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Mon Trés cher Pére!                                         Wiene den 11 September 1782

Ich danke ihnen verbindlichst für die mir geschickten Zungen – Ich habe 2
der fr: Baronin gegeben, und die andern 2 für mich behalten, und morgen
wollen wir sie verkosten; – haben sie die güte mir zu schreiben wie
sie es mit der bezahlung dafür gehalten haben wollen. – wen sie
mir auch schwarzreuter zuwege bringen könen, so machen sie mir
in der that sehr viel vergnügen. – die Jüdin Escules wird freÿlich
ein sehr gutes und nützliches instrument zur freundschafts=trennung
zwischen dem kaÿser und Russischem hofe gewesen seÿn – den sie ist
wirklich vorgestern nach berlin geführt worden, um dem könig
das vergnügen ihrer gegenwart zu schenken; – die ist also
eine haupt=Sau – den sie war auch die einzige ursache an dem
unglück des günthers – wen das ein unglück ist, 2 Monath in
einem schönen zimer |: nebst beÿbehaltung aller seiner bücher,
seinen forte piano p: :| arrest zu haben, seinen vorigem
Posto zu verlieren, dan aber in einem andern mit 1200 fl:
gehalt angestellt zu werden; den er ist gestern
nach hermanstadt abgereiset. – doch – solch eine sache thut
einem Ehrlichen Mane imer wehe, und nichts in der Welt kan
so was ersetzen. – Nur sollen sie daraus ersehen, daß er nicht so
ein sehr grosses verbrechen gethan hat. – sein ganzes verbrechen ist –
Etourderie – leichtsinigkeit – folglich – zu wenig scharfe verschwiegenheit
– welches freÿlich ein grosser fehler beÿ einer Cabinets=Person ist. –
obwohlen er nichts vom Wichtigkeit Jemand anvertrauet, so haben doch
seine feinde, wovon der Erste |: der gewesene Stadthalter gr: v: herber=
Stain :| ist, es so gut und fein anzustellen gewust, daß der kaÿser

DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM

INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
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welcher so ein starkes vertrauen zu ihm gehabt hat, daß er Stunden=
weise mit ihm arm in arm im zimer auf und ab gegangen, ein desto
stärkeres mistrauen in ihn bekam. – zu diesem allen kam die Sau
Escules |: eine gewesene amantin vom günther :| und beschuldigte
ihn auf das Stärkste – beÿ der untersuchung der sache kame es aber
sehr einfältig für die herrn heraus – der grosse lärm von der
Sache war schon gemacht – die grossen hς: wollen niemals
unrecht haben – und mithin war also das schicksaal des armen
günthers, den ich vom herzen bedauere, weil er ein sehr guter
freund von mir war, und |: wen es beÿm alten geblieben
wäre :| mir gute dienste beÿm käÿser hätte thun könen. –
stellen sie sich vor wie fremd und unerwartet es mir war, und
wie nahe es mir gieng. Stephani – Adamberger – und ich waren
abends beÿ ihm beÿm Soupè und den andern Tag wurde er
in arest genomen. – Nun muß ich schliessen den die
Post möchte mir davon lauffen. Mein liebes Weib und
ich küssen ihnen 1000mal die hände und umarmen unsere
liebe schwester von herzen und sind Ewig dero

Meine frau geht in das 91:te Jahr:
                                                           gehorsamste kinder
                                                           konstanze und Mozart mp

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