Linz. den 31:
tn oct:be
1783
Wir sind gestern frühe um 9 uhr glücklich hier angelangt. – den ersten
tag haben wir in vögelbruck übernachtet. – den folgenden sind wir
vormittag in
Lambach angeko
men. – und ich kam eben recht um beÿ
dem amt das
Agnus dei mit der orgel zu begleiten. – der Hr:
Prelat hatte die grösste freude mich wieder zu sehen. – erzählte mir
auch die
anectode zwischen ihm und ihnen in Salzburg. – wir
blieben den ganzen tag alda, alwo ich auf der orgel und auf
einen
clavicord spiellte. – ich hörte daß den andern tag zu
Ebersperg beÿ h
ς: Pfleger Steurer |: dessen gemahlin die schwester
der fr: von
Barisani ist :| eine
opera aufgeführt wird. – mithin fast
ganz Linz aldort versa
melt seÿn wird. – ich entschloß mich also auch
dabeÿ zu seÿn, und fuhren dahin. – da ka
m gleich der Junge
graf thun |: bruder zu dem thun in Wie
n :| zu mir, und sagte mir
daß sein h
ς: Vater schon 14 tage auf mich wartete, und ich
möchte nur gleich beÿ ihm anfahren, de
n ich müsste beÿ ihm
Logiren. –
Ich sagte ich würde schon in einem Wirthshause absteigen. –
als wir den andern tage zu
Linz beÿm thor waren, war schon ein
bedienter da, um uns zum alten grafen thun zu führen, alwo
wir nun auch
Logiren. – Ich ka
n ihn nicht genug sagen wie
sehr man uns in diesem Hause mit höflichkeit überschüttet. –
Dienstag als den 4:
tn Novembr werde ich hier im theater
academie
geben. – und weil ich keine einzige Simphonie beÿ mir habe, so
schreibe ich über hals und kopf an einer Neuen, welche bis dahin
fertig seÿn muß. – Nun muß ich schlüssen, weil ich nothwendiger=
weise arbeiten muß. – Meine frau und ich küssen ihnen die hände,
bitten um verzeihung daß wir ihnen so lange ungelegenheit gemacht
haben, und danken nochmal recht sehr für alle empfangene
[S. 2]


Nun leben sie wohl. – die Gretl, den Heinrich |: von welchem ich hier
schon viel gesprochen :| und die Ha
nj grüssen wir von herzen. –
bessonders der gretl lass ich sagen, sie solle im singen keinen
fuchsschwanz gleichen; de
n die leckereÿen und küssereÿen sind nicht
allzeit angenehm. – Nur du
me Eseln ka
n man mit so was
betrügen. – ich wenigstens will lieber einen bauernkerl gedulden,
der sich nicht scheuet vor meinen angesicht zu scheissen und
zu Prunzen, als daß ich mich durch so falsche kalfactereÿen
übertölpeln lassen kö
nte, die doch so übertrieben sind, daß man
sie mit Händen greifen ka
n. – Nun
Adieu. – unsere liebe
schwester küssen wir von ganzen herzen. – ich bin Ewig dero
danckbarster sohn
W. A: Mozart
mp
ÖST. NATIONALBIBLIOTHEK
WIEN