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Viene ce 10
d'avril
Mon trés cher Pére! 1782
Aus ihrem brief vom 2:
tn dieses habe ersehen, daß sie alles richtig er=
halten haben; mich freuet es daß sie mit den uhrbändln und der
dose, und meine schwester mit den 2 Hauben, so zufrieden sind. –
Ich habe weder die dose noch die uhrbändl gekauft, sondern beÿdes
vom graf
Zapara zum geschenk erhalten. – Meiner lieben kon=
stanze habe ihr beÿderseitiges kompliment entrichtet. – sie küsst
ihnen die hände davor mein vatter, und meine schwester um=
armt sie von herzen, mit dem Wunsche daß sie ihre freun=
din seÿn möchte. – sie war ganz in ihrem vergnügen als ich
ihr sagte daß sie mit den 2 Hauben so zufrieden seÿe, de
n das
war ihr Wunsch. – der
apendix ihre Mutter betreffend ist nur
in so weit gegründet, daß sie gerne trinkt, und zwar mehr –
– als eine frau trinken sollte. doch – besoffen habe ich sie noch
nicht gesehen, das müsste ich lügen. – die kinder trinken nichts
als wasser – und obschon die Mutter sie fast zum Wein
zwingen will, so ka
n sie es doch nicht dazu bringen. da giebt
es öfters den grösten Streitt deswegen – kö
nte man sich wohl
so einen Streitt von einer Muter vorstellen? –
was sie schreiben wegen dem gerede daß ich ganz sicher zum kaÿser
in dienste ko
men würde, ist die ursache daß ich ihnen nichts
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[S. 2]


davon geschrieben, weil – ich selbst kein Wort davon weis. –
daß auch hier die ganze Stadt davon voll ist, und mir schon
eine menge leute dazu gratulirt haben, ist sicher. – und
daß beÿm kaÿser auch davon ist gesprochen worden, und er es
vieleicht im si
n hat, will ich ganz gerne glauben; – aber bis
dato weis ich kein Wort. – so weit ist es geko
men, daß es
der kaÿser im si
n hat, und daß – ohne daß ich deswegen einen
schritt gethan habe. – ich bin etwelchemal zum h
ς: v: Strack
|: welcher gewis mein recht guter freünd ist :| gegangen, um
mich sehen zu lassen, und weil ich gerne mit ihm umgehe,
aber nicht oft, um ihm nicht beschwerlich zu fallen, und keine
gelegenheit zu geben, als hätte ich absichten dabeÿ. – und
we
n er als ein Ehrlicher Ma
n reden will – so muß er
sagen daß er nicht ein Wort von mir gehört habe, welches
ihm hätte anlaß geben kö
nen nur zu denken, daß ich
hier bleibn möchte, geschweige erst zum kaÿser zu ko
men.
wir sprachen nichts als von
Musique. – aus eigenem triebe also,
und ganz ohn' all'
interesse redet er so vortheilhaft von mir
beÿm kaÿser. – ist es so weit ohne mein zuthun geko
men
so ka
n es auch so zum schluß ko
men. – de
n rührt man
sich, so bekö
mt man gleich weniger besoldung, der kaÿser
ist ohnehin ein knicker. – we
n mich der kayser haben will, so
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[S. 3]


soll er mich bezahlen – de
n die Ehre allein, beÿm kaÿser zu seÿn,
ist mir nicht hinlänglich. – we
n mir der kaÿser 1000 fl giebt, und
ein graf aber 2000. – so mache ich dem kaÿser mein kom=
pliment und gehe zum grafen. – versteht sich auf sicher. –
apropòs; ich wollte sie gebeten haben, daß we
n sie mir das
Ron=
deau zurück schicken, sie mir auch möchten die 6
fugen vom
händel, und die
toccaten und
fugen vom Eberlin schicken.
– ich gehe alle So
ntage um 12 uhr zum Baron
van Suiten –
und da wird nichts gespiellt als Händl und Bach. –
ich mach mir eben eine
Collection von den Bachischen
fugen. – so wohl
sebastian als
Emanuel und
friedeman
Bach. – Dann auch von den händlischen. und da gehen mir nur
diese [... (Textverlust)] ab. – und da möchte ich dem Baron die Eber=
linisch[en au]ch hören lassen. – sie werden wohl schon wissen
daß der Engländer Bach gestorben ist? – schade für die
Musikalische Welt! – Nun leben sie wohl; ich küsse 1000mal
ihre hände, und meine liebe schwester umarme ich von ganzen
herzen und bin Ewig dero
P. S:
ich wollte auch bitten mir nach gelegenheit
|: doch wie eher wie besser :| mein
Concert für
die gräfin
litsow zu schicken.
ex C. gehorsamster Sohn
W: A: Mozart
mp
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[S. 4]


À
Monsieur
Monsieur Leopold Mozart
maitre de la Chapelle de S: A: R:
l'archeveque de et à
Salzbourg.
4
10tς April
1782.
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