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                                                                                        Vienne ce 20 de febrier.
     Mon trés cher Pére!
                                                        1784?


Ich habe ihr leztes richtigst erhalten; – gestern war ich so glücklich den Hr: freÿ=
hold ein Concert von seiner eigenen scomposition spiellen zu hören. – in seinen
spiell fand ich wenig, und vermisste viel; – seine ganze Bravour besteht in der
dopelzunge – sonst hört man aber auch gar nichts – beÿm Adagio war ich
froh daß es sehr kurz war; – das Adagio hat er auch beÿ ihnen geblasen –
den, von anfang konten sich die accompagnierenden nicht darein finden, weil
das stück in vierviertlstackt geschrieben war, und er es im Alla Breve bließ –
und, da ich dan mit eigner hand Alla Breve dazu schrieb, er mir gestund, daß
Papa in Salzburg auch darüber gezankt hätte. – das Rondò sollte lustig
seÿn – war aber das dumste zeug von der Welt, – beÿm Ersten Allegro
fand ich, daß wen Hr: freÿhold die composition ordentlich lernte, er kein
schlechter Componist werden würde. – das Hr: Hafeneder so frühzeitig gestorben,
ist mir sehr leid; besonders aber weil sie nun die seccatura auf dem Hals haben;
dem fürsten kan ich aber nicht unrecht geben; ich würde an seinem Plaz
schon vor dem Hafeneder das gethan haben; – ich würde aber meinen befehl
mit einer vermehrung des gehalts begleitet haben, und befohlen, daß die
buben zu ihnen komen sollten – oder hätte ihnen freÿquartier im kapellhaus
gegeben. – Nun werden in etwelchen tägen 2 Herrn nach Salzburg gehen,
ein Vice=Controleur und ein koch; – diesen werde vermuthlich eine Sonate,
eine Simphonie und ein Neues Concert mitgeben. – die Simphonie in Spart,
welche sie mit gelegenheit abschreiben lassen, und mir wieder zurück schicken könen;
auch weg=geben, und überall machen lassen könen, wo sie wollen. –
das Concert in spart – welches sie auch, aber so bald möglich, copiren lassen,
und wieder zurück schicken – und NB: aber keiner Seele geben, den ich
hab es für die frl: Ploÿer gemacht, die es mir gut bezahlte. – die Sonate
könen sie aber ganz behalten. – Nun muß ich sie um etwas fragen, davon
ich gar nichts verstehe, und nichts begreife. – wen man auf seine eigene un=
kösten etwas drucken oder Stechen lässt, wie macht man es den, daß man
da von dem Stecher nicht betrogen wird? – er kan Ja so vielle Exem=
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plairs abdrucken, als er nur will, und mich folglich Prellen. – da müsste man
Ja den leuten beständig auf den Hals sitzen – welches aber beÿ ihnen,
als sie ihr Buch drucken liessen, nicht möglich war, weil sie in Salzburg
waren, und das Buch in Augsburg gedruckt wurde. – Ich hätte
halt lust, ferners hier, meine Sachen keinen Stecher mehr zu verkauffen,
sondern auf Prænumeration auf meine unkösten drucken, oder stechen zu
lassen, wie es die meisten machen, und sehr viel dabeÿ Profitiren;
wegen Prænumeranten ist es mir nicht bange – es ist mir bereits
von Paris, und Warschau prænumeration offrit worden. – ich bitte sie also
mir über dieses auskunft zu geben. – dan hätte ich noch eine Bitte.
wäre es nicht möglich wenigsts eine Copie von meinen Taufschein
zu haben? – alles disputirt sich hier daß, wie ich das erstemal hier
war, ich wenigste 10 Jahr alt gewesen seÿn müsse. – der kaÿser hat vo=
riges Jahr in Augarten selbst es mir ins gesicht wieder=sprochen. –
hς: von Strack glaubt es nun auf mein wort. – mit herzeigung
meines taufscheins könte ich auf einmal alle Mäuller Stopfen. –
Nun leben sie wohl. – Meine frau und ich küssen ihn 1000mal die
Hände, und umarmen unsre liebe schwester von Herzen und
sind Ewig dero

                                                       gehorsamste kinder
                                                        W: et C: Mozart mp
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À
Monsieur
Monsieur Leopold de Mozart
Maitre de la Chapelle de S: A: R:
à
Salzbourg

20tς fevruar
1784.