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                                                                                 Vienne ce 20 de Jullet
Mon trés cher Pére!                                                                             1782

Ich hoffe Sie werden meinen lezten brief worin ich ihnen die gute auf=
nahme meiner oper Berichtet habe, richtig erhalten haben. – gestern
ist Sie zum 2:tn Male gegeben worden; – könten sie wohl ver=
muthen daß gestern noch eine Stärkere Cabale war als am ersten
abend? – der ganze Erste ackt ist ver=zischet worden. – aber
das laute Bravo rufen unter den arien konten sie doch nicht verhindern.
– meine hofnung war also das schluß=terzet – da machte aber
das unglück den fischer fehlen – durch das fehlte auch der Dauer
|: Pedrillo :| – und Adamberger allein konte auch nicht alles ersetzen.
– mithin gieng der ganze Effect davon verloren, und wurde für
diesmal – nicht repetirt. – ich war so in Wuth daß ich mich nicht
kante, wie auch Adamberger – und sagte gleich – daß ich die
opera nicht geben lasse ohne vorher eine kleine Probe |: für
die Sänger :| zu machen. – im 2:tn ackt wurden die beÿde Duetts
wie das Erstemal, und dazu das Rondeau vom Belmont
wen der freude thränen fliessen wiederhollet. – das theater
war noch fast voller als das erste mal. – den tag vorher
konte man keine gesperte Sitze mehr haben weder auf dem
Noble parterre noch im 3:tn Stock; und auch keine loge mehr.
die opera hat in den 2 tägen 1200 fl: getragen. –
hier überschicke ich ihnen das original davon, und 2 Bücheln. –
Sie werden viel ausgestrichenes darin finden; das ist, weil ich gewust habe
daß hier gleich die Partitur Copirt wird – mithin liess ich meinen gedanken
freÿen lauf – und bevor ich es zum schreiben gab, machte ich Erst

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hie und da meine veränderungen und abkürzungen. – und so wie sie
Sie bekomen, so ist sie gegeben worden. – es fehlen hie und da die trom=
petten und Paucken, flauten, Clarinett, türkische Musick – weil
ich kein Papier von so viel linien bekomen konte. – die sind
auf ein Extra papier geschrieben – der Copist wird sie ver=
muthlich verloren haben, dan er konte sie nicht finden. –
der Erste Ackt ist |: als ich ihn, ich weis nicht mehr wohin tragen lassen
wollte :| unglücklicher weise im dreck gefallen; drum ist er so
verschmutzt. –
Nun habe ich keine geringe Arbeit. – bis Sontag acht tag muß
meine opera auf die harmonie gesezt seÿn – sonst komt
mir einer bevor – und hat anstatt meiner den Profit davon;
und soll nun eine Neue Sinphonie auch machen! – wie wird
das möglich seÿn! – sie glauben nicht wie schwer es ist so was
auf die harmonie zu setzen – daß es den blaßinstrumenten
eigen ist, und doch dabeÿ nichts von der Wirkung verloren
geht. – Je nu, ich muß die Nacht dazu nehmen, anderst kan
es nicht gehen – und ihnen, mein liebster vatter, seÿ es aufgeopfert.
– sie sollen alle Postage sicher etwas bekomen – und ich werde
so viel möglich geschwind arbeiten – und so viel es die Eile zulässt
– gut schreiben. –
den augenblick schickt der graf Zitchi zu mir, und lässt mir
sagen ich möchte mit ihm nach laxenburg fahren, damit er mich
beÿm fürst kaunitz auf=führen kan. – Ich muß also
schlüssen, um mich anzukleiden – den wen ich nicht im Sin habe

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auszugehen, so bleibe ich allzeit in meiner Negligèe.
den augenblick schickt mir der Copist die übrigen Stimen.
adieu. ich küsse ihnen die hände 1000mal, und meine liebe
schwester umarme ich vom herzen und bin Ewig dero

P: S: Meine liebe konstanze empfhelt
     sich beÿderseits.

                                                         gehorsamster Sohn
                                                           W: A: Mozart mp

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À
Monsieur
Monsieur Leopold Mozart
maitre de la Chapelle de S: A: R:
l'archeveque de et à
Salzbourg.

20tς July 1782.

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