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                                                                                         Vienne ce 10 de Feb:
Mon trés cher Pére! –                                                                                   1784.

Es war eine dumheit vom Artaria! – Er glaubte man würde das Pacquet auf der
Post nicht anehmen, und anstatt es mir gleich wieder zurückzu schicken, so behielte ers
zurück bis der Postwagen geht, ohne mir ein wort davon zu wissen lassen! –
diesmal habe ich keinen brief von ihnen erhalten! – Ich verstehe mich nicht auf
den Peisser, – sie sind 8 schritte – – |: ich habe es aus Erfahrung :| von mir entfernt,
– bisweilen frage ich selbst wegen einen brief nach – meistentheils meine Magd –
– und da wird mit der grössten impertinenz Nein geruffen – und wen die
Ochsen die herrn will ich sagen, nachsehen, so ist – halt doch einer da. – und wen
etwa ausser der zeit einer da wäre, so lassen sie ihn Eher 14 täge liegen,
als daß sie mir ihn durch den ladenbuben schickten, worum ich sie doch schon
öfters ersucht habe. – ich bitte sie also mir gerade durch meine Adresse zu zu=
schreiben. – ich habe schon 3 briefe aus unterschiedlichen ländern richtig erhalten.
Nur – im trattnerischem Hause; 2:te Stiege. im 3:tn Stock. – und dan
glaube ich auch, daß hς: Peisser beÿ den briefen ein wenig Profitirt. --
Ich habe ihnen in meinem lezten schreiben wegen des Varesco meine opera
betreffend geschrieben. – dermalen ist gar kein gedanke daß ich sie geben
will. – Ich habe dermalen sachen zu schreiben, die mir in diesen augen=
blick geld eintragen, – später nicht. – die opera – wird mir allzeit
bezahlt – und dan – wen man sich zeit lässt – so geht alles besser.
man sieht der Poesie des hς: Varesco nur zu sehr die Eÿle an! – Ich
hoffe er wird es mit der zeit selbst einsehen; – darum wünsche ich nur die
Opera | er solle sie nur so gerade hinwerfen :| im ganzen zu sehen – dan kan
man gründliche austellungen machen; – wir haben Ja um gottes willen nichts
zu Eilen! – wen sie das, was meinerseits fertig ist, hören sollten, so würden
sie mit mir wünschen, daß es nicht verdorben werden sollte! – und das ist
so leicht geschehen! – und geschieht so oft. – meine gemachte Musique liegt und
schläft gut. – unter allen opern die wehrender zeit bis meine fertig seÿn wird
aufgeführt werden könen, wird kein einziger gedanke einem von den meinen
ähnlich seÿn, dafür stehe ich gut! – Nun muß ich schlüssen, weil ich nothwendig
zu schreiben habe; – der ganze vormittag geht mit Lectionen herum, folglich
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bleibt mir nichts als der abend, zu meiner lieben arbeit – zur komposizion.
Nur muß ich sie noch fragen, ob in Salzburg auch dermalen so eine
unaustehliche kälte ist wie hier? – hς: freÿhold von Maÿnz wollte mir
eine visite machen – er schickte einen lohnbedienten herauf mit den brief
– und er war unten – vermuthlich in der kutsche – da ich aber gleich aus=
gehen muste, so nam ich den brief, und liess mir die Ehre auf einen nach=
Mittag wo ich allzeit zu hause bin, ausbitten. – ich wollte die täge hin=
gehen | den er lässt sich nicht sehen :| hatte aber die zeit nicht. – Nun adieu
meine frau und ich küssen ihn 1000mal die hände, und umarmen unsre
liebe schwester vom herzen, und sind Ewig dero

                                                              gehorsamste kinder
                                                              W: et C: Mozart mp

MUSIK-S.