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VII.60
                                                                                                    Vienne ce 24 de Xber
      Mon trés cher Pére! –                                                                                   1783

Ich habe ihr leztes von 19:t dieses samt den Einschluß von der Opera richtig erhalten.
Nun von der opera als das nothwendigste. – hς: Abate varesco hat zu der
Cavatina der Lavina extra geschrieben. à cui servirà la musica della cavatina
antecedente
– nemlich der cavatina von der celidora. – das kan aber nicht seÿn. –
Den in der cavatina der celidora ist der text sehr trost und hofnungs=los. – und in
der cavatina der Lavina ist er sehr trostreich und hofnungsvoll. – übrigens ist auch
das eine sehr ausgepeitschte und nimer gewöhnliche Mode daß ein anderer dem andern
sein liedchen nachlallt. – höchstens kan es so beÿ einer soubrette mit ihren aman=
ten
nemlich beÿ die ultime parti gelten. – meine meÿnung wäre, daß
die scene mit einen schönen Duett anfienge, welches mit dem nehmlichen text durch
eine kleine aggiunta für die Coda sehr gut angehen kan. – nach dem Duett
folgt die unteredung wie sonst. – e quando s'ode il campanello della
Custode
, so wird Mad:slle Lavina anstatt celidora die güte haben sich weg=zube=
geben, damit celidora als Prima Donna gelegenheit hat eine schöne Bra=
vour aria
zu singen. – auf diese art dächte ich wäre es für den Compositeur,
für die Sängerin, und für die zuschauer und zuhörer besser, und die ganze scene
würde ohnfehlbar dadurch interessanter werden. – ferners würde man schwerlich
die nemliche aria von der 2:t Sängerin ertragen könen, nachdem man
sie von der Ersten hat singen hören. – Nun weis ich nicht wie sie es beÿde
mit nachfolgender ordnung meÿnen. – Zu Ende der neu eingeschaltenen scene
der 2 frauenzimer im Ersten Ackt schreibt hς: Abate:siegue la scena VIII.
che prima era la VII. e così cangiansi di mano in mano i numeri. – nach
dieser beschreibung muß ich ganz wieder verhoffen vermuthen, daß die scene
nach dem quartett alwo beÿde Done eine nach der andern ihr liedchen am
fenster herabsingen, bleiben solle. – das kan ohnmöglich seÿn. – dadurch würde
der akt nicht allein umsonst und nichts verlängert, sondern sehr abgeschmackt –
es war mir imer sehr lächerlich zu lesen. – Celidora: tu quì m'attendi, amica. alla
Custode farmi veder vogl'io; ci andrai tu puoi. Lavina. si dolce amica, addio.
(Celidora parte)
 Lavina Singt ihre aria. | celidora komt wieder und sagt :| Eccomi,
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or vanne p: und nun geht Lavina, und celidora singt ihre aria. – sie lösen
einander ab, wie die Soldaten auf der wacht. – ferners ist es auch viel na=
türlicher daß, da sie im quartett alle einig sind, ihren abgeredeten an=
schlag auszuführen, die Mäner sich fort machen um die dazugehörigen leute
aufzusuchen, und die 2 frauenzimer ruhig sich in ihre clausur begeben. –
alles was man ihnen noch erlauben kan, sind ein paar zeilen Recitativ.
doch, ich glaube auch ganz sicher daß es niemalen darauf angesehen war, daß
die scene bleiben soll, sondern daß es nur vergessen worden anzuzeigen,
daß sie aus bleibt. – auf ihren guten Einfall dem Biondello in thurm
zu bringen, bin ich sehr begierig. – wen er nur komisch ist, wir wollen
ihm gerne ein bischen unartürlichkeit erlauben. – wegen einen kleinen
feuerwerk bin ich gar nicht im Sorgen. – es ist hier so eine gute
feuer ordnung daß man sich vor einen theater feuerwerk gar nicht
zu förchten hat. – dan wird Ja hier Medea so oft gegeben: worin zu=
lezt die hälfte des Palasts zusamen fällt, die übrige hälfte in
feuer aufgeht. – Morgen werde ich mich um die büchln des Rauch=
fangkehrers umsehen. – die Contessina | oder die gräfin | habe noch nicht erfragen könen. – 
sollte sie nicht zu haben seÿn, würde etwan das irrlicht von umlauff –
– die schöne schusterin vom umlauf – die Pilkrime von Mecka
anständig seÿn? – besonders sind die 2 leztern opern sehr leicht
aufzuführen. – kuhne wird sie halt vermuthlich schon haben. – bitte
von uns beÿden an ihm und sie unsere Empfehlung zu machen. –
Meinen lezten kurzen brief werden sie hofentlich erhalten haben. –
bitte nochmal mir die 2 Duetten, Bachs fugen, und besonders den
Idomeneo zu schicken. – sie wissen warum. – es liegt mir viel daran,
daß ich diese opera mit den graf Sikingen am clavier durchgehe. –
– wen sie mir nach gelegenheit die fugen | ich glaub, es sind 6. | von
Emanuel Bach abschreiben liessen, und schickten, würden sie mir auch
eine grosse gefälligkeit thun. – ich habe vergessen sie in Salzburg darum
zu ersuchen. – nun leben sie unterdessen wohl. – vorgestern als Montag
war wieder die grosse accademie der societet – ich spiellte ihnen ein
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Concert und Adamberger sang ein Rondeaux von mir. – gestern wurde sie
repetirt. – nur daß ein violinist anstatt meiner Concert spiellte. – vor=
gestern war das theater voll. – gestern aber leer. – NB. der Violinist
liess sich zum erstenmale hören. – Nun Adieu. ich küsse ihnen 1000ml
die hände, und wir sind beÿde dero

an meine schwester und allen
    1000 busseln. Adieu                              gehorsamste kinder
                                                                       W et C: Mozart mp

ÖST. NATIONALBIBLIOTHEK
WIEN
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À
Monsieur
Monsieur Leopold de Mozart
Maitre de la Chapelle de S: A: R:
L'archeveque de et à
Salzbourg.

24tς 10ber
1783