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Vienne ce 8
de maj 1782
Mon trés cher Pére!
Ich habe ihr leztes vom 30:
ten arprill richtig erhalten; wie auch gestern den
Brief meiner schwester sa
mt den Einschluß an meine liebe konstanze,
der ich ihn alsogleich eingehändiget. – Sie hat wahres vergnügen darüber
empfunden; und wird sich mit nächstem die freÿheit nehmen ihr wieder
zu schreiben. unterdessen |: da ich heute ohnmöglich zeit habe selbst an
meine schwester zu schreiben :| muß ich in ihren Na
men eine frage an
sie thun, welche ist; ob man in Salzburg die
franzen trägt? –
– ob meine schwester sie schon trägt? – ob sie selbe selbst machen
ka
n oder nicht? – die konstanze hat sich erst 2
Picquèene kleider
also garniret. – es ist hier die gröste Mode; – weil sie selbe
nun machen ka
n, so wollte sie meiner schwester damit aufwarten,
sie möchte ihr nur die farbe sagen; de
n man trägt sie von allen
farben. – weis, schwarz, grün, blau,
Pûce p: Ein atlassenes
oder krotidornes kleid muß freÿlich mit seidenen franzen garnirt
seÿn, wie sie auch eines so hat; – aber ein ordinaire kleid von
schö
nen sächsischen
Piquèe – mit zwirnen franzen |: welche man, we
n
man sie nicht anrührt, fast von den Seidenen nicht unterscheidet :| steht
recht schön; und ist noch die komoditet dabeÿ, daß man sie mit sa
mt
dem kleide ka
n Wäschen lassen. – –
Ich bitte sie schreiben sie mir doch wie die
opera vom
Salieri in München
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
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ausgefallen ist? – ich glaube Sie müssen sie noch gehört haben; wo nicht,
so müssen sie doch wissen, wie sie aufgeno
men worden ist. –
Ich bin 2 mal beÿm graf
Daun gewesen, habe ihn aber niemalen an=
getroffen; die
Musique habe aber abhollen lassen. – er ist halt nur
Vormittags anzutreffen, und da gehe ich nicht nur nicht aus, sondern
ich ziehe mich gar nicht an, weil ich zu nothwendig zu schreiben habe.
– ich werde aber es doch künftigen So
ntage versuchen. – vielleicht ka
n
er nebst den
Variationen auch die Münchner
Opera mitnehmen. –
gestern war ich beÿ der gräfin Thun und habe ihr meinen 2:
t Ackt
vorgeritten, mit welchem sie nicht weniger zufrieden ist, als mit
dem Ersten. – dem
Raaff seine
aria habe längst abschreiben lassen,
und sie dem
fischer, welcher die
Comission von ihm hatte, übergeben. –
sie haben einmal geschrieben, daß sie die
Musique vom
Robinig gern
hätten; wer hat sie de
n? – ich habe sie nicht. – der
Eck glaube ich
hat sie ihnen Ja zurück gegeben? – ich habe sie Ja auch von
ihnen nebst der
ex F und
B in meinen briefen begehrt. –
Ich bitte sie schicken sie mir doch bald die
scene von der Baum=
garten. – Nun wird diesen So
mer durch im augarten alle So
n=
tage
Musique seÿn. – ein gewisser
Martin hat diesen Winter
ein
Dilettanten Concert errichtet, welches alle freÿtäge in der Mehl=
grube ist aufgeführt worden. – sie wissen wohl daß es hier
eine menge
Dilettanten giebt, und zwar sehr gute, so wohl frauen=
zi
mer als Mansperso
nen. – Nur ist es mir noch nicht recht in
ordnung gegangen. – dieser
Martin hat nun durch ein
Decret
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von kaÿser die erlaubnüss erhalten, und zwar mit versicherung
seines höchsten Wohlgefallens, 12
Concerte im augarten zu geben.
und 4 grosse Nacht
Musique auf den schönsten Plätzen in
der Stadt. – das
abbonement für den ganzen So
mer ist 2
Duccaten.
Nun kö
nen sie sich leicht denken, daß wir genug
Suscribenten be=
ko
men werden. – um so mehr, da ich mich darum a
n=nehme, und
damit
asocirt bin. – ich setze den fall daß wir nur 100
abbonenten
haben, so hat doch – |: we
n auch die unkösten 200 fl: wären, welches
aber ohnmöglich seÿn ka
n :| doch Jeder 300 fl:
Profit. –
Baron van
Suiten und die gräfin Thun nehmen sich sehr darum an. – das
Orchester ist von lauter
Dilettanten – die
fagottisten und die trompetten
und Paucken ausgeno
men. –
Clementi wird morgen wie ich höre von hier wieder abreisen; –
haben sie seine
Sonaten also gesehen? –
wegen dem armen leitgeb haben sie noch ein wenig gedult, ich bitte
sie; we
n sie seine umstände wüssten, und sähen wie er sich be=
helfen muß, würden sie ganz gewis mitleiden mit ihm haben.
ich werde mit ihm reden, und ich weis gewis, daß er ihnen,
wenigstens nach und nach zahlen wird; – Nun leben sie wohl, ich küsse
ihnen 1000mal die hände und bin Ewig dero
P. S: Meine liebe schwester küsse ich 1000
mal. mein kompliment an die katherl.
und an die thresel einen gruß, und sie
soll beÿ mir kindsmensch werden; nur soll gehorsa
mster Sohn
sie sich fleissig im singen
exerciren.
Adieu. W: A: Mzt
mp
dem Pimperl eine Prise spanischen toback
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À
Monsieur
Monsieur Leopold Mozart
maitre de la Chapelle de S: A: R:
l'archeveque de et à
Salzbourg
8tς may 1782.
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