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        Allerliebste Schwester! –                                      Wien den 21:t Jullius
                                                                                                               1784

Meine frau und ich wünschen dir beÿde viel glück zu deinen Namenstag; – 
Meine frau hätte dir gerne selbst geschrieben, allein das lange sitzen
komt ihr gar zu schwer an, weil ihr der zukünftige Majorats=Herr gar keinen
fried lässt. – sie wünscht dir also samt mir alles mögliche glück, und
vergnügen, und bitten dich uns stetts in deiner schwesterlichen Liebe zu erhalten.
– Nun ist seit acht tagen der alte Hampel mit seinem Sohne von
München hier, und wird übermorgen nach Russland abgehen. – sie speisen
Morgen beÿ uns, und abends werden wir eine kleine Musique machen.
Ich hoffe du wirst unterdessen alles mit den Postwagen erhalten haben;
ich hätte dir gerne zu den andern Concerten auch die Cadenzen geschickt;
allein du kanst nicht glauben wie viel ich zu thun habe! – so bald
ich eine zeit für mich habe, so werde sie gewis für dich anwenden.
Ich bin sehr begierig, wen du alle 3 grosse Concerte wirst gehört haben,
zu vernehmen, welches dir am besten gefällt. – Ich bitte lasse den
Papa nicht vergessen mir mit nächstem Postwagen das bewusste zu
schicken. – wen er mir auch das alte Oratorium betulia liberata
schicken könte, wäre es mir recht lieb. – ich muß dieses oratorium
für die hiesige Societät schreiben – vielleicht könte ich doch Ja und
da etwas davon Stückweise brauchen. – der gretl bitt ich meine
Empfehlung zu machen, und ihr zu sagen, daß ich ihr vieleicht selbst
antworten werde – aber versprechen will ich es nicht, aus furcht, mein
versprechen nicht halten zu könen – weil ich zu viel beschäftiget bin.
wegen der Aria muß sie schon gedult haben – was ich ihr aber zu thun
rathe um die Aria bald und gewis zu bekomen, ist, einen ihr
anständigen text zu wählen, und mir ihn zu überschreiben, da ich
ohnmöglich Zeit habe alle Opern durchzugehen. – Nun muß ich schlüssen,
weil geschwinde zu einer Lection gehen muß. – Meine frau und ich küssen
dich 1000 mal, und bitten dem papa unsern Handkuß abzulegen, und
sind Ewig deine

                                                             9245
An seine Schwester Marianne verehelichte
                     aufrichtigen W: A: C: Mozart mp
        von Sonnenburg in Salzburg.
Die Initialen der Unterschrift bedeuten Wolfgang Amadeus Constanze (seine Frau)


Ex
Bibl. Regia
Berolin
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