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                                                              Salzbς: dς 16 Septς:
                                                                               1785
Ich sehe wohl daß du nicht weist was dς Mehlhund ist, da
du glaubst, daß er schon vorbeÿ ist. 9 tage nimt er auf;
und 9 täge nimt er ab. da wir glaubtς der Mund und Zunge
des Kinds wäre fast freÿ, so hat er neuerdings wiedς nach=
gesetzt; der Stuhlgang und Urin ist, da die Saÿereÿ
herauskomt, so scharf, daß es ihm die Haut angreift, und
folglich muß das Kind 5 und 6 mahl des Tags gereinigt,
eingeschmiert und eingestaupt werdς. Es ist also ganz natürlich
daß es für das Kind schmerzhaft ist, und wir alle dan zu
thun habς um ihn zu stillς, unterdessς daß die Nandl sich Mühe
giebt in aller Geschwindigkeit ihn zu säubern, dan ist er
wiedς so ruhig, als fehlte ihm gar nichts. Itzt ist freÿlich
der Mehlhund im Abnehmς; folglich muß alles durch den
Stuhlgang und Urin sich reinigς. also gedult! –
Habe ichs nicht gesagt, daß sich das Fortepiano vielleicht
selbst, wenigst zum Theil, herstellt? – – Es wird
schwerlich wiedς so krank werdς als es war, wen das Zimer
Temperiert erhaltς wird: allein, da dς vorige Winter
ausserordentlich war, – und man, da ihr in Salzburg
wart, wenig, – sehr wenig, – odς manchς Tag vielleicht
gar nicht geheitzt hat, so hat kälte und Feuchtigkeit
sich in die boros des Holz gelegt und solches ausge=
dehnt, daß alles hat steckς müssς.
Ich danke für das überschickte, ich ließ es alsogleich gut
mit frischem Brunwasser auswaschς, und dan in Essig
legς, – übermorgς lasse es gleich richtς. das eingeschlossne
Geld hab auch empfangς. das Verlangte schicke hiemit,
die Concertς hab nur die geschickt, wo die Hautbς: p: nicht
so nothwendig sind. Bürsterl zum Barteinsaiffς

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kan ausser der Dult nicht bekomς. ich musste das meinige
erst beÿm Birstenbindς anfrümς, und da ists auch nicht
viel rares. in 8 Tägς ist schon Markt, – unterdessς
soll er sich nur mit dς Hand einsaiffς, wie ichs
hundertmahl gethan habe. die spitzbuebς die wälschς
habς wegς dem Bologna falsche Brief erdichtet nur
um dem Ceccarelli wegς seinem Wagς in Angst zu
setzς, und dadurch die ganze Statt zum Narrς gehabt.
Morgς sinds 4 wochς, daß von deinem Brudς keinς
Brief habe, – er wird auf dem Land seÿn. –
morgς wird doch hofentl: einer komς, da 2 mahl
geschriebς habe. – odς komt er etwa gar selbst? –
den Duttς habς wir nicht nötig. das Mensch hat auch
hier geschwätz und Lügen genug gemacht, das itzt
alles an Tag komt. die neue Sängerin hab noch
nicht gehört, sie macht ja nur schlechte Rollen, und
den Tenoristς mit den rothς Stöcklen kenst du ja
ohnehin, er schreÿt wie ein Zahnbrecher in der
Höhe, und seine Stime ist wie ein hölzerner Laden
so trocken. – Wegς meiner hinausreise wird
es schwer haltς. bis das Kind nicht vollkomς gut
ist, gehe ich nicht. – und dan kan ich nicht von
der Stelle, weil nicht wissς kan, wen die Nandl
zu ihrer Schwester muß. basta! es wird
sich schon geben. Heute frühe dς 17.
Eben erhalte einς Brief von deinem Brudς. Er schreibt
daß er mir unter der Zeit einmahl geschriebς habe, und
darine war die anectode über den Lang so öffentl: in

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der Wiener Currant im druck herausgekomς: dan, daß der
Kayser zu deines bruders frau sagte: was für ein Unterschied
einς braven Man zu habς
! – dein Brudς hat seine quartettς
mit einer wälschς Dedication dem hς: Joseph Haydn ge=
widmet. mit dς nachstς Dilligence werde es bekomς.
dein Brudς küsst dich und deinς Herrς von Herzς.
Er schreibt ich soll den Fiala nach Wien schickς, er will
ihn unterdessς gleich zum Gr: v Kuffstein bringen,
damit er gleich ein Ort hat. Weder vom Orgelmacher
noch von einem Violinistς ist etwas zu hörς –
                so viel mir Brunetti sagte,
                hat dς Erzbς: aus Italiς von keiner
                Seite einige Antwort bekomς wegς eines
                Violinistς, – mir scheint, kein Antwort,
                ist auch eine Antwort. NB du schriebst
                den 14, ich erfuhr, daß morgς ein Weib
                hineingeht. – Sie ist aber erst gestern am
                Freytag nachmittag mit dς Schachtl komς:
sollte sie nun, wen sie itzt komt, die Concertstimς nicht leicht
tragς könς, so schicke solche beÿ andςer Gelegenheit.
Mit der Hagenaur Teresel werde schon redς. Man sagte hier
öffentl, der Portugese Laudon, der beÿm Hofwirth wohnt,
wäre durchgegangς, und versigelte so gar beÿm Hofwirth
seine Sachς. Er war in die gastein gereist, das Gebürg zu
sehς, besuchte den Fürst Salm, Fürst Schrattenbach in
Steÿrmark und Karnthς. kam, riess die Sigill selbst
weg, gieng mit 1000 duggattς zum StattSyndicus, und es
zeigte sich, daß dς ganze Lermς wegς einem Ring entstandς,
den ihm dς trouxes Maÿr zu verkauffς in Comission gegebς und
zwar um 19 duggattς, da doch überdass seine Effetti im Wirths=
haus über 2000 austragς. die Nandl empfehlt sich beydςseits
zu Gnadς, und lasst sich sondςheitl: dς Freul: Nanerl auch em=
pfehlen. die Tresl und Monica küssen die Hände.

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das Kind hat heut Nacht gut geschlaffς. die Schärffe beÿm
Beutterl ist nun zimlich geheilt, nun Curierς wir das Arsch=
loch = odς löcherl. Ich küsse euch und die Kinder
von Herzς und bin ewig euer redlicher Vatter
                                                     Mozart mp

À Madame
Madame de Sonnenbourg.
à
St: Gilgen

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                                                                     Um 1 uhr Nachmittag.
                                                                             den 17 Septς. 1785
Das Weib versprach um 10 odς 11 uhr heute Vormittag zu komς.
ich hatte demnach alles zusamgemacht, hab imer auf das Weib
gewartet, bin nicht aus dem Hause gekomς, weil selbst mit
ihr sprechς und sehς wollte, ob sie alles mitnehmς kan.
Noch sehe ich kein Weib! – ich hoffe sie wird noch komς, weil sies
gewiss versprochς hat. Nun schickte vor 1 uhr dς hς: Haselberger
her, und ließ mich fragς, ob etwa dς hς: Sohn hereinkome,
indem er ihm durch den Grazerbothς etwas sehr notwendiges
geschriebς, und noch keine Antwort erhaltς habe. – Ich vermuthe
der Grazerboth hat vor 8 tagς den brief etwa abzugebς ver=
gessen, und solchς mit sich nach Gratz spazierς lassς: odς ist
der Brief beym Muntigler liegς gebliebς? – – genug! diese
ist die Ursache, warum dieses schreibe, weil mir scheint, daß
dem hς: Haselberger um eine baldige Antwort zu thun,
und bange ist. – den Bothς hab gar nicht gesehς.
er hatte mir nichts zu bringς. Er ließ sich also beÿ mir
nicht sehς, – und in dem Brief heists, ich soll dem Weib
die Sachς aufgebς –, das Weib versprach zu komς, und sagte
auch daß man ihrs gesagt habe, sie müste etwas hinausbringς:
also bin in Erwartung, – in verdrüsslicher Erwartung, –
euer redlicher Vatter
             Mzt mp

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À Madame
Madame de Sonenburg
à
St: Gilgen

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