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Salzb
ς: dς
Novbς.
1784
Ich schreibe dieses zum voraus, we
n etwa ohngefähr die
Glasträgerin ko
men sollte. Am Sonntage wurde die
opera
abermahl mit dem grösstς Beÿfahl aufgeführt, und zwar wird
diese
opera so geliebt, daß die ganze Statt es als das
herrlichste Werk anpreiset. h
ς: Haydn sass hinterm Klavier
im
Orchester; alles fragte ihn i
mer natürl: weise um seine
Meinung, und er sagte:
daß dieser Opera nichts als ein orchester
von 60–70–Personς und die nötigς Zwischς Instrumentς, als
da sind Clarinettς, und Engl: Horn abgehς, die man aus Noth
mit bratschς spielς musste –, dan würdς sie erst hören,
was dieses für ein vortreffliches Werk wäre.
Er war
wirkl: in seinem grösstς vergnügς. – Nun wird die
opera
bis Weinachtς ruhen: da
n wiedς 2 mahl aufgeführt werdς.
Die Gräfin Guntacker sagte, daß die
opera, ie öfter sie
solche sieht, i
mer mehr gefalle. Das
Duetto dς
Blonde mit
dem Pedrillo, – da
n ihre
Aria sind wiedςum
repetiert
wordς: das Sauflied:
Vivat Bachus, musste gar
3 mahl
wiederhohlt werdς. – alle, die es in Wie
n gesehς, sagς ein=
hellig, daß es auf dem Theater hier besser, feÿriger, und
natürlicher
agiert und mit mehr Eyfer vorgestellt wird,
als in Wie
n. das sagς auch dς Graf
von Ehlss, und
die 2
Baron Fechenbach, die es in
Berlin, Maynz, und
Ma
nheim aufführς sahς. die letztern sind die Brüder des
B: Fechenbach; itzt domdechants in Maynz, der mit
dem
B: Wayer und
Canonicus Schultheiß mit uns in
Lyon
waren. – Nun sollte gleich h
ς: Haydn für diese Leute, auf
allergnädigstς höchstς Einfall, auch eine
Opera schreibς:
h
ς: Schmit musste aus Fürst
ς: Befehl alles was er von
deutschς
opera textς hatte zur untersuchung hergebς:
allein zum Unglück ist dermahl noch nichts schickliches
zu findς. Und dieses macht dem Haydn und Schmit ein
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ausserordentliches Vergnügς. h
ς: Schmit sagt: ich ka
n unter
4 wochς ein neues Werk mit Ehre nicht einstudierς, da
wir i
mer nebenbeÿ alle Wochς 3 Stücke einzustudierς habς.
und h
ς: Haydn sagt, er könnte in dς Eyle nichts schreibς,
wodurch er sich Ehre machς könnte; er wolle lieber hi
nach
eine italiänische
opera für den Erzbisch
ς: schreibς: – –
da weis er nun, daß es gute Weege hat, weil keine
Personς zum singς da sind: – wenigst muß ein fremdes
Frauenzi
mer dazu hergebettelt werdς. So stehς nun die
Projecten in dς Lüfte! und ist noch nichts entschiedς.
Die Fr: Schirkhoferin habe ruffen lassen, und mit ihr
umständlich gesprochς, und die ganze Sache untersucht.
Ich muß es aufrichtig gestehς, daß es mir Leid thut, daß
die alte Tresel da auf dem Hals habe, das wäre wirkl:
ein vortrefliches Mensch für mich gewesen, da ich noth=
wendig eine habς sollte, die gut und hüpsch nähen ka
n,
da es mir wegς den datzeln und anderm übl geht, und
oft niemand habe odς wacker zahlς muß. Ich habe die
ganze Geschichte dieses weibsbilds überdacht, und glaube, daß
der h
ς: Sohn ihre Zucht=Eltern etwa kennς ka
n, ja
vielleicht beÿ ihnς gespeiset hat. Es ist der
hς: Brau=
verwalter zu Schürfling beÿ Kamer, welcher mit
seiner Frau, weil sie keine Kindς habς, diese Person
als ein Kind zum erziehς angeno
mς hat, da ihr vatter,
der ein Lockerer Ma
n war durchgegangς und sie und
ihrς Bruder im Stich gelassς, den der taufpate ein
Hafner zu sich geno
mς hat. Nun wünscht ihre Ziech=
mutter, daß sie auch anderswo dienς möchte, und
glaubt, daß solches zu ihrem weitern Fortko
mς vor=
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träglicher wäre, als we
n sie i
mer zu Schörfling beÿ ihr
bleibt. seit dς zeit als sie hier ist, hat ihr die
Gräfin Engl
ihre Haubς zum heftς heraufgeschickt, weil sie ihre
Haubς i
mer gemacht hat; auch musste sie hier dς
Baron
Rhelingin Haubς heftς. Fr: Schirkhoferin sagt, sie wäre
im Haubς heftς eben nicht gar geschwind, hingegς seÿe
alles mit der äuserstς Nettigkeit und Schönheit gemacht
p:
daß Sie eine ordentliche, Nette, und fro
me Person ist,
habe schon beÿ dς hl: Dreÿfaltigkeit in der Kirche beobachtet.
Die Zuchthausverwalterin möchte sie als Köchin haben;
allein sie will nicht, – Sie hat auch recht –, da
n im
Zuchthauß Köchin zu seÿn, klingt ebς nicht Hüpsch.
Eben so möchte sie keine Köchin beÿ einem geistlichς
seÿn, – wegς dς bösen Nachrede –, und da hat sie
abermahl recht. Wegς dem Lohn hält sie sich gar nicht
auf, da sie, so viel bemerke, von ihrς Ziecheltern mit
kleidungsstückς unterstüzt wird: nur in einem Punckt
bestehet der Anstand, – nämlich in dς schwerς Arbeit;
de
n ob sie gleich |: wie Schirkhoferin mir sagt :| glaubt, daß
sie alles thun wollte, so findet Fr. Schirkhof
ς: doch, und
auch ich, daß diese Person ohnmöglich Holz und wasser
tragς ka
n, um so weniger, da sie
etwas hinckt, weil
sie, durch eine üble Kur als Kind, verdorbς worden,
und ein Fuß etwas geschwundς und verkürzt gewordς.
die Warheit zu sagen, ich habe mit dieser Person nur
ein einzigesmahl, und ziemlich wenig gesprochς: allein
sie schien mir gleich eine stille, etwas schüchterne, aber
sehr reinliche und geschickte Person zu seÿn. –
Vorläuftig Protestiere ich in
optima forma, daß ich
mich in nichts einmischς will: – übrigens will und
muß meine Meinung überhaupts sagς, so wie ich, als
ein ehrlicher Ma
n nach der Nothwendigkeit der itzigς
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Welt denke, und wie man denkς muß: daß die
Ehehaltς eines der grössten Beschwernisse in Ehestand
sind; – und daß man itzt schwerer an gute dienstbothς
ko
mt; – auch daß sie oft weniger verstehς, mehr als
sonst, wegς dem
Luxus, ihre Herrschaftς betrügς, und
sich noch obendrein besser bezahlς lassς, ist aus der tägl:
Erfahrung ohnwidςsprechlich. folglich ka
n ich nicht mehr sagς:
Es war imer so; meine Eltern machtς es auch so.
die Zeitς habς sich geändert. – da
n muß dς h
ς: Sohn in
Betracht nehmς, und denken:
ich habe junge Kindς.
We
n die Na
nerl
im Nähen,
Haubenheftς und solcher
weiszeugarbeit etwas lernς und eine
reinliche gute
Kochereÿ sieht, anbeÿ um Ehehaltς ist, die doch ein bischς
mehr Art habς, und wo sie keine böse Beyspiele sieht, und
nicht i
mer du
mes und verliebtes zeug hört; so wird es
ihr mehr nützς, als we
ns so
grobe Bauerntrampeln,
oder
verliebte närrische Stutten um sich hat, wo sie da
n
hüpsch bäuerische reden und Sittς an sich ni
mt, die ihr i
mer,
wo nicht ganz, doch allzeit sehr merklich anhängς werden.
Eÿ! es wird sich alles geben: ich ke
ne schon das sprichwort.
Nein! liebster h
ς: Sohn! es giebt sich nicht beÿ allen kindς.
alle Kindς habς nicht gleichς verstand. Sie, h
ς: Sohn, hattς
eine andςe Mutter! – die Mutter ihrer Kindς war eine
Polis,
e questo basta! Man ka
n nicht genug beÿ
der Kinderzucht vorsorge habς. Sie werdς beÿ dieser
Zeit keine geschickte gute Köchin, die noch dabeÿ schöne Ar=
beitς ka
n, beko
mς, we
ns noch alle schwere Arbeitς mit
thun soll: – und überdas blieb ja doch die bessere
Arbeit liegς, da doch ein iedes Baurenmensch, dern sie
ein ganzes dorff voll habς, ka
n Holztragς helfen. das
bischen so sie dafür bezahlς ersparς sie wiedς dadurch
daß ihre Tochter geschickter wird: überhaupts hatte ich
allzeit mein ganzes Augenmerk auf die Erziehung
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und ausbildung meiner Kinder, gute Sittς und wissen=
schaft, ein aufgeklärter guter Menschenverstand und
Geschicklichkeit ist
No: 1. Geld und vermögς ist in
iedes vernünftigς Menschς augς erst
No: 2. –
das erste
bleibt und ka
n dem Menschς niemand nehmς.
das Zweÿte
ka
n man verschwendς, verlierς, darum betrogς werdς
p:
Itzt sagte mir die Fr: Schirkhoferin, sie hätte sich geirrt.
der h
ς: Sohn hätte nicht beÿ des Weibsbilds Ziech=Eltern
in Schörfling gespeist, sondς der h
ς: Bräuverwalter, seine
Frau, und diese ihre Ziechtochter hättς in Monsee beÿ Ge=
legenheit einer
Secundiz, odς
Primiz odς |: was weis ich :| –
mit dem h
ς: Sohn beÿ dem h
ς: Prelatς gespeiset, und
daher hätte sie die Ehre den h
ς: Sohn, als einς so braven
Herrn zu kennς. Die Schirkhoferin |: die es ohnrecht ver=
standς hatte :| musste aigens zu mir gehς, und es
mir sagς, da das Mädl nicht will, daß die mindeste
Unwahrheit sollte geschriebς werdς. – der h
ς: Sohn
mag sich vielleicht wundς, daß ich in allς diesς Sachς, so
umständlich bin und so viel Geschreibs mache.
allein |: meine Tochter ke
nt mich :| das ist einmahl
so meine Gewohnheit; beÿ mir muß alles klar
seÿn. – – Alles, was ich obς geschriebς habe, schrieb
ich nicht in Absicht auf diese Weibperson, sondς
es sind meine redliche und aus
der Erfahrung
genomene Gedanken: und hiemit –
Amen!
der h
ς: Postmeister Baurenfeind zu Stein ist erkrankt;
der
Joseph Barisani ist schon seit, dem Freÿtag den 19
tς hinaus,
und noch nicht zurück. – Es soll wenig Hofnung seÿn. –
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Hab ichs schon geschriebς, daß dς
B: Rechberg nach Strasburg geht?
aber daß die Gräfin Wallis ihrς kleinς Sohn mir zum
Clavier=
scolarn gebς will, das ist etwas neues: daß ich aber itzt in
St:
Gilgς seÿn möchte,
um Wildäntς zu schüssen, das ist eben
nichts neues. – der
Cantor wird wohl sein Vergnügς geäussert habς,
da er in
einer Comoedie, das theater, einige schöne
Synfoniς, und
2 Ko
moediς, – ein
trauerspiel und ein
Lustspiel gesehς hat.
der neue Ka
merrath H
ς: Hartma
n, dς sich, wie höre, zum Ka
mer=
procuratur seiner Zeit gefasst machς muß, war nach Ulm ab=
gereiset, vermuthlich um Frau und Kindς zu hohlς. Mir schien
als sahe ich ihn gestern wiedς zurück. die Fr: von Gerlichs liegt
i
mer tief im Bette; man muß sehr laut mit ihr sprechς, indem
sie nicht mehr gut hört: wenig schlaf; – wenig Appetit; –
viele Jahre auf dem Rücken; – i
mer Catharr; – –
wird viel seÿn we
n sie sich erhollt; heut ließ sie mir sagς, daß sie
etwas besser wäre.
NB h
ς: von kleinmaÿr besucht sie fleisig. –
Das glaube gern, daß es beÿ euch, wie in
Syberien aussieht; daß
würde mich doch nicht hintern in Stifeln, wo es i
mer möglich ist,
herumzusteigς, und wenigst am See auf Wildäntς zu passen.
Wegς einem tausch von Straswelchς wird hier nicht ein Wort
gesprochς. – hier liegς die erstaunlich auf einmahl
dal petto nel Culo, e del Culo herausgelaxierte Staats=
Promotionς beÿ. – von der Reise ist erste die Rede
im Fasching
nach Münchς, und gleich in der erstς Fastenwoche
odς noch früher
nach Wien: das letzte hat aber noch seine An=
stände; das erste aber ist, odς sonderliches gegenverhängniss,
gewiss. – der St: Joh
ς: Spittal verwalter wird itzt ans Haÿ=
rathς nicht denken: er ist i
mer kränklich; wer weis wie lange
er lebt. – die kletzlischς werdς schwerlich vorm neuς Jahr, odς
Weinnachtς anfangς, sie sind in Sighardstein. das Stubςmädl die
Na
nerl ist beÿ der Verwalterin im langς Hof in dienst geko
mς.
die Mitzerl ist gesund. Eine ganze
Lytaney Menschς gabς mir in
der
opera ihre Compt
ς: nach St: Gilgς auf; da die Schiedenhof
ς: beÿde
Hermesischς
p:
u Capitl
Syndicussch
ς: Mölkischς, – Racher
p: i
mer beÿ
mir herumsassς. Nun küsse meinς liebς h
ς: Sohn und meine liebe
Fr: Tochter und alle Kindς von Herzς und bin halb blind vom
Schreiben dς alte Vatter Mozart
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