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Salzb
ς: dς 9
tς Junii
1785.
Eben itzt um 3 Viertl auf 5 uhr abends ist die
Fr:
v: Gerlichs in die Ewigkeit gegangς.
gestern abends um 6 uhr hat man ihr die hl: Öhlung ge=
gebς, und um 8 uhr gieng h
ς: v Kleinmayr von ihr weg.
Noch habe nichts gehört, daß sie ein Testament gemacht hat: und
ich zweifle auch darum sehr daran, weil sie schon eine lange
Zeit sehr schwach war, und sie niemals etwas davon hören
wollte, da sie, wie dς alte Deibl, noch i
mer auf die Zurück=
kunft verlorner Kräfte und schönes Wetter hofte. Vielleicht
hat h
ς: v Kleinmaÿr es zu wegς gebracht. doch schwerlich, –
es müsste erst gestern odς heut Vormittag geschehς seÿn.
Vorgestern Nachmittag war schönes warmes Wetter, und ich sahe
mit h
ς: v D'Ippold und den
Cavalliers dem
exercierς in der
Riedenburg zu. Morgς dς 10
tς soll das wirkl:
manaivre seÿn:
allein, we
ns so erstaunlich regnet und giesst, wie heut, so
ists ohnehin nichts. Gestern war dς schönste Tag, – Nachts um
10 uhr kam ein do
nerwetter, es war aber, nachdems 4 odς
5 rechtschaffne Schläge getha
n um 3 Viertl auf 11 uhr wiedς
alles vorbeÿ, – es regnete gleich ganz entsetzlich. Überhaupts
hat iederman die Bemerkung gemacht, daß alle die Gewitter,
dern wir schon etliche hattς, geschwind vorbeyzogς, weil durch die
Erschitterung der Luft, die das Leuttς so viller Statt=Glocken
verursachς, das Gewitter nicht mehr in ihrem natürlichς Lauf
gehindert und aufgehaltς wird; noch weniger aber ko
mς sie wiedς
zurück, weil ander Orts wedς geleuttet noch geschossen wird; da
sonst die Gewitter oft lange nicht weiter giengς, odς 2 und 3
mahl in einem Kreis herum wieder zurückkamς.
Diesen augenblick ko
mt schon die Sperr
Comission, der alte
h
ς: von Zillenberg, h
ς v granjean, und der Schirkhofer –
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welcher nahe beÿm Hause vorausgieng, um solches anzukündigς,
da
n ich glaube, daß sie die Tode kaum recht auf das Brett
gebracht habς.
itzt eben schlagts 6 uhr.
den 13
tς Maÿ hat es in Münchς einς Auftritt gegebς. Franz Lang gerieth
kurz vor der Ko
moedie mit dem
Castraten dal Prato in einς Wortwechsel
über wäschereyen des Kastratς: es kam zum Herausfordern, und
sie giengς wirkl: um ihre Degen zu hohlen, man rief den
Canabich
dazu, dieser wollte sie ausseinandς bringς; allein
dal Prato soll
den
Canabich so gescholtς habς, daß dieser darüber aufgebracht
ihm ein paar Stockhiebe versetzte.
dal Prato zog eine degen=
klinge, die er in seinem Stock verborgς hatte, auf
Canabich:
Lang aber ergrief den Castraten und beÿde hattς ihn nun so
zusa
mengedroschen, daß er höchst übl zugericht zu Bette liegt.
Canabich und Lang habς Haus
arrest, die Sache ist vor Gericht
anhängig.
diesen bericht hatte vom 18tς Maÿ. Nun sagt ein
Schreibς vom h
ς: Marchand
vom 5tς Junii. der bewusste Auf=
tritt ni
mt nun eine ernsthafte Wendung. Die Sache wird
Criminaliter tracktiert und ist nun vor dem Hofrath.
Canabich und Lang habς noch i
mer Haus
arrest: Man hofft zwar
daß es Künftige woche zu Ende gehς wird, indem man alles
versucht um eine Aussöhnung zu bewirkς. – h
ς: Marchand
Empfehlt sich sa
mt allς den seinigς dem h
ς: Sohn und dir in
beydς Briefen auf das nachdrücklichste. Er ist gesi
nt,
we
n er Erlaubniß erhält, uns vielleicht im
august zu besuchς.
übrigens schreibt
er: habς sie auch so schönes Wetter? Mord Element!
bald wäre uns die gedult zerrissς! Regen! Schlossen! und kalt,
daß wir glaubten der verflossene Winter |: schneereichen Ange=
denkens :| wäre wieder auf dem Rückmarsch! übrigens
wünscht er, und bittet Gott für dich um eine glückl: Niedςkunft.
Eben erhalte Nachricht, daß unter dem gestrigς nächtlichς
do
nerwetter 3 Frauς glückl: entbundς wordς, darunter
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die Frau des h
ς: don pippo di gallo gualbert von
Dobrowa ist,
welche nach so vielς Jahrς nun noch die Salzb
ς: Welt mit einer Freule
beschenkt hat.
den 10tς Junii. verflossne Nacht hat es sehr stark
geregnet, so das heute das Wasser am fleischthörl ansteht, und
es regnet noch; aber nur stückweis und nicht i
mer anhaltend.
An meinem flügel sind über 20 Seytς abgesprungς, weil das feuchte
wetter das Holzwerk so angeschwellt hat, daß es von selbst um einen
ganzς Ton sich hinauf gesti
mt hat, folglich musstς die Seÿtς abreissς.
Ich hatte gestern den ganzς Nachmittag zu thun, um geschwind alle
Seytς herunterzusti
mς, damit nicht noch mehrere abreisen.
Nun wird h
ς: Egedacher ko
mς und aufziehς. der Orgelmacher
Joha
nes Schmid hat mir geschriebς; hier sind seine Worte:
die Mss:le Raderin hat mir geschriebς, daß das
Fortepiano, so für die ggde fr: Tochter gekauft wordς,
ganz unbrauchbar wäre p: und dieses scheint mir
ein Aufschnitt, den sie würdens mir wohl zu erst wissς
lassen, – im fahl ich allzeit bereit bin zu sagς, wie
das Instrument zu behandeln ist. grosse fehler,
ohne solche zu vernachlässigen, könς dabeÿ nicht vor=
fallen p: –
Mit dem Instrument, so der Raderin
geschickt, hab auch Verdruss, dς Provisor |: der es angefrümt :| wills itzt nicht
zahlς, und sie kans nicht zahlς:
ich lasse also das Instrument zurück komς.
wüsstς sie iemand, um geschwinder aus dem Handl zu komς, der das Instrument
für 163 f nebst 17 f Reisekostς, also um 180 f übernimt, so stehts zu
diensten, daß ich nur von diesen Leuten los werde. NB mit h
ς: gr: Wolfegg
mit auch noch nicht quit p:
p: – – Nun ists also gut, daß ich sehe, we
n hinausko
me,
wo es de
n fehlt, um es schreibς zu könnς. der Egedacher ist so elend, daß man ihm
vom Aufliegς das brand=fleisch wegschneidς muß; unterdessς, daß das
Purcinellomädl
die Tochter Liebesgeschichtς hatte und mit einem Dischlergesellς durchgehς wollte
p:
p:
Nun erhalte deinς Brief. Ich werde
am Montage, oder falls verhindert würde,
oder vielmehr, we
n das Wetter gar zu elend seÿn sollte, am
Dienstag Mittags
beÿ euch eintreffς. Ich fahre bis in Hof, – dort nehme ich des
Wirths gefährtl, und
dem Bothς habe es schon gesagt, daß er es
beÿm Wirth vorläufig meldς soll. Ist es
gut Wetter, so ko
me gewisser am Montage. – Diesen Augenblick höre, daß
Die Lisel |: Kaÿserin :| der Tresel erzehlt hat, die Frau von Gerlichs habe schon vor
8 Jahrς ein Testament gemacht, welches aber bis itzt erst an den Tag geko
mς, da
sie niemand etwas davon gesagt hat. H
ς: v Kleinmayr wird es schon gewust, und solches
dort schon zu stande gebracht habς, darum war dς Besuch so fleisig. Morgς abends wird sie
begrabς, Montag, Dienstag und Mittwoch sind die Gottesdienst. – Ich hörte die Sol=
datς um 4 uhr ausrückς: die So
ne lies sich sehς, und ich gieng auch hinaus. Da sie gegς halbe
5 uhr anfangς wolltς, fiengs an zu regnς, – es
kam ein Wind, – im augenblick
ein
donerwetter, und so ein
erschröcklicher Regen, dςgleichς ich in meinem Lebς auf
offnem feld keinς ausgestandς. Nun stellt euch vielle hundert Menschς vor, dern die
meisten auf allem falle mit Regendächern schon versehς warς. Der ganze #
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#ofenloch=berg war so voll, als ich hinauskam, daß man nicht mehr hinauf konte.
und noch marschierten hundert Menschς nebς meiner hinaus. ich postierte mich also
zwischς der Alm und dem Ofenlochberg auf die Anhöhe der Wiesen, und hatte
2 Spektackl. Vor meiner die Soldatς, – und hinter meiner die Menge dς Menschς auf
dem Berg. kaum hattς die Soldatς sich gestellt und presentiert, – so musstς sie sich
in die Kasermen retirierς, und alles, was gegenwärtig war, hatte im augenblick
Gewitter, plitz, doner, Wind, und den unbeschreiblichstς Platzregς auszustehς der
eine starke halbe Stunde wenigst wüthete. alle Hermesischς, Edlbachischς, Pichlischς p:
Professors, Collegiantς, Kapellknabς p: – warς ober meiner. Ich kans nicht be=
schreibς, – muß es erzehlς. genug, das Manaivre dauerte dan bis nach 8 uhr,
und es wird unterdessς genug seÿn, wen euch sage, daß die Fr: v Hermes, und ihre
Freulς Röck und Vordücher beÿm hereingehς hattς, die bis fast an die Knie wie im
Koth eingedaucht warς, die Mademoiselle beÿm gr: Überacker hat gar ihre Schue verlorς,
die im Koth steckς gebliebς. Nun lebts gesund ich küsse den hς: Sohn und dich samt
den Kindern von Herzς und bin euer redlicher Vatter Mozart mp
À Madame
Madame de Sonenbourg
à
St: Gilgen
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