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Münchς dς 2tς febς. 1785
Den 28
tς bin um 7 uhr abgereist, und bin um halbe 8 uhr in Wasser=
burg eingetroffς, – samstags um halbe 6 uhr in Wasserburg in den
wagς gesessς, und um 1 uhr zum Mittagessς in Münchς angeko
mς.
Ich befinde mich gesund und Wohl, Gott seÿ dank! die
Opera ist
im ganzς
genomς schön. die Musik
nichts so ausserordentliches = allein die ver=
änderungς, viele, und ganz ausserordentliche der
Scenen sind das
herrlichste, was man sehς ka
n.
Bologna, der sich euch sondςheitl: em=
pfehlt, und
Md:me LeBrun |: die sich gleich um dein Wohlseÿn
erkundigte :| spielς, und letzstere sondςheitl: singt vortrefflich.
Ich werde mit dem Heinrich vermuthlich schon
am Faschingsontag mit
der Post in h
ς: Marchands chaise nach Wie
n abreisς, um am
Freytag
dς 11
febς: beÿ deines Brudςs
Concert in Wie
n zu seÿn, weil hier einς
Brief desswegς von ihm erhielt. den 5
tς wird h
ς: LeBrun und seine
Frau nach Wie
n uns nachfolgς. Da die Marchandischς mich erst am
Samstag Abends erwartetς, ich aber nach 1 uhr unverhoft ins
Zi
mer tratt und schrie:
ich möchte auch etwas zu essς habς; so kö
nt
ihr euch leicht vorstellς, wie alle zusa
mfuhrς, – aufsprangς, und
vor freudς und küssς mich fast zertrücktς.
Sie küssen euch beÿde
alle Millionmahl, wie auch die
Brochardischς, und sondςheitl: das
Hanchen; und glaubtς ihr würdet auch hieher ko
mς. – – –
die
opera schlüsst mit einem Furiς
Baleet, mit den feuerfackeln,
da
Armida im Zauberwagς in die Luft fährt, da
n ein feuerregς
vom Hi
mel fallt, und das ganze
Scenarium auf beÿdς Seitς ein=
stürzt. Eine Stunde nach dς
Opera sahe man Feuer im theater,
und ebς noch zur rechtς Zeit, da
n es branntς über 10 furien=
tanzkleidς, die zum Glück in dς
quardarobba an dς Mauerwand
hiengς; folglich entdeckte das schnelle helle Feuer die Brunst, da
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MSS:
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es noch frühe war, und noch Leute um die Weege warς.
Ma
n vermuthet, daß in einem dieser Kleidς etwas bre
nendes
stecken gebliebς. – heute ist eine neue
operetta der Bettel=
student; – und in Salzb
ς: glaube wird am Freytag, da du
dieses liesest, die
Entführung aufgeführt werdς, wo von du
mir seiner Zeit, wie hoffe nach Wie
n, nachricht gebς wirst.
die
adresse an mich nach Wie
n:
in der Schullerstrasse.
No: 846.
im ersten Stock. – Morgen speis ich und h
ς: Marchand beÿ
h
ς: Canabich. – und am Sa
mstag speis ich beÿ
Md:me Antoine
Mr: und
Md:me Tavernier empfehlς sich. – Vom [... (ca. 4 Worte unkenntlich)]
werde dir eine Geschichte schreibς, die wir zwar am Ende vorsahς,
uns aber schmerzen muß. desswegς herrschte ein so grosses
Stillschweigen. – Heute gehe auf ein paar Stunde auf dem
Ball
par Compagnie: darum schreibe Heute, weil morgς nicht
zeit habe. – Solltest du so viel Zeit findς, oben aus dem
Kasten
3 odς 4 Stück Violinschulς herunter zu hohlen; der Schlüssl
liegt hintς auf dem Tisch beÿm
Microscopio, – so wäre es recht
gut. die kupfer sind im Saal im musikaliς=kastς obς. dort mag
auch noch ein ganzes
Exemplar liegς, das andςe aber ist nicht
ganz. – damit nun, we
n ein Buchhändler im Markt eine
Violinschule habς wollte, die
tresel das Stück um 1 f 45
Xr
hergebς ka
n.
Nun ko
me aus dς
operette die recht gut war, itzt muß
Essς, mich umkleidς, da
n auf den ball gehen, also lebt
gesund, ich küsse euch millionmahl und bin ewig euer
redlicher Vatter
soll die
Tavernier die datzl schickς, Mozart
mp
so schreibs ihr, sonst bleibens, bis ich zurückko
me.
BIBLIOTHEQUE PUBLIQUE NANTES
MSS:
[S. 3]
667
Handschrift Leopold Mozarts
Vaters des großen W. A.
Mozart.
[S. 4]
667
À Madame
Madame de Sonenbourg
née Mozart
Von München
à
Im Tanzmeister=
Haus Salzbourg
abzugeben
Ich bezeuge dem Herrn [Geheimrath] Feuerstein, daß dieser Brief die
Handschrift Leopold Mozarts, Vaters von W. A. Mozart († 1791), ist.
Salzburg 20 Febr 1826. Nissen
Gatte der Witwe W. A. Mozarts.
Mr. Nissen mari de la Veuve de W. A. Mozart [... (unleserlich)] Lar N 25