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142
viene ce 5
d'october
Mon trés cher Pére! 1782
Ich ka
n auch nichts als die hauptsache beantworten, weil ich erst diesen augen=
blück ihren brief erhalten, woraus ich leider das gegentheil, von dem was
ich vermuthen ko
nte, ersehen musste; – ich war selbst beÿ h
ς: Baron v: Ried=
Esel, welcher ein
charmanter Ma
n ist, und versprach ihm |: voll vertrauen
daß die
opera schon beÿm abschreiben seÿn wird :| sie ihm zu ende dieses
Monaths oder längstens zu anfangs
novembers zu liefern. – Ich bitte
sie also zu sorgen daß ich sie bis dahin haben ka
n. – um ihnen aber
alle Sorge und bedenklichkeit zu nehmen, die ich mit dankbaresten
herzen als einen Beweis ihrer vätterlichen liebe verehre, so ka
n ich
ihnen nichts überzeigenders sagen, als daß ich dem h
ς: Baron recht
sehr verbunden bin, daß er die
opera von mir und nicht vom
Co=
pisten begehrt hat, von welchen er sie alle Stunde um baares Geld
hätte haben kö
nen; – und überdies wäre es mir sehr leid, we
n mein
talent mit
einmal bezahlt werden kö
nte – besonders mit hundert
duckaten! – Ich werde dermalen |: nur weil es nicht nöthig ist, :|
niemanden nichts sagen – wird sie, wie ganz zuverlässig |: und welches
mir auch das liebste dabeÿ ist :| aufgeführt, so wird man es ganz
sicher erfahren; mich aber deswegen meine feinde nicht auslachen, mich
nicht als einen schlechten kerl behandeln, und mir nur gar zu gern
eine
opera zu schreiben geben, we
n ich nur will! – welches leztere ich
aber schwerlich wollen werde; – de
n, – ich werde eine
opera schreiben,
aber nicht um mit hundert duckaten zuzusehen wie das theater in
14 tägen dadurch viermal so viel gewi
nt; – sondernd ich werde
meine
opera auf meine unkösten auführen – in dreÿ vorstellungen
wenigstens 1200
fl: machen – und da
n ka
n sie die
Direction um 50
duckaten haben; wo nicht; so bin ich bezahlt, und ka
n sie überall
anbringen. – übrigens hoffe ich werden sie noch niemalen einige
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spur von Neugung zu einer schlechten handlung beÿ mir bemerkt
haben; man muß keinen schlechten kerl machen! – aber auch keinen
du
men, der andern leuten von seiner arbeit, die ihm
studium
und Mühe genug gekost hat, den Nutzen ziehen lässt, und allen
fernern anspruch darauf aufgiebt. –
Gestern ist der Grosfürst angeko
men; – Nun ist schon der vor=
nehme
Clavier=meister für die Prinzessin bene
nt; –
Ich darf ihnen nur seine besoldung ne
nen, so werden sie auch
leicht daraus die Stärke des Meisters schliessen kö
nen; –
400 baare gulden. – er heist Su
merer. – we
n es mich ver=
drüssen kö
nte, so würde ich das möglichste thun um es mir nicht
merken zu lassen, so aber darf ich mich gott lob und dank nicht
verstellen, weil – mich nur das gegentheil verdrüssen kö
nte,
und ich – Natürlicher weise eine abschläglige antwort hätte
geben müssen, welches i
mer unangenehm ist, we
n man sich
in dem trauerigen falle befindet, sie einem grossen Herrn
thun zu müssen. – Ich bitte sie noch einmal um die
möglichste Eilfertigkeit wegen der
Copiatur meiner
opera; und ihnen 1000mal die hand küssend bin ich
Ewig dero
gehorsamster Sohn
W: A: Mozart
mp
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143.
ein liebes Weib küsst ihnen die hände, und wir beÿde
umarmen unsere liebe schwester vom ganzen herzen.
das kreuz welches meine schwester von der
Bar:ne Waldstätten
beko
men, haben wir den tag vorher, ehe sie es ihr schickte,
gesehen. – ich habe heute mit dem Postwagen 5 bücher
12 linirtes Papier abgeschickt. – ob und wa
n die
Baronin
auf das Land geht, wissen wir und vieleicht auch sie selbst noch
nicht; so bald ich es aber wissen werde, so werde ich es ihnen sogleich
schreiben. –
Adieu.
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À
Monsieur
Monsieur Leopold de Mozart
maitre de la Chapelle de S: A: R:
l'archeveque de et à
Salzbourg.
5tς 8ber
1782.
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