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Salzb
ς dς 2
tς Junii
1785
Den 30
tς Maÿ war um 4 Uhr nachmittags auf einmahl
so ein erschröckl: Sturmwind und Platzregς, daß alle gassς
im Augenblik in Wasser standς, der Wind hat aber das
Do
nerwetter in der grösstς Geschwindigkeit über die Statt
hinüber gejagt: nun sind aber von den Gegendς Lauffς und
Seekürchς
p.
p: die traurigstς Nachrichtς da, wo alles Getraid
durch den Schauer in Bodς geschlagς ist, und seit dieser Zeit
habς wir starke Wetterregengüsse, – in Bergς Schnee, und
erstaunlich kaltes Wetter, so, daß fast überal eingeheitzt
wird. Noch ist h
ς: Vetter Pertl nicht zu sehς gewesen, – daß
er aber dieser Täge noch hier war, weis ich, weil ihm
habe nachfragen lassen. Die Huberna
nerl und ihr Schwester
warn auch aufs Rathhaus beruffς, braf heruntergeputzt,
und einς Tag ins Burgerstübl hinauf geschickt wordς, wo
sie auch zur näml: Zeit i
mer mehr Gesellschaft,
NB auch
von Weisen Haubς, beka
mς. h
ς: von Born war abends
beÿm Schifwürth angelangt, wurde gleich zum Fürstς des
andern tags zur Tafel geladς, und nach Tisch der Dichter
h
ς: Blumauer, der mit ihm reiset, nach Hof zum
Coffée.
sie sind da
n gleich in die Gastein fort, und werdς sich
erst in dς Rückreise hier aufhaltς. Es war natürl:
weise i
mer h
ς: B: Rheling beÿ ihm. Die
Comoediantς spieltς
am Montage zum Letztenmahl mit Beleuchtung im Theater,
und
Dedication zum Geburtstag
p: den Tag darauf
um 8 uhr morgens fuhr alles davon. Daß lächer=
lichste war, daß in einem
dialog, wo
von gottlosen
Leutς die Rede war, die Worte vorkamς:
Sie machtς
sich so Lustig, und es war ein solcher Lermen, als
wäre des TeufelsGeburtstag. war das nicht du
m?
solltς sie das nicht weggelassς habς, da die
Comoedie
dem Fürstς zum
Geburtstag gewiedmet war? – –
und das gemeine Publikum lachte erstaunlich!
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Die
Comoedie selbst hatte einige gute Sachς: allein im
ganzen wars schlecht, und der Karackter des
Presidentς war einfältig und du
m geschildert.
Kurz! es war ohnausstehliches Flickwerk: doch muß
ich sagς, daß sie sich alle Mühe gabς, solches gut vor=
zustellς. –
dς 3tς Junii.
Gestern war endlich einmahl bey h
ς: v Treubach
um seines Sohns Zeichnungς und Mahlereÿς zu sehς;
die
Zeichnungς sind wirklich für einς jungς Menschς, der,
ohne wenige Lecktionς, die er beÿm
Lorenzoni nahm,
aus purem
genie arbeitet, recht vortrefflich, –
und sollte er in der Mahlereÿ, farbenmischung, und
Haltung unterwiesen werdς, so ka
n was grosses aus
ihm werdς. Die schöne Freule spielt so schön, als sie selbst
ist. – und wie ihr Lehrmeister. Das angenehmste
und beque
mste ist, daß man das, was sie spielt,
nach Beliebς in alle Tactsveränderungς bringen ka
n.
Am Ende kam das nämliche Lied und Frage wegen
der Niederkunft in Salzb
ς: da sie mir sagtς, sie hättς
darüber mit euch gesprochς; und sie predigtς mir beÿde
bis an die Stiege vor. Weil gestern die Procession
nicht ausgehς konnte, war ich im Do
m, und im Heraus=
gehς, begegnete ich die Obersthofmeisterin, die in ihrς
Wagς steigς wollte, – da hörte ich die nämlichς fragς
p:
und ich beruhigte sie, da ich ihr sagte, daß alles
geschehς werde, und du bald wiedς hereinko
mς wirst.
h
ς: Zahlmeister hat endlich einmahl Gelegenheit gefundς
aus dem Salzb
ς: Land hinauszureisen. Er wird am
Sonntage auf dem Postwagς seinς
Bruder nach Münchς führς,
und 8 Täge da bleibς: Ich werde ihm Briefe mitgebς.
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Da wieder um den h
ς: Pertl nachfragς ließ, mußte nun hörς,
daß er schon weg wäre. – ich dachte mir freilich schon i
mer,
er werde vermuthlich selbst für ihn genug etwa hinauszunehmς
habς, und folglich nicht so leicht etwas mitnehmς kö
nς:
Nun ist der Both mit Deinem Brief da. Hilf Hi
mel!
was ist das vor ein Lermς, als we
n die größte Hungers=
noth, und Elend schon vor der Thür wäre. Wir wissen
es so gut, als ihr in St. Gilgen, allein wegen einem
Schauer entsteht, und ist
noch niemals eine so allgemeine
Theurung entstandς.
Es lebt imer noch der alte Gott!
Ich werde wohl selbst nach St. Gilgς reisen müssen um
eine Busspredig
vom wahrς
Vertrauen auf Gott zu
halten. über das ist allezeit
der Lermς von dς Bauerschaft
grösser, als die Sache selbst, um
so mehr, als sie itzt gelegenheit
nehmς zu sagς, daß beÿ Ma
nsgedenkς kein solcher Schauer war,
als itzt,
weil man nicht mehr zum Gewitter Leitet. kurz!
derjenige, welcher wegen iedem Unfahl, den Gott schickt, so Lermt,
zeigt wenig vertrauς auf Gott, und wiegt odς berechnet die grossς
Gnadς, die ihm Gott täglich zuflüssen lässt, nicht gegς das bischen
unglück ab, welches gott zu zeitς über uns ko
mς lässt: ò, und
die h
ς: Bauern sind gleich beÿ der Schneid, wegς dem Nachlass
p: und
da
n Millner und böckς wegς dem Aufschlagς. – Nun muß dir
beke
nς, daß ich sehr übler Laune bin, da du wedς im erstς noch
zweytς Brief etwas meldest, we
n du etwa glaubst, daß dich der
h
ς: Sohn hereinführς wird. Hätte ich vermuthς kö
nς, daß auch in diesen
Brief nichts enthaltς wäre, so würde ich nicht dir, sondς dem Herrn
Sohn geschriebς habς. Ich hoffe einmahl gewiß,
daß er seinς Nahmens=
tag beÿ mir herin zubringς wird. allein dieser ist den 24
tς erst.
und dich erst dort hereinzuführς, würde zu viel gewagt seÿn, da mir
alle sagen, daß eine
erste nie so gut rechnς ka
n, und gemeiniglich
früher niederko
mt: ich würde also,
wens ihm recht ist, eher hinaus=
ko
mς, und dich hereinführς, da
n werdς wir das vergnügς habς, den h
ς:
Sohn an seinem Nahmenstag hier zu sehς und mit einer Musik zu bedienς.
Ich hoffe mit nächstem Bothen=tag darüber Antwort, da, in allem
Falle den 13 odς 14
tς hinauszureisen und dem h
ς: Sohn ohngelegenheit zu
machen gedenke. Nun küsse den h
ς: Sohn und dich, wie auch die Kindς
von Hertzen und bin ewig euer redlicher Vatter Mozart
mp
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À Madame
Madame de Sonenbourg
à
St Gilgen
Ich bezeuge dem Herrn Geheimrath Feuerstein, daß dieser
Brief die Handschrift Leopold Mozarts, Vaters von W. A.
Mozart († 1791), ist. Salzburg 20 Febr. 1826. Nissen
Gatte der Witwe
W. A. Mozarts.