte ka
n ma
ns näher hernach gegen
die Seite des ofens rücken: allein das Inst
ς: muß die Hitze des ofens
nicht zu sehr empfindς. We
n i
mer gleich geheitzt wordς wäre, so wäre dem
Instr
ς: nichts geschehς: allein ihr wart
hier, das Zi
mer geschlossς, und der ofen
Kalt odς ein
bischς zum Schein einmahl ein feuerl gemacht, davon der
Ofen nicht einmahl laulicht wurde. Man ersparte wenigst die Mühe eine Trag
oder 2 weniger Holz tragς zu därffen. – Erbsen, Linsen und Fisoln
wird die Tresel kaufen. – Hier folgς die Bandl. – We
n ich auch einς
Hut gefundς hätte, und hätte erst auf den Entschluss wartς müssς, ob ihn nehmς
darf, so wäre er unterdessς 10 mahl verkauft wordς. der Köchin werde es
sagς, sie ko
mt morgς zu mir. die Nandl, Monica und Tresel empfehlς sich,
wie auch die Huberna
nerl. Von allς auch ihr Compt
ς: an deine Tochter.
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 4]


die Nanndl und Huberna
nerl danken ihr für die Briefe, die sie von ihr erhaltς,
sie waren ganz verwundert und erstaunt, und kontς kaum glaubς, daß
eine
Freul: von Sonenburg, die noch dazu erst
14 Jahre alt ist, schon so
schön schreiben, so ein schönes Konzept haben und die Rechtschreibungs
[=]kunst schon so vortreflich verstehς ka
n, daß sie es kaum lesen, noch
weniger verstehς konntς. Zum Beyspiel:
Lie Nantel |: Liebe
p: :|
dem Glasmeister ka
n noch kein Mas schickς, bis die gläser nicht in die Rahmς
eingerichtet habe, damit sehe was abgeht. Von den schmahlς bandeln ist
auch nur 1 Stückl, weil die Tresel Unrecht verstandς: das 2
te schicke nächstens.
we
n du wiedς schreibst, so schreibe etwas
extra an die Nandl im brief, das
Mensch hat eine erstaunliche Mühe. Gestern sind wir bis halbe 1 uhr erst
ins bett gekomς. die Nacht durch war alles so gut, daß der Leopoldl
gar keine Freiß, und heute Frühe nur ein kleins wenig etwas davon
hatte: so, daß wir die beste Hoffnung habς, es werde alles wiedς gut werdς.
Alle empfehlς sich und ich küsse den hς: Sohn, und dich, und grüsse die Kindς
von Herzς u bin dς alte redliche Vatter Mozart mp
Ich danke wegς dς Fische: sollte was zu schreibς vergessς, so wärs kein
wundς, da viele andere Sachς zu thun habe, und imer iemand über mich
komt; diesem soll rathς, diesen Recomandierς, dort einem helfen. in Gottes Nahmς!
was thun kan, thue ich.
à
Madame
Madame de Sonnenbourg
à
St: Gilgen
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881