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                                                                                          Vienne ce 4 de Janvier
Mon trés cher Pére!                                                                                     1783

Ich kan ohnmöglich viel schreiben, weil wir erst von der Baron Waldstädten
hereinkomen, ich mich Erst ganz vom fus auf ankleiden muß, weil ich zum
Hr: Hofrath spiellman in die accademie eingeladen bin. – für dem
Neue=Jahres Wunsch danken wir beÿde, und bekenen uns freÿwillig
als ochsen das wir ganz auf unsere schuldigkeit vergessen haben – wir
komen also hinten nach, und wünschen keinen NeuJahresWunsch, son=
dern wünschen unsern allgemeinen alletags=Wunsch – und damit
lassen wir es beruhen; – wegen der Moral hat es ganz seine richtig=
keit; – es ist mir nicht ohne vorsatz aus meiner feder geflossen – ich
habe es in meinem herzen wirklich versprochen, und hoffe es auch wirklich
zu halten. – meine frau war als ich es versprach, noch ledig – da ich
aber fest entschlossen war sie bald nach ihrer genesung zu heÿrathen,
so konte ich es leicht versprechen – zeit und umstände aber vereitelten
unsere Reise, wie sie selbst wissen; – zum beweis aber der wirklich=
keit meines versprechens kan die spart von der hälfte einer
Messe dienen, welche noch in der besten hoffnung da liegt. –
Heute habe ich die ältere Contesse Balfi zur schüllerin bekomen, das ist,
                           des Erzbischofs seiner Schwester
die tochter des lrzbfocusio olfnlr ocuwlotlr – aber ich bitte es noch beÿ
sich zu behalten, indem ich nicht gewiss wissen kan, ob man es gerne wissen
lässt. – die Sinfonie von der lezten hafner=Musique in Wien verfertiget,
ist mir gleichgültig ob in spart oder abgeschrieben, den ich muß sie ohnehin
zu meiner accademie öfters abschreiben lassen. – ich wünschte auch
folgende Sinfonien zu haben
Musikbeispiel
und das so bald möglich. – dan sind auch
auf klein Papier blau eingebundener
Contrapuncte von Eberlin, und etwelche

Ex
Bibl. Regia
Berolin.
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                                        Sau
                    Porco                              Cochon.
                                        Sus
sachen von Haÿdn dabeÿ, welche ich gerne wegen Baron van Suiten
beÿ welchen alle Sontage von 12 bis 2 uhr bin; – sagen sie mir,
sind in des haÿdn lezten Amts, oder vesper, oder in beÿdn,
fugen von wichtigkeit? – dan würden sie mich sehr verbinden, wen
sie mir beÿde sachen so nach und nach in die spart setzn liessen.
Nun muß ich schliessen; – sie werden mein leztes samt Einschluß
von der Baronin richtig erhalten haben; – sie hat mir nicht ge=
sagt was sie ihnen geschriebn, sondern nur daß sie sie um etwas
die Musique betrefend gebeten hat; – sie wird es mir aber gewis,
weil sie gesehen daß ich gar keinen vorwitz darauf habe, gewis sagen,
so bald ich wieder hinaus kome, den sie hat einen grossen schus; – ich habe
aber von einer dritten hand gehört daß sie einen Menschen für sich
haben möchte, indem sie abreisen wird – Nun will ich sie nur
avertiren, daß wen dieses wahr ist, sie sich ein wenig in acht nehmen
möchten, weil sie veränderlich wie der Wind ist – und glaublich, ohn=
geacht sie sich es einbildet, schwerlich von Wien wegkomen wird; – den
sie reist schon so lange die Ehre habe sie zu kenen. – Nun adieu,
wir küssen ihnen 1000mal die hände, und umarmen unsere
liebe schwester von herzen und sind Ewig dero

NB: es komen nur 3 Concerte heraus;
und der Preis ist 4 duccaten.
                                                                     gehor kinder
                                                                    W. et C: Mozart mp
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[vacat]
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Von Wien

À
Monsieur
Monsieur Leoold de Mozart
Maitre de la Chapelle de S: A. R:
l'archevecque de et à
Salzbourg

1783   4 Jener

Beschaut.

Autographe des unsterblichen W. A.
Mozart, aus dem Nachlasse seines im
Jahre 844 in Carlsbad gestorbenen Sohnes
                       Wien 26' Jänner
                          857
                               J Baroni Cavalcabo
                                 Castiglioni