[S. 1]


Vienne ce 12
d'avril
Mon trés cher Pére! 1783
Ihr leztes vom 8:
ten dieses habe heute frühe erhalten, und daraus ersehen daß
sie alles richtig von h
ς: v: Daubrawaick erhalten haben. – mir ist leid daß der
Postwagen erst heute acht tage geht, und ich ihnen folglich die 2
Exempl:
von meinen Sonaten sa
mt dem übrigen nicht eher schicken ka
n. –
Ich werde auch mit dieser gelegenheit die
varierte Singsti
me der
Arie
non sò d'onde viene p: schicken. – we
n sie mir ohnehin wieder etwas schicken,
so bitte ich das
Rondeau für die
Alt Sti
me |: welches ich für den
Castraten der
mit der Welschen trup in Salzburg war, gemacht habe :| und das
Rondeau welches
ich dem
Ceccarelli in Wien gemacht habe, mit spatzieren zu lassen; – we
n es
wärmer wird, so bitte ich unter dem dache zu suchen, und uns etwas
von ihrer kirchen
Musik zu schicken; – sie haben gar nicht nöthig sich
zu schämen. –
Baron van suiten, und Starzer, wissen so gut als sie
und ich, daß sich der
gusto i
mer ändert – und
aber – daß sich die ver=
ränderung des
gusto leider so gar bis auf die kirchen
Music er=
streckt hat; welches aber nicht seÿn sollte – woher es da
n auch kö
mt,
daß man die wahre kirchen
Music – unter dem dache – und fast
von würmern gefressen – findet. – we
n ich, wie ich hoffe, im Monath
Julio mit meiner frau nach Salzburg ko
men werde, so wollen wir
mehr über diesen Punkt sprechen. – als h
ς: v: Daubrawaick von
hier abreiste, war meine frau fast nicht zu erhalten, sie wollte
absolument mit mir nachreisen. – sie glaubte wir kö
nten vieleicht
noch eher in Salzburg seÿn als
Daubrawaik; – und we
n es nicht
gewesen wäre wegen der kurzen zeit die wir uns hätten aufhalten
kö
nen – Ja was sag ich – sie hätte Ja gar in Salzburg niederko
men
müssen! – mithin – also der ohnmöglichkeit wegen, so wäre unser
heissester Wunsch Sie mein bester vater und meine liebe schwester
zu umarmen nun schon erfüllt; – de
n wegen meiner frau hätte
ich mir dieses Reisgen zu unternehmen getrauet. – sie befindet
sich so wohl auf – und hat so zugeno
men, daß alle Weiber gott
danken därfen we
n sie in der schwangerschaft so glücklich sind.
so bald also meine frau nach ihrer Niederkunft im Stande seÿn wird
zu reisen, so sind wir gewis gleich in Salzburg. –
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 2]


in meinem lezten schreiben werden sie gelesen haben daß ich noch in
einer
academie zu spiellen hatte, nemlich in der
Mad.elle Teÿber
ihrer. – der kaÿser war auch da. – Ich spiellte das Erste
Concert welches
ich in meiner
academie gespielt habe – ich sollte das
Rondeau repetirn
– ich sezte mich also wieder hin – anstatt daß ich aber das
Rondeau
wiederhollte; liess ich das Pult weg thun, um alleine zu spiellen.
– da hätten sie aber hören sollen was diese kleine
Surprise das
Publikum erfreute – es wurde nicht alleine geklatscht, sondern
bravo, und
Bravissimo geruffen. – der kaÿser hörte mich
auch ganz aus – und wie ich vom
Clavier weg gieng, gieng er von
der
loge weg. – also war es ihm nur mich noch zu hören. –
Ich bitte sie auch we
n es möglich ist mir die
Nachricht wegen meiner
academie zuko
men zu lassen. – Es freuet mich vom herzen
daß ihnen das wenige was ich ihnen schickn ko
nte, so gut zu
statten geko
men ist. – ich hätte noch vielles zu schreiben.
allein ich fürchte die Post reitet mir davon, es ist schon
3⁄4 auf acht uhr. – leben sie also unterdessen wohl. Mein
liebes Weiberl und ich küssen ihnen 1000mal die hände, und
unsere liebe schwester umarmen wir von herzen, und sind
Ewig dero
an ganz
Salzbourg unser gehorsamste kinder
Compliment. Adieu. W:
Et C:
Mozart mp
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881