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                         Allerliebste, Allerbeste, Allerschönste,
                           Vergoldete, Versilberte und Verzuckerte,
                                 Wertheste und schätzbareste
                                         Gnädige frau
                                              Baronin!

Hier habe ich die Ehre Euer Gnaden das bewuste Rondeau, samt den 2 theilen
von den Comedien, und dem Bändchen Erzehlungen zu schicken. – Ich habe gestern
einen großen Bock geschossen! – es war mir imer als hätte ich noch etwas
zu sagen – allein meinem dumen schädel wollte es nicht einfallen! und
das war, mich zu bedanken daß sich Euer gnaden gleich so viel Mühe wegen
dem schönen frok gegeben – und für die gnade mir solch einen zu ver=
sprechen! – allein, mir fiel es nicht ein; wie dies dan mein gewöhnlicher
fall ist; – mich reuet es auch oft daß ich nicht anstatt der Musik die
Baukunst erlernt habe, den ich habe öfters gehört daß derjenige der
beste Baumeister seÿ, dem nichts einfällt. – Ich kan wohl sagen, daß
ich ein recht glücklicher und unglücklicher Mensch bin! – unglücklich seit
der zeit da ich Euer gnaden so schön frisirt auf dem Ball sah! – den
– meine ganze Ruhe ist nun verloren! – nichts als seufzen und ächzen!
– die übrige zeit die ich noch auf dem Ball zubrachte konte ich nichts
mehr tanzen – sondern sprang – das soupee war schon bestellt – ich ass
nicht – sondern ich frass – die Nacht durch anstatt ruhig und sanft zu
schlumern – schlief ich wie ein ratz, und schnarchte wie ein Ber! – und
|: ohne mir zu viel darauf einzubilden :| wollte ich fast darauf wetten daß es
Euer gnaden à proportion eben auch so gieng! – sie lächeln? – werden
roth? – o Ja – ich bin glücklich! – mein glück ist gemacht! – doch ach!
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wer schlägt mich auf die Achseln? – wer guckt mir in mein schreiben? –
auweh, auweh, auweh! – mein Weib! – Nun im Gottes Namen; ich
hab sie einmal, und muß sie behalten! was ist zu thun? –
ich muß sie loben – und mir einbilden, es seÿ wahr! –
glücklich bin ich, weil ich keine Auerhamer brauche um Euer gnaden
zu schreiben wie hς: v. Taisen, oder wie er heist! – |: ich wollte er
hätte gar keinen Namen! – :|, den ich hatte an Euer gnaden selbst
etwas zu schicken. – und auch ausser diesem hätte ich ursache gehabt
Euer gnaden zu schreiben; doch das traue ich mir in der that nicht
zu sagen; – doch warum nicht? – also courage! – ich möchte Euer
Gnaden bitten, daß – pfui teufel, das wäre grob! – à propòs;
kenen Euer gnaden das liedchen nicht? –

                         Ein frauenzimer und ein Bier
                           wie reimt sich das zu sam? – 
                      das frauenzimer besizt ein bier,
                   davon schickt sie ein' bluzer mir,
                         so reimt es sich zusam.

nicht wahr das hätte ich recht fein angebracht? – Nun aber senza
burle; wen mir Euer gnaden auf heute abends einen bluzer
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zukomen lassen könten, so würden sie mir wohl eine grosse gnade
erweisen. – den, meine frau ist – ist – ist – und hat gelüste –
– und aber nur zu einem Bier welches auf Englische art zugerichtet
ist! – nun brav, weiberl! – ich sehe endlich daß du doch zu etwas
Nütze bist! – Meine frau die ein Engel von einem Weibe ist,
und ich der ein Muster von einem Ehemann bin, küssen beÿde
Euer gnaden 1000mal die hände und sind ewig dero

Wien den 2:tn october
                1782
                                                                      getreue vassallen
an die Auerhamer bitte kein                 Mozart magnus corpore parvus.
       kompliment.                                                    et
                                                         Constantia omnium uxorum pulcher=
                                                              rima et prudentissima.

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À
Madame
Madame La Baronne de Waldstaetten
nèe de Scheffer
à
Leopoldstadt.