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                                                                                      Vienne ce 3 de 9:bre
Mon trés cher Pére!                                                                          1781

Ich bitte um verzeihung daß ich vergangenen Postag nicht den Empfang der
cadenzen, wofür ich ihnen gehorsamst danke, berichtet habe. – es war aber
eben mein Namens=tag – in der frühe verichtete ich also meine Andacht,
und – da ich eben schreiben wollte, so kamen mir eine menge Gratu=
lanten auf dem halse – um 12 uhr fuhr ich in die leopold=stadt
zur Barone Waldstädten – alwo ich meinen Namenstag zugebracht habe.
auf die Nacht um 11 uhr bekam ich eine NachtMusick von 2 clarinetten,
2 Horn, und 2 Fagott – und zwar von meiner eigenen kompo=
sition. – diese Musick hatte ich auf den theresia tag – für
die schwester der fr: v: Hickl, oder schwägerin des hς: v: Hickel
|: Hofmaler :| gemacht; alwo sie auch wirklich das erstemal ist
producirt worden. – die 6 Herrn die solche exequiren sind arme
schlucker, die aber ganz Hüpsch zusamen blasen; besonders der
erste clarinettist und die 2 Waldhornisten. – die haubtursache
aber warum ich sie gemacht, war, um dem hς: v: strack
|: welcher täglich dahin kömt :| etwas von mir hören zu lassen.
und deswegen habe ich sie auch ein wenig vernünftig geschrieben.
– sie hat auch allen beÿfall erhalten. – Man hat sie in der
theresia nacht an dreÿerleÿ örter gemacht. – den wie sie wo
damit fertig waren, so hat man sie wieder wo anders hinge=
führt und bezahlt. – die Herrn also haben sich die haus=
thüre öfnen lassen, und nachdem sie sich mitten im Hof

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U.
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rangirt, mich, da ich mich eben entkleiden wollte, mit dem Ersten E B
accord
auf die angenehmste art von der Welt überrascht.
die 2:te clavier parthie werde ich in die cadenzen hineinschreiben, und
sie also wieder zurückschicken. –
es wäre wohl gut wen izt meine opera fertig wäre; den umlauf
kan seine izt nicht geben, weil die Mad:me Weiss und die Mad:selle schindler
krank sind. – izt muß ich gleich zum Stephani gehen, weil
er endlich gesagt hat, daß etwas fertig seÿe. –
Neues weis ich ihnen gar nichts zu schreiben – den, kleinigkeiten
nen sie nicht interessiren, und sachen von belang – werden
sie schon so gut wissen als wir Wiener. – das Nun
ein Dauphin existirt – ist zwar auch – wenigstens der=
malen eine kleinigkeit – bis eine grosheit daraus wird.
– Nur um dem Duc d'artois nicht allein die Ehre eines Bon
Mot
zu lassen, habe ich dieses hergeschrieben, den er sagte ein=
mal zur königin als sie sich in ihrer schwangerschaft beklagte,
daß ihr der Dauphin sehr vielle ungelegenheit mache; il
me done des grands Coups de pied au ventre
– auf welches
er dan sagte. – o Madame, laisséz le venir dehors, qu'il
me donera des grands coups de pied au cul.

Nun waren den tag als die Nachricht kam, alle theater,
und schauplätze freÿ. – und izt – schlägt es dreÿ – mithin
muß ich zum Stephani eilen, sonst treff ich ihn nicht mehr

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an – dan kann ich wieder warten. – ich hoffe sie werden sich
alle tage besser befinden, wie auch meine liebe schwester, die
ich vom ganzen herzen umarme. – leben sie wohl; ich küsse
ihnen 1000mal die hände und bin Ewig dero

                                                              gehorsamster Sohn
                                                              W: A: Mozart mp

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N. 37

À
Monsieur
Monsieur Leopold Mozart
maitre de la Chapelle de S: A: R:
l'archeveque de et à
Salzbourg

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