[S. 1]
Salzb
ς: dς 27
tς Maÿ
1785
Ich ka
n nicht läugnς, daß mir die Zeit sehr lang ist, und erst noch länger
werdς wird, we
n die
Comoediς ko
mende Woche aufhörς: de
n gegς 4
woch
Monate war ich aller Ortς unter vielς Menschς, und hier hatte ich das
Vergnügς euch zu habς; itzt aber habe nur die
angenehme Unterhaltung
mit der Tresel, wo den stumς Printzς
absolute machς muß, ausgeno
mς
ich finde einmal nothwendig zum Laxierς einzunehmς, da
n ka
n ich
allenfals 45 X
r für ein Laxiertrankl ersparς. – und wo soll ich
hingehς? – habe ich de
n jemand, mit dem ich ein vernünftiges Wort
reden ka
n? – Ich weis nicht bin ich manchς zu gescheid; odς sind mir
manche zu du
m! kurz! – auf meinς Umgang, den ich in Wie
n,
in Lintz und Münchς hatte finde ich einς sehr betrübtς Abstand.
Gestern hat sich die FronleichnamsProcession noch glückl: geendet, unter
dem letztς Abfeuerς beÿ Hof fiengs erst ein bischς zu regnς an.
h
ς: Gr:
Arco schickte mir ein
Paraplue nach Hof. Nachmittag um
2 uhr kam ein Do
nerwetter, welches um 4 uhr und um 7 uhr
abermahl da war und iedes mahl, auch in dς zwischςZeit regnete es
allzeit, so, wie ein Wolkς=bruch, daß alle gassς voll Wasser standς.
Es wurde nirgends, ausser dem Zeichς=gebς geleutet. Heute möchte
sich wohl abends wiedς etwas zusa
mς ziehς. Daß täglich auf dem Rathshaus
wegen Einrichtung dς Bettlordnung
Comission ist, das ist euch bekannt:
da nun alle Weibsleute untersucht wurdς, so sind einmahl 17 Menscher,
da
n 5, und endlich 3 zugleich ins Zuchthauß geführt wordς. Heut sind
2 in dς Geige gestandς, einige sind geprügelt, und weggeschaft wordς.
Itzt müssen diejenigς vorstehς, die vom Rathaus etwas habς. die Tresel
ist eben itzt auf dem Rathshaus. Als ich, da ihr abgereiset, abends
ins Theater kam, fiel alles über mich her mich zu fragς, obs wohl
wahr seÿ, daß der h
ς: Pfleger den vernünftigς Gedankς ergriffς
habe, dich hier Niederko
mς zu lassς, welches die
Fr: v Hermes
auf dem Capucinerberg schon allς erzehlt hätte. Es warς h
ς: Consistorial
Racher, – die Schidenhofischς – HofrathHermesischς – Capitl
Syndicusischς –
Consistorial Mölk –
Joseph v Barisani pp: was diese alle ge=
sagt habς, könnt ihr euch leicht vorstellς, es würde zu lange seÿn
alles herzuschreibς. Gestern war auch eigens
die Salerl vom
Gr: Arco gleich um halbe 2 uhr desswegς beÿ mir, und eÿlte wiedς
nach Hauß, weil das Do
nerwetter schon angezogς kam.
weihle
weihl
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[S. 2]
Da ich gleich beÿ meiner Hieherkunft zu dς Oberststallmeisterin Gräfin
v Khünburg hätte gehς sollς, ihr eine
Comission von ihrem h
ς: Brudς aus=
zurichtς, sie aber am Fieber krank lag, so war heut vormittag
endlich um halbe 12 uhr beÿ ihr. Sie war ganz ausserordentlich höflich,
und fragte mich gleich obs da
n wahr wäre, daß du nach St: Gilgen
wieder hinaus wärest, – ich antwortete, ja! – am Montage! –
Sie verwunderte sich und sagte es wäre doch beÿ Hofe gesprochς wordς
daß du hier Niderko
mς würdest, und iederma
n hätte es sehr
vernünftig und
à propos gefundς
p:
p: mit allen was hier ganz
natürlich zu sagς ist. – Ich antwortete, daß auch dieses meines
h
ς: SchwiegerSohns Entschluss wäre, – allein deine Rechnung gieng
erst auf Ende
Junii oder Anfangs
Julii. Eÿ, das ist was anders!
sagte sie; doch muß ma
ns nicht auf die letzte ko
mς lassς, damit
man nicht übereÿlt wird
p: da
n folgte noch eine lange Rede
p:
Eben, da dieses schreibe, wars 4 uhr und ich gedachte hi
nach noch vor
der
Comoedie ein bischς spazierς zu gehς, allein das herangezogne
Do
nerwetter kam über den Münchberg durch einς starkς Wind getriebς,
und flohe mit einem erschröckl: Regenguss über die Statt.
Gestern und itzt ist mein Schlafzi
mer und alle auf dieser Seÿte
mit dem Wasser beehrt, und das Vorhaus und Menscherzi
mer, –
vorn gegς dem Mirabell
nichts, wo sonst doch gemeiniglich dς Regς
am meistς anschlagt. – itzt um 5 uhr ko
mt die Tresel vom Rathauß
zurück, um 2 uhr gieng sie hin, und hatte zu wartς bis die Reihe an sie
kam hineingeruffς zu werdς. Mit ihr warς sie bald fertig, de
n sie hattς
die attestationsschrift, die ich ihr dortmals machte und den taufschein
schon vor sich liegς, und sagtς, daß sie wünschtς, daß mans von allen so
ordentlich hätte, so würde die
Comission mit so vielem Untersuchς und
Ausfragς nicht so lang aufgehaltς. Sie konnte den h
ς: Statt
Syndicus nicht
genug loben, wie sehr er gegς die übrigς zu ihrς Gunstς gutes gesprochς.
Nun glaube alle die erstaunlichς Neuigkeitς erzehlt zu habς. Ich küsse den
h
ς: Sohn, dich, und die Kinder und bin ewig euer redlicher Vatter
Mozart
mp
Aus deinem Brief ersehe, daß ihr gesund hinausgeko
mς seÿd.
der h
ς: Pertl wird sich wegς dς Schachtl wohl meldς.
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[S. 3]
die Philosophς sind
recht gut aufgeführt wordς.
und das 2
te Stück ist recht rührend. nicht nur ich,
sondς dς Hofrath
v Gilowsky, der beÿ mir sass, wurde auch
zum weinς gerührt. Er war beÿ mir in der
gallerie,
weil er mit mir vieles sprechς wollte. Am
Sontage
werdς, als zum vorletztς mahl, die
Dorfdeputirtς aufgeführt.
Ich werde itzt zum Mundbeckς schickς, und dem h
ς: Vetter
Pertl nachfragς lassς. 2 paar Frauenz
ς:schue sind auch
hinauszuschickς. – Vielleicht ko
mt heut auch das Kleidl
für die Freul. Na
nerl
Samstag morgens.
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[S. 4]
À Madame
Madame de Sonenbourg
à
St: Gilgen
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