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Paris dς 1
febς: 1764.
Madame!
Man muß nicht i
mer an Ma
nspersonς schreiben, sondern sich auch des schönς
und andächtigς Geschlechtes eri
nerς. Ob die Frauenzi
mer in Paris schön
sind, ka
n ich ihnς mit Grund nicht sagen; de
n sie sind, widς alle Natur, wie
die Berchtesgadner Docken so gemahlt, daß auch eine von Natur schöne Person,
durch diese garstige Zierlichkeit den Augς eines ehrlichς deutschen unerträglich
wird. Was die Andacht anbelanget, so ka
n ich versichern, daß man gar
keine Mühe habς wird die Wunderwerke der Französischς Heiliginς zu untersuchς;
die grössten Wundς wirken diejenigς die weder Jungfern, weder Frauς noch
Wittwen sind; und diese Wunder geschehς alle beÿ lebendigem Leibe. wir wollς
seiner Zeit klärer aus dieser Sache sprechς. Genug! man hat Mühe genug
hier zu unterscheidς, wer die Frau vom Hause ist. jedς lebt wie er will,
und |: we
n Gott nicht sonderheitl: gnädig ist :| so gehet es dem Staat von
von Frankreich, wie dem ehemaligen Persischς Reiche.
Die Beÿdς Schreibς von dero
hς: Gemahl unterm 26 X
ber und 19 Je
ner habe
richtig erhalten, sa
mt den 3 Einschlüssς. das nöthigste und ihnς gewiß ange=
nehmste wird seÿn, daß ich ihnς sage,
daß wir |: Gott Lob :| alle gesund sind.
gleichwie ich auch iedςzeit der Nachricht von dero sa
mtl: gutς Gesundheit mit
Begierde entgegς sehe. Ich würde seit meinem letztern aus
versailles ihnen ohnfehl=
bar wiedς geschrieben haben, we
n ich nicht i
mer gezaudert hätte, um den
Ausgang unserer
affaire zu
Versailles abzuwartς und folglich ihnς benachrichtς
zu könnς. Allein, da hier alles, noch mehr als an andςς Höfς, auf der
Schneckenpost gehet, und sonderlich diese Sachς durch die
Menu des
plaisirs muß besorget werdς; so muß man gedult habς. We
n die
Erkä
ntlichkeit dem Vergnügς gleichko
mt, welches meine Kindς dem Hofe
gemacht haben, so muß es sehr gut ausfallς. Es ist wohl zu merken,
daß hier keinesweegs der Gebrauch ist den Königl: Herrschaftς die Hände
zu küssen oder sie
au Passage, wie sie es ne
nς, we
n sie nämlich in die kirche
durch die
Gallerie und königl:
apartements gehen wedς mit überreichung
einer Bittschriffte zu beunruhigς, noch solche gar zu sprechen.
MUS. C. A.
SALZBURG
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wie es da
n auch hier nicht üblich ist wedς dem
König noch iemand von dς
königl:
Familie durch Beugung des Hauptes odς der Knie einige Ehren=
bezeugung zu erweisen. sondern man bleibt aufrecht ohne
mindeste Bewegung stehen, und hat in solcher Stellung die Freÿheit den
könig und seine
Familie hart beÿ sich vorbeÿ gehς zu sehen. Sie könnς sich
demnach leicht einbildς was es denen in ihre Hofgebräuche verliebte Fran=
zosen für einς Eindruck und Verwundςung muß gemacht, we
n die
Töchter des Königs nicht nur in ihrς Zi
mern, sondern in der öffentl:
passage beÿ Erblickung meiner
Kindς stille gehaltς, sich ihnς genähert,
sich nicht nur die Hände küssς lassen, sondern solche geküsst und sich
ohne zahl küssen lassς. Eben das nämliche ist von dς
Madame Dauphine
zu verstehen. Das Ausserordentlichste aber schien den h
ς: h
ς: Franzosς,
daß
au grand Couvert, welches am neuen Jahres tage nachts ware,
nicht nur uns allen bis an die königl: tafel hin muste Platz ge=
macht werdς; sondern, daß mein
hς: Wolfgangus i
mer nebς der
Königin
zu stehen, mit ihr beständig zu sprechς und sie zu unterhaltς und ihr
öfters die hände zu küssς, und die Speisen, so sie ihm von der tafel
gab, neben ihr zu verzehrς die Gnade hatte. Die Königin spricht so
gut teutsch als wir. da nun aber dς
könig nichts davon weis; so ver=
dollmetschte die königin ihm alles was unser Heldenmütiger
Wolfgς:
sprach. beÿ ihm stand ich: auf der andς seÿte des königs, wo an
dς seÿte der
M: D'Auphin und
Mad:le Adelhaide saß, stand meine
Frau und meine tochter. Nun habς sie zu wissς, daß der könig nie=
mals öffentl: speist; als alle Sontage nachts speist die ganze
königl:
Familie beÿsa
mς. Doch wird nicht gar jedς=
man dazu eingelassς. We
n nun aber ein grosses
Fest ist,
als der Neujahrstage, Ostern, Pfingstς, die Nahmenstäge
p:p so
heist es das grosse
Couvert, dazu werdς alle Leute von Unterscheid
eingelassς: allein der Platz ist nicht gross, folglich ist er bald voll.
wir ka
men spät, man muste uns demnach durch die Schweitzer Platz machen,
und man führte uns durch den Saal in das Zi
mer, das hart an dς königl Tafel
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ist, und wodurch die Herrschaft in den Saal ko
mt. Im Vorbeÿgehς sprachen sie
mit unserm
Wolfgς: und da
n giengς wir hinter ihnς nach zur tafel.
daß ich ihnς übrigens
Versailles beschreibς sollte, das kö
nς sie ohnmöglich von mir ver=
langς. nur das will ich ihnς sagς, daß wir am Weÿnacht
abend da angelanget sind,
und in der königl: Capelle der Metten und der 3 heil: Messen beygewohnet habς.
Wir warς in der königl:
Gallerie als der
König von der
Madame D'auphine
zurück ka
m, wo er ihr wegς der erhaltenς Nachricht des todfalles ihres
Bruders des Churf
ς: in Sachsς Nachricht gab. Ich hörte da eine schlechte
und gute Musik. alles was mit einzeln sti
mς war und einer
Arie gleichς
sollte, war leer, frostig und elend folglich französisch, die
Chor aber
sind alle gut, und recht gut. ich bin täglich mit meinem kleinς Ma
n
desswegς in die königl: Capelle zu des Königs Messe gegangς, um die
chor zu hörς die in der
Mottet, die allzeit gemacht wird, zu hörς.
des Königs Messe ist um 1 uhr. gehet er aber auf die Jagd, so ist seine
Messe um 10 uhr und der königin Messe um halbe 1 uhr. seiner Zeit
von allem diesem ein mehreres. In 16 tägen hat es uns in
Versailles gegς
die 12
Luois d'or gekostet. Vielleicht ist es ihnς zu viel und unbegreiflich? – –
in
Versailles sind keine
Carosse de remise noch
Fiacre sondς lauter Sesseltrager.
für iedς Gang müssς 12
Sols bezahlt werdς. itzt werdς sie bald einsehς, daß uns
manchς Tag, da wir wo nicht 3 doch allzeit 2 sessl habς mustς, die sessl auf
einς Laubthaler und mehr geko
mς ist: da
n es war i
mer böses wetter.
we
n sie nun 4 neue schwarze Kleidς dazu rechnς; so werdς sie sich ni
mer
wundς, we
n uns die Reise nach
Versailles auf 26 bis 27
Louis d'or
zu stehen ko
mt. Nun wollen wir sehen was uns dafür von Hof einko
met.
Außer dem was wir vom Hofe zu hofς habς, haben wir in
Versailles mehr nicht als 12
Luois d'or in Geld eingeno
mς. Da
n hat mein
meister
Wolfgang von der
Mad:me la Contesse de Tessé eine
Goldene
Tabattier, eine
Goldene Uhr, die, wegς ihrer kleine kostbar ist, und davon
die Grösse hier anzeige, da
n die
Nanerl ein ungemein schönes
starkes ganz Goldenes Zahnstiererbixl beko
men. Von einer
andς
Dame hat dς
Wolfgς einς silbernς Reisschreibzeug und die Na
nerl
ein ungemein feines schildkrötenes tabattierl mit gold einge=
legt beko
mς. unsere Tabattiers sind übrigens mit einer rothen mit
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goldenς Reiffς, mit einer von weis nicht was für glas=artigς
Materie
in Gold gefasst, mit einer von
Laque Martin mit den schönstς blumς
von gefärbtem Gold und verschiednς Hirten=Instrumentς eingelegt,
vermehret worden.
dazu ko
mt noch ein in gold gefasstes
Carniol Ringel mit einem
antique=
kopf und einer Menge kleinigkeitς die für nichts achte, als Degς=bänder;
bändς und Armmaschς, blüml zur haubς und halsdüchl
p: für die
Na
nerl:
p: Mit einem Worte! in Zeit von 4 wochς hoffe etwas bessers
von
Luois d'ors berichtς zu könnς, den es braucht mehr als
zu
Maxelan bis man in
Paris rechtschaffς bekannt wird; und ich ka
n
sie versichern, daß man die schlechtς früchtς des letztς krieges ohne Augen=
glaß aller Ortς siehet. de
n, den äusserlichς Pracht wollς die Franzosς im
Höchsten Grade fortführς, folglich sind niemand reich als die Pachter, die
Herrn sind voller schuldς. der gröste Reichtum steckt etwa unter 100 Personς,
die sind einige grosse
Banquiers und
Fermiers generaux; und endlich das
meiste Geld
wir auf die
Lucretien, die sich nicht selbst erstechς, verwendet.
Daß man übrigens hier ganz besondςe schöne und kostbare Sachς sieht, das werdς sie sich
wohl einbildς, man sieht aber auch erstaunliche Narrheitς. die Frauenzi
mer tragς nicht
nur im Winter die kleidς mit Pelz
garniert, sondς so gar halskresel odς Halsbindl
und statt dς einsteckblüml alles dςgleichς von Pelz gemacht in den harς
auch statt dς Maschς an den Armς
pp: das lächerlichste aber ist ein degen band,
|: welche hier
Mode sind :| mit feinem Peltz um und um ausgeschlagς zu sehen. das
wird gut seÿn, daß der degen nicht eingefriert. zu dieser ihrer
närrischς
Mode in allen Sachς ko
mt noch die grosse liebe zur Beque
mlichkeit, welche
verursachet, daß diese
nation auch die Sti
me der Natur nicht mehr höret, und
desswegς giebt iedermann in Paris die neugebohrnς kindς aufs land zur Aufziehung.
Es sind eigens geschworne so genannte
führerinnς, die solche Kindς auf das Land
führς, jede hat ein grosses Buch dahinein Vatter und Mutter
p: dan am Orte
wo das Kind hingebracht wird der Nahme dς A
me, odς besser zu sagς, des Bauern
und seines Weibs, von dem
Parocho loci eingeschriebς wird. und das thun
Hohe und niedere standsPersonς und man zahlt ein
bagatelle. Man sieht aber
auch die erbärmlichstς folgς davon; sie werdς nicht bald einς Ort findς, der mit so
vielς elendς und gesti
meltς Personς angefüllet ist. Sie sind kaum eine Minute in
der kirche, und gehς kaum durch ein paar Strassς, so ko
mt ein blindς, ein lahmer
ein Hinkendς, ein halb verfaulter bettler, odς es liegt einer auf der strasse
dem die schweine als ein Kind eine Hand weggefressς, ein andςer
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der als ein Kind |: da der nährvatter und die seinigς im felde beÿ dς Arbeit warς :|
in das Camin=feuer umgefallς und sich einς halbς arm weggebrannt
p:
und eine Menge solcher Leute, die ich aus Eckl im Vorbeÿgehς nicht anschaue.
Nun mache ich einς Absprung von dem Hässlichς auf das reitzende, und zwar
auf dasjenige was einς könig gereizet hat. Sie möchtς doch auch wissς, wie
die
Md:me Marquise Pampadour aussiehet, nicht wahr? – – Sie muß recht
gar schön gewesς seÿn, de
n sie ist noch sauber. Sie ist grosser
ansehnlicher Person, sie ist fett, wohl beÿ Leib, aber sehr
proportioniert,
blond, hat vieles von dς ehemaligς
Freysauf tresel und in den Augς
einige ähnlichkeit mit der
Kaÿserin Maÿstς: Sie giebt sich viele Ehre
und hat einς ungemeinς Geist. ihre Zi
mer in
Versailles sind wie ein Paradiß,
gegen dem garten zu; und in Paris in der
Faubourg St. Honoré ein ungemein präch=
tiges
Hôtel so ganz neu aufgebauet ist. in dem Zi
mer wo das
Clavessin war,
|: welches ganz vergoldt und ungemein künstlich
Laquiert und gemahlt ist :|
ist ihr
Portrait in Lebensgrösse, und an dς Seÿte das
Portrait des Königs.
Nun was anders! – – hier ist ein beständiger Krieg zwischς der Italiänischς und
französischς Musik. die ganze franz
ς: Music ist keinς T – – werth; man fangt
aber nun an grausa
m abzuändς: die franzosς fangς nun an stark zu wankς,
und es wird in 10 bis 15 Jahrς der französische Geschmak, wie hoffe, völlig erlöschς.
die teutschς spielς in Herausgaabe ihrer
Composition dem Meister. darunter
Mr: Schoberth –
Mr. Eckard.
Mr: Hanauer fürs
Clavier,
Mr: Hochbrucker
und
Mr: Mayr für die
Harpfe sehr beliebt sind.
Mr: le grand
ein franz
ς: Clavierist hat seinς
goût gänzlich verlassς, und
seinς Sonaten
sind nach unserm Geschmackt.
Mr: Schoberth.
Mr Eckard,
Mr:
Le grand und
Mr: Hochbrucker haben ihre gestochne
Sonaten alle
zu uns gebracht und meinς Kindς verehret. Nun sind 4
Sonaten
von
Mr: Wolfgang Mozart beÿm stechen. stellς sie sich den Lermς
für, den diese
Sonaten in dς Welt machς werdς, wa
n am Titlblat stehet
daß es ein Werk eines Kindes von 7 Jahrς ist, und wa
n man die un=
glaubigen herausfordert eine Probe diessfals zu unternehmς,
wie es bereits geschehς ist, wo er jemand einς
Menuet, odς sonst etwas
niederschreibς lässt, und da
n gleich |: ohne das
Clavier zu berührς :|
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den
Bass, und we
n man will auch das 2
te Violin darunter setzet. Sie werdς
seiner Zeit hörς wie gut diese
Sonaten sind; ein
Andante ist dabeÿ von
einem ganz sondςbarς
gôut. Und ich ka
n ihnς sagς liebste
Frau Hagenauerin,
daß Gott täglich neue Wundς an diesem Kinde wirket. bis wir |: we
n
Gott will :| nach Hause ko
mς, ist er im Stande Hofdienste zu verrichtς.
Er
accompagniert wirkl: allezeit beÿ öffentl:
Concerten. Er
transponirt
so gar
á prima vista die
Arien beÿm
accompagnirς; und aller
Ortς legt man ihm bald Ital
ς: bald französ
ς: Stücke vor, die er
vom blat=weg spielet. – – Mein
Mädl spielt die schwerestς Stücke,
die wir itzt von
Schoberth und
Eckard p: habς, darunter die
Eckar=
dischen Stücke noch die schwerern sind mit einer unglaublichς Deutlichkeit,
und so, daß der
niedertrechtige Schoberth seine Eÿfersucht und seinς
Neid nicht bergς ka
n, und sich beÿ
Mr. Eckard, der ein ehrlicher
Ma
n ist, und beÿ vielς Leutς zum Gelächter macht. Ich werde
ihnς viele umstände, die hier zu lang wärς, mit mehrerem erzehlς.
Mr: Schoberth ist gar nicht derjenige, der er seÿn soll. Er schmeichelt
ins Gesicht, und ist der fälscheste Mensch; Seine
Religion aber ist
nach der
Mode. Gott bekehre ihn! – Nun ko
mt
etwas sehr trauriges,
ja etwas höchst betriebtes: wir sind alle in grosser Angst und Verwirrung.
kurz! – – die
Gräfin Van=Eyck ist in den gefährlichstς Umständς, und
zwar so, daß Sie ohne sondςbare Gnade Gottes kaum dem Todt entgehς wird.
Am Sontage warς wir von 12 bis 1 uhr vor Tische beÿ ihr, und sie war
sehr aufgeräumt. Sie war zwar schon einige Täge wegς einem Catharr zu
Hause, allein diesen tag war sie in der kirche. Sie unterhielt sich, wie allzeit,
unglaubl: mit dem wolfgang
ς: in der Nacht auf dς Montag hörte ich in der Nacht im
Hause einς wagς, und einige Bewegung. In der Frühe hörte ich die
Fr: Gräfin wäre
gählings erkranket und habe eine grosse Menge Blut gebrochς. Man hat ihr am
Montage 3 mahl adergelassς; am dienstage schien es besser zu seÿn; aber gegen
der Nacht kam wiedς einiges blutbrechς, man hat wiedς adergelassς. allein es ist
bis dieser stunde i
mer das alte, das blut war allzeit höchst schlecht, sie hatte
eine Ohnmacht, und es ist mit einem Worte wenig Hofnung zur Besserung.
stellen sie sich unsere Betrübniß für, die noch grösser ist, weil ich alles nur von
der ferne ansehen muß, und sie vielleicht im Leben ni
mer zu sehen
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noch weniger zu sprechς beko
me. Meine Kindς bethς und weinς, da dς
wolfgang
ς: die gräfin und sie ihn ganz außerordentl: liebt.
dieß schreib ich den 1tς febς: abends. Gott gebe, daß ich morgς frühe
ehe ich den Brief schlüsse, etwas angenehmeres schreibς ka
n.
heute den 2tς febς: habe bis auf die Nacht nichts sonderheitl: gehört; die
Frau Gräfin
hat die verflossene Nacht nichts geschlaffς: doch ist es nicht schlechter, und man
schöpfet einige Hofnung, weil der Auswurf nicht mehr mit
Blut ge=
färbet ware, und das fieber etwas nachgelassς. Wie ich vernehme ist
der
hς: Graf noch nicht von ihrem Bethe geko
mς, und es sind 2 krancken=
wärtheri
nς im Hause und 2
Medici. Ich Hofe der H
ς: Graf wird seinς
SchwiegerEltern in Salz
ς: bereits Nachricht gegebς habς. Weil ich nun aber
dieses nicht weis,
so bitte Sie, noch niemand davon etwas zu sagen,
bis sie nicht mit der Mdss:lle Rosalia Joly gesprochς habς. welche, wen
ihre gnädige Herrschaft, widς Vermuthς, noch nichts
davon wissς sollte, schon von meiner Nachricht ver=
nünftigς Gebrauch zu machς weis. Genug! wir
sind halt i
mer elendige Menschen, wir mögς zu Salz=
burg odς zu Paris seÿn. Meine
Frau ka
n den ganzς
tag auf nichts als auf die liebe arme
Gräfin denkς,
und es ist uns in dς That ein rechtes Anliegς.
Nun gehet der Platz auf dem Papier zu Ende. Ich muß ihnς doch noch
sagς, daß der hiesige
Erzbischof ins Elend verwiesen, odς gelindς zu
sprechς
exiliert wordς. Er hat eine Schmäheschrift widς das
Parlement zu
gunsten dς h
ς: Jesuitς druckς lassς, welche ihm diese Strafe über den Hals
gezogς. Nun giebt ihm, so viel ich höre, fast iedςman unrecht, weil, der
könig,
welcher Nachricht hatte, daß [e]r die schrift
publicirς will, ihm da=
von freundschaftlich hat abrathς lassς, er aber de
noch damit fortgefahrς
ist und folglich den Kopf mit Gewalt widς die Maur gestossς hat. der
König hat geeilet ihn zu
exilirς, sonst hätte ihn das
Parlament arrettiert.
Der weltliche Arm ist hier ein bischς gar zu groß. Hingegς lauffς die geist=
lichς hier einzeln auf der gassς herum, nehmς die Kutten bis unter die
Achseln hinauf, setzς den Hut nach dς seÿtς, und unterscheidς sich gar nichts
von einem weltlichς gassentretter. lebς sie wohl, und dankς sie Gott, daß das
Pappier zu Ende ist, sonst müstς sie in dς That die Augengläser aufsteckς. ich
bin nebst meiner, meiner Kindς, und Frauς empf
ς:, dero ergebster
gh: Dr: Mozart
mp.
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Ich bitte an alle gute freunde und freundinς unserer aller ergebenste Empf
ς:
zu machς, jedes wird so vernünftig seÿn und einsehς, daß es unmöglich ist
mehr als eine Allerheil:
Lytaney Menschς zu bene
nς. Was macht da
n
unser ehrlicher
hς: Dellmor ist er ja noch in unserer Nachbarschaft:
Er wird manchmal an uns denkς, we
n er niemand beÿ unsern fenstern
sieht. bitte meine Empf
ς: und
sondh: vom Wolfgangerl: Er ist ein ehrlicher Ma
n:
Ist es zu Salzbς: auch nicht kalt? – – wie wir sind hieher gekomς hat
es geschniς, seit dem aber gar niemals mehr. Es ist ein beständiger
Herbst hier; doch meist neblich und unbeständiges Wetter. Es ist
aber auch gut daß es hier nicht sehr Kalt macht, denn daß Klafter
Holz Kostet 1 Louis d'or. hς: Spizeder und hς: Adlgasser bin antwort schuldig.
ich schliesse den 3tς febς: um 9 uhr Morgens. Die Frau gräfin hat wiedς eine schlechte
Nacht gehabt. gegς Tag ist es ein wenig besser, aber doch ohne Bestand: imer einen
fiebrigen Puls: vielleicht hat die Lunge einς fehler.
A Madame
Madame Marie Therese
Hagenauer
à
Salzbourg
en Baviere.
MUS. C. A.
SALZBURG