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Wie
n, den 14.
Febς: 1785
Wir sind den 7
tς von Münchς um 8 uhr morgens abgereist und bis Alten=
ötting gefahren, von da 8. morgens um 5 gegς halbe 6 uhr abgefahrς, in
braunau unser
Bagage Visitierς, aigentlich die
Coffre auf und wiedς zuschlüssς
lassς, weil die Mautner meinς Nahmς kanntς, da
n speistς wir gleich zu Mittag,
und fuhrς bis Ried, da wars erst halbe 5 uhr, wir nahmς also ein
drittes Pferd zur vorspa
n, weil man sagte wir werdς mit 3.
Pferdς kaum durch den Schnee ko
mς. Diese
Nachtreise von Ried
bis Haag zu beschreibς, wäre zu Weitläuftig. kurz wir glaubtς
wirklich wir würdς den Wagς im Schnee müssς stehς lassς und darin
schlafen, welches da wir sehr warm sassen, eben nicht so un=
gelegς gewesen wäre, der Postknecht aber hätte einς weitς weg mit
den Pferdς zu einem weit entlegnς Bauernhaus suchς müssς. kurz,
da ich und dς Heinrich ein mahl beÿm Aussteigς, weil dς halbe wagς in einem
grabς stand, bis halbς Leib im Schnee standς, wo uns dς Postknecht
herausziehς musste, und nachdem wir quer dς äcker andςe
weege aussuchς mussten und die Pferde sich fast zu todt arbeitetς,
kamς wir nach 4 Stundς im Haag an. den andςς morgς konntς wir
erst um 9 Uhr abreisen, weil die Bauern erst den weeg von
Haag bis Lambach ein wenig ausschauflen musstς. gleich ausser
Haag begegnetς uns 2 Herrς, die zu fuss voll schweis gegς uns ka
mς,
sie hattς ihrς wagς und Pferde sich aus dem Schnee herauszuarbeitς
zurück gelassς. Da wir zu dς erstς weg=baurς kamς, nahmς
wir 2 mit uns die nebς dem wagς zum anhaltς im Schnee
mit wadetς, – bis wir zu einer andς truppe arbeiter kamς,
wo wir 2 andςe nahmς, und so kamς wir endlich unter vieler
arbeit um halbe 2 uhr nach Lambach, giengς um 2 uhr ohne
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Mittag mahl bis
Enss. den andς tag bis
Perstling, und
am Freytag um 1 uhr warς wir in der Schullerstrasse N
o: 846,
im erstς Stock. der weg war durchaus abscheulich von
Schnee, Eÿss, und Grubς, und aller ortς weegarbeiter.
daß dein Brudς ein schönes quartier mit
aller zum Hauß gehö=
rigς Auszierung hat mögt ihr daraus schlüssen, weil er
460 fl Hauszünß zahlt. den nämlichς freÿtag abends fuhren wir
um 6 uhr in sein erstes
subscriptions Concert, wo eine grosse versa
mlung
von Menschen von Rang war. iede Person zahlt für diese 6 Fasten
Concert
einς
Souvrain d'or odς 3 dugattς. Es ist auf dς Mehlgrube; er zahlt für den
Saal iedesmahl nur
einς halbς Souvrain d'or. das
Concert war unvergleichlich,
das
Orchester vortrefflich, außer den
Synfoniς sang eine Sängerin vom welschς theater
2
Arien. da
n war ein
neues vortrefliches Clavier Concert vom Wolfgang, wo
der
Copist, da wir anka
mς noch daran abschrieb, und dein Bruder das
Rondeau
noch nicht einmahl durchzuspielς Zeit hatte, weil er die
Copiatur übersehς musste.
daß nun da viele bekannte angetroffς, und mir alles zulief, ka
nst dir
leicht vorstellς: beÿ andς aber wurde aufgeführt. am Samstag war abends h
ς:
Joseph Haydn und die 2
Baron Tindi beÿ uns, es wurdς
die neuς quartettς ge=
macht, aber nur die
3 neuς die er zu den andς 3, die wir habς, gemacht
hat, – sie sind zwar ein bischς leichter, aber vortrefflich
Componiert: h
ς: Haydn
sagte mir:
ich sage ihnς vor Gott, als ein ehrlicher Man, ihr Sohn ist dς grösste Com=
ponist, den ich von Person und dem Nahmς nach kene: er hat Geschmack, und
über das die grösste Compositionswissenschaft. Am Sontag abend war im Theater
die
accademie der
ital: Sängerin
Laschi, die itzt nach Italiς reiset. Sie sang
2
Arien, es war ein
Violoncello Concert, ein
Tenor und
Bass sangς iedς eine
Aria
und dein Bruder spielte ein herrliches Concert, das er für die Paradis nach Paris ge=
macht hatte. Ich war hintς nur 2
Logen von dς recht schönς würtenb
ς: Prinzessin
neben ihr entfernt und hatte das Vergnügς alle abwechslungς dς Instrumente so
vortrefflich zu hörς, daß mir vor Vergnügς die thränς in den Augς standς.
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als dein Brudς weg gieng, machte ihm dς kayser mit dem Hut in dς Hand ein
Comptς:
hinab und schrie
bravo Mozart. – als er herauskam zum spielς, wurde ihm ohnehin
zugeklatscht. – gestern warς wir nicht im Theater, – de
n es ist alle Tage
Accademie.
Es schlug nun itzt erst die kälte dς Reise beÿ mir aus. Ich nahm schon Sontags abends
Holderblühe Thée vor dς
Accademie, kleidete mich recht warm, am Montag nahm
im Bette wiedς dς Thée, blieb bis 10 uhr im Bette, nachmittag wiedς thee, und
heute frühe wiedς so: – da kam ein
Doctor, den die Schwägerin heumlich hohlς ließ,
zum Bette, grief mir den Pulß, und sagte, ich hätte einς gutς Puls, ver=
ordnete auch das näml: was ohnehin getha
n hatte. Heute abends ist wiedς
Concert im Theater, – dein Brudς spielt abermahl ein
Concert. Ich befinde
mich nun viel
besser, und werde wiedς eine gute Portion Holderblue thée trinkς. ich werde verschiednes
neues von deinem Brudς mitbringς. der
kleine Carl sieht deinem Brudς ganz ähnlich.
Ich fand ihn recht gesund – allein zu Zeitς habς die
kindς anstoss wegς dς Zähne, – so war er gestern nicht
recht wohl, – heut aber wiedς besser. das Kind ist
übrigens sehr angenehm, de
n es ist ungemein
freundlich, und lacht so oft mans anredet: ich
habs erst ein einzigsmahl ein bischς weinς, aber
gleich den augenblick wiedς lachς sehς. – itzt hat er
wiedς sehr schmerzς wegς dς Zähne. – Gestern den 15
tς
war wieder ein
Concert im theater für ein Mädl die
charmant singt, dein Brudς spielte das grosse neue
Concert
ex D. Magnifique p: heut gehς wir in eine Haus
accademie
zum Salzb
ς: agenten
v Plöyer, – Wie wäre es, we
n dς Kaÿser
mit dem Churfürstς aus Baÿern einς Landς=tausch machte,
und Baÿern für die
Niedςlande eintauschte. die Holländς behieltς die
Schelde verschlossς:
Niederlande,
und
Pfalz wärς näher beysa
mς; so wie
Baÿern besser an
Österreich angeschlossς
ist.
Frankreich hat da
n keinς so gefährlichς Nachtbarn in Niedςland mehr:
Holland
bleibt ein zwischς ort und guter Nachtbaur, we
n Frankreich geld nötig hat, &c:
dein Brudς, schwägerin, ich und Marchand küssς euch millionenmahl und bin
ewig euer redlicher vatter Mozart
mp
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À Madame
Madame de Sonenbourg
neé de Mozart
à
abzugeben im
Tanzmeister= Salzbourg
Haus.
In der Schuller
Strasse N°: 846
in ersten Stock.
MRT.