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                                                              Freÿtag dς 9 Septς:
                                                                      1785
Der Leopoldl hat sich seit der Zeit ganz gesund befundς;
so zwar, daß die Nandl alle Tage sagte, ich wünschte mir
daß ihn seine Mama sehete
: seit 3 tagς ist nun der Mehl=
hund angerückt, welcher ihm ziemlich Ungelegenheit
macht. allein, allem Ansehς nach, wird auch dieser durch
den Fleiß der Nandl, und mich, als unterkindsMensch,
glücklich überstandς werdς. hς: Dr: Prex hat uns unter=
dessς 3 mahl heimgesucht, um zu sehς, wie wir uns alle
befindς. die Reise nach Passau habe, ohneracht alles be=
treibens, ganz mit guter Art von mir geschobς, weil
mir am Kind mehr gelegς ist. – Morgς wird hς: Fiala
auf dem Wasser nach EngelhardsZell, und von dort zum
Gr: Taufkürchς reisen, wo er einige Wochς bleibς, und dan
über Lintz nach Wien gehς wird. seine Frau geht mit
den Kindern komendς Sontag 8 tag zu ihrς Eltern nach Münchς.
Gestern gab er ein Concert auf dem Rathhaussaale, und
nahm 100 f ein, da mancher sonst, samt dem Fürstς, der itzt
nicht da war, kaum 30 odς 40 f Profit hatte; weil alles
durch diese Begebenheit äuserst gerührt ward. S:r Exς:
der elend kranke Obersthofmeister, weinte, als Fiala beÿ
ihm war, und gab ihm 2 duggattς, weil er nicht ins Concert gehς
konnte, und schickte noch den Kamerdr mit dem Einlaggeld
darein. Ich gieng mit den Schiedenhofischς und allς Oberbereutς:
hinein. – der Erzbς: entließ den Fiala aus Gnadς mit
300 f Reisegeld, da er ihm hätte wenigst einς JahrsGehalt
500 f gebς sollς. Diese Sache macht beÿ der ganzς Hofstatt
ein erstaunliches Aufsehς; und wir werdς auch Folgen
erlebς.

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Eben itzt komt dς Both. – heut Nachmittag ist dς Leopoldl
sehr unruhig wegς dem Mehlhund, will nicht schlaffς, wo er sonst
3 und 4 Stund schläft ohne sich zu rührς: der Mund und die
Zunge ist ganz weis, folglich empfindet er schmerzς, bis sich
das ding ablöset,: das beste ist, daß er oft speibt, folglich
das schleimige weesen herausgiebt. Ich behalte das Kind
von Herzς gern. du kenst mich, wie ich denke, und ihr
wisst, was ich für ein Herz habe. Es schien mir imer
ohnmöglich, daß 6 Kindς nebς einandς bestehς könς,
wo eins ein 6 wochenkind ist, und der Carl in den
Jahrς ist, wo man nicht nur sorgς muß, daß er sich kein
Loch in den kopf fällt, nicht arm und Beine bricht p:
sondς nicht aigensünig, bosshaft und so ungezogς
wird, daß man hinach schwerlich mehr etwas mit ihm
richtς kan. Und das wäre unverantwortlich Schade!
ihr wissts, ich kene was Jugend ist, ich habe kinder,
und junge Leute studiert. – – –
Itzt kom ich von dς 3 Grafς v Thun, die sehr rühmtς daß ihr ihnς
mit so viel Höflichkeitς und Freundschaft begegnet seÿd. Der böhmische
Thun hatte eine unaussprechliche Freude mich kenς zu lernς, und sprachς
hundert Sachς mit einandς von seinς Eltern und seinς Brüdern. Sie gabς
mir alle Complimtς: an euch auf.
Daß du gesund, und ihr alle wohl seyd, vernahm mit grossem
Vergnügen. der graf Leopold Arko ist verwichnς Dienstag in
der Frühe nach Passau abgereiset nur mit seinem Bedientς.
wegς dem Wildprett wird es mir nicht unangenehm seÿn, –
allein, wen die Hitze, wie es diese Täge war, noch anhaltet, so
könnte es beÿm Hereinbringς verderbς, den wir hattς eine erstaunliche
Hitze, auch heute noch! und NB am Mittwoche ist quatember.
doch, Nein! es ist erlogς, – es steht falsch im Calender. quatember ist erst den 21
am Mathiastag. so find ichs im Directorio.

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Heute ware das erste mahl Nicht im Theater. 1, weil mit der
Bestellung des Schifmans zu Fialas Abreise pp: zu thun hatte.
2. weil wegς dem Kind mehr zu Hause blieb. 3 weil zu die hς. Gr:
Thun gieng. 4. weil diesen Brief zu schreibς hatte und 5. weil
die Pilgramschaft schon auswendig weis, und NB der hς: Maÿr
die ernsthafte Hauptperson macht. – die erste operetta hat nicht
viel geheissς. die Comoedie: Die Mündel, ist eines der vor=
trefflichstς Stücken, – so, daß ichs hinach auch zum lesen zu
bekomς, mir Mühe gab. – bis itzt, habς die Comödς: imer viel
Leute. der hς: Paÿrl und seine Fr: wohnς im Alberti Hauß nebς meinem
Schlafzimer: folglich habe ich imer Probς von Musik odς hintς, odς
vorn. Die Nandl empfehlt sich beyderseits, und bittet dich, du
möchtest ohne alle Sorge lebς, sie wird den möglichstς Fleiß anwendς
für das Kind zu sorgς. – und das thut sie auch wirklich, ich könnte
wegen ihr sicher auf Passau gereiset seÿn, allein, ich wollte nicht,
weil eben das Kind noch nicht gar recht wohl war. ich und der
Leopoldl küssς deinς Herrn und dich von Herzς, und die Nandl
wünscht nur imer daß ihr ihn selbst sehς und küssς könntet.
du schriebst etwas vom Geld: allein wedς im Brief, noch im
Schachterl war etwas zu findς. Ich schreibs nur desswegς, daß du
weisst, obs vergessς odς verlorς gegangς. die Kindς küsse alle.
die Lenerl lass ich grüssen. wen dς Leopoldl einmahl recht
wieder gesund ist, so kans geschehς, daß euch besuche: unterdessς
lebts alle gesund, ich bin ewig euer redlicher Vatter
                                                                   Mozart mp

Der Amtmanin lasse meinς Grueß lesen: und sie, odς ihr
Man kenen die Leute am besten, die öfters nach Salzburg
komς. Man könnte diesen Leutς sagς, sie möchtς beÿ mir
allzeit zuefragς, damit ich euch öfters einige Nachricht von des
Leopoldl wohlseÿn gebς odς gar den Leutς den Printzς von
Asturien zeigς kan. die gutς Leute müssen aber wissen, daß sie
kein Schaugeld gebς därffς, auch, daß sie nichts hinaus zu tragen
beschwert werdς, den sonst möchtς sie sich scheuς zu komς.

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Der Hyeronimς Lodron |: vulgó Lodron Momerl :| ist am
donerstag angekomς. Heute Vormittag hat ihn der
Erzbischof aufs jagς schon mitgenomς. –
die Nandl lasst sich der Freul: Nanerl besonders empfehlς.
die Huebernanerl hab seit dem nicht mehr gesehς; auch die
gilowsky Catherl nicht.
der Gatti hat mir 2 mahl seine Empfehlung aufgegebς,
wie auch die Fr: Zezi, die Schiedenhofischς, Fr: v Hermes
und barisanischς p:
die Monica und Tresel empfehlς sich.
die Monica komt alle tag in der Frühe, und abends
lasse ich sie zum schlaffς nach Hauß gehς, in dς Nacht
brauchς wir sie dermahl nicht.

Nun endlich auf die Hosen zu komς, so wüsstς wir alle nicht
wo eine zu findς wäre: ich suchte alles aus! müsstest solche nur
du erbeutet habς.
à proposito. ich ließ den Rosslehner komς. ich muß mich über
die keckheit des Kerls wundern! noch mehr aber, daß der hς: Sohn
ihn bezahlt hat. ich würde ihm gesagt habς, wen mein Schwiger=
vatter mit seinem Herrn packtiert hat, so wird er seinς Herrς schon
bezahlen, – wir werdς schon dan mit einandς gleich werdς, – und mir
hättς sie das im Brief meldς könς
, und beysetzς, daß sie ihm im
Hereinfahrς 1 f 12 x gegebς habς
. – wie habς sie den einς Augen=
blick glaubς könς, daß ich nur ein Wort vom bezahlς mit ihm
hätte sprechς, viel weniger packtierς könς? – – ich musste ja gar nicht
zweifeln, der kerl wisse ohnehin was er bekomt, da er sie schon her=
eingeführt hatte; was gieng mich die bezahlung an? – es wurde
kein Wort gesprochς, als wegς der Stund der Abreise. Mit gütiger
Erlaubniss! Sie warς zu voreÿlig mit dς bezahlung.

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