[S. 1]
Lintz dς 30
tς April
1785
Ich schreibe auf gerathe wohl, we
n ihr etwa diesς Brief
erhaltς möchtet. Wir sind endlich dς 25
tς dieses um halbe
11 uhr von Wie
n in gesellschaft deines
Bruders und seiner
Frau
von Wie
n abgereist, habς in Burkerstorf zusa
mς Mittags ge=
speist, sie sind nach Wie
n zurück, und wir schliefen in St: Pöltς,
und warς um 7 uhr abends den 26
tς in Lintz. unser Einkehr war,
nach vorläuftiger Anordnung dem h
ς: Gr: Thun gegenüber beÿm
Schwarzς Bock, wo wir nur schlaffς, weil des Grafς Söhne eben alle
da sind, folglich alle Zi
mer besetzt sind. Wir sind den ganzς
tag beÿ Tische und Gesellschaftς beÿm Grafς –, so gar das
Frühestück wird täglich herüber getragς. wir wolltς heut Nach=
mittag abreisen, – allein man lässt uns nicht fort, wir
werdς schwerlich vor dem 2
tς Maÿ weg ko
mς. Morgς hält der
neue Bischof, der
Krume hinkende graf Herberstein, seinς
Einzug, es muß auf Vorschrift des
Kaysers, wie die
Aposteln zu fuss geschehς. der
Bischof war beÿm
Grafen,
wir sprachς vieles von unserer altς beka
ntschaft, wie wir
mit ihm von Passau auf dς Donau nach Lintz gefahrς,
und dein
Brudς den altς Bettlman hat sehς ins wasser
fallς. der
Wienerische Cajetaner P: Froschauer war mir in
einer
Peruque als Weltpriester anfangs ganz ohnerkä
ntlich,
er ist
ConsistorialRath und
Ceremoniarius des Bischofs.
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[S. 2]
der
B: Lehrbach war in Wie
n, – wir kamς aber niemals
zusa
mς: – vorgestern ka
m er in Lintz an, und gestern
war grosse Gesellschaft beÿm Grafς, – da kam auch h
ς:
B: Lehrbach: Er, die
Fr: des general Saleburg, die
junge
Comtesse Thun, und
ich spieltς unser
Tresettl. der
B: Lehrbach muß itzt in Lintz wohnς, er hat noch
einς dienst dazu und grossen GehaltsZulag beko
mς.
Mit Holland ists friede. Der
Kayser hatte die
Finesse
auf diese Art,
ohne Aufsehς zu machς, seine truppen
franco
in die Niederlande zu bringς, denn die Holländς werdς die
Unköstς bezahlς müssen, – und itzt wird man mit
der Röm
ς: KönigsWahl aufgezogς ko
mς: setzt sich
Preussς entgegς, so stehς die kaÿs
ς: Truppς in den
Niederlandς und kö
nς dem
König in Preussς eine
diversion
im
Clevischς machς: und auf der andς Seite ka
n der
Churfürst v Cöln seinς
Brudς Secundierς. Ich ka
n
kaum schreibς so kalt ist es, – den vorgestern hat es wiedς
geschneÿt. Ich ka
n beÿ diesem Wetter nicht vom
Husten los werdς: hab 3 tage in dς frühe im bette
Holderblüe Theé geno
mς. Ich werde einς Tag odς 2
vor Pfingstς in Salzb
ς: eintreffς, – ich hoffe ihr werdet
auch ko
mς. du must es
dς Tresel durch den Bothς meldς
lassς, damit sie die bether herrichtet. die Weege sind
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[S. 3]
zwar itzt gut: allein die Luft ist kalt, rauch, und Windig,
alle Berge, und anhöhς liegς voll Schnee: die baurς müssς
an vielς Ortς neu anbauς, – das Winter getraid ist an vielς
Ortς hin; – ich sehe es mit augς. – Nun lebts
alle ge=
sund, – auf baldiges wiedersehς. Ich küsse den
herrn
Sohn und dich und die Kindς von Herzς und bin ewig
euer redlicher Vatter
Mozart mp
hς: Graf Thun hat dem
Heinrich 15 duggattς
present gemacht.
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[S. 4]
À Madame
Madame de Sonenbourg
neé de Mozart
Lambach,
St: Gilgen
IschelGmunden im
Salzburgischς
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