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                                                                                     Vienne ce 6 d'octobre
     Mon trés cher Pére!                                                                         1781:

Ich bekam ihre briefe sonst allzeit Montags, und pflegte Mittwochs darauf zu
antworten; aber damals erhielt ich ihr schreiben erst am Mittwoch, und
zwar so spätt nachmittags, daß ich ohnmöglich mehr zu schreiben zeit hatte.
– sie werden unterdessen die beschreibung von meiner opera Musick
erhalten haben. – ich bin gleich den andern tag Nach empfang ihres briefes
zu hς: v: scharf selbst auf das Postamt gegangen, und mit ihm ge=
sprochen und ihm meine adresse gegeben, damit er mir die Musikalien
gleich schicken kan; – den ich kan mich ohnmöglich entschliessen dem Jungen
hς: v: Maÿer zu gefallen in die Leopoldstadt hinaus spatzieren
zu gehen, oder einen zwanziger auszugeben, um zu fahren. –
er ist aber noch nicht hier. – und hς: v: scharf weis auch gar nichts
von der – dermaligen so nahen ankunft seines schwiegervatters.
es hat geheissen der Erzbischof soll dieses Monat |: und zwar mit einer
grossen suite :| hier eintreffen. Nun will man es aber wieder beneinen.
– wegen dem Ceccarelli glaube ich wohl daß er wird Decrettirt werden,
den, um das geld wüsste ich ihm wirklich keinen bessern Castraten.
sie werden vieleicht schon wissen was den Nach Strasburg Reisenden
Alumnis beÿ ihrer dortigen Ankunft begegnet ist. – Man hat sie
halt beÿ den Thor nicht hinein lassen wollen, weil sie wie bettel=
buben und zwar wie spitzbuben ausgesehen haben. – hς: v: Auer=
hamer hat mir gesagt, daß es ihm der vetter von demjenigen
an dem sie addressirt waren, erzählt habe, und zwar mit dem zusatz; –
– daß er ihnen gesagt habe. – Ja, meine liebn Herrn, sie müssen izt
schon 4 oder 5 täge beÿ mir zu hause bleiben, daß ich sie vorher klei=
den kan; – den so könen sie nicht ausgehen, ohne daß sie sich in
gefahr setzen, daß ihnen die buben auf der Strasse nachlaufen

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und sie mit koth werfen. – schöne Ehre für seine Hochfürstlich Gnaden!
– Nun muß ich ihnen ex Comissione eine frage thun, nemlich wie sie
mir angegeben worden. – wer eigentlich die Grafen v: klessheim
waren? – und wo sie hingekomen? – der schmidt |: der arme
verunglückte adorateur von der Baase :| der nun in der Trattnerischς
Buchhandlung ist – hat mich sehr dringend gebeten ihm darüber
auskunft zu verschaffen.
Nun verliere ich aber bald die gedult, daß ich nichts weiter ander opera
schreiben kan. – ich schreibe freÿlich unterdessen andere sachen – Je=
doch – die Passion ist einmal da – und zu was ich sonsten
14 täge braüchte würde nun 4 täge brauchen. – ich habe die aria
ex A
vom adamberger, die von der Cavallieri ex B, und das Terzett
in einem tage Componirt – und in anderthalb tägen ge=
schrieben. – es würde aber auch freÿlich nichts nützen wen auch
die ganze opera schon fertig wäre – den sie müsste doch liegen
bleiben bis dem Gluck seine 2 opern zu stande gekomen sind –
und da haben sie noch ehrlich daran zu studiren. – der
umlauf muß auch mit seiner fertigen opera warten – die
er in einem Jahre geschrieben hat; – sie därfen aber nicht glauben,
daß sie deswegen gut ist |: unter uns gesagt :| weil er ein ganzes
Jahr dazu gebraucht hat – diese opera |: aber unter uns :| hätte
ich imer für eine Arbeit von 14 bis 15 täge gehalten. – besonders
da der Man so vielle opern muß auswendig gelernt haben! –
und da hat er sich Ja nichts als niedersetzen därfen – und – er
hat es gewis so gemacht – man hört es Ja! – sie müssen wissen

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                                                 Nach 26 Sept 1781
                                                 Zum 6 okt:
daß er mich auf – |: c'est à dire auf seine art :| auf die höflichste
art zu sich invitirt hat, damit er mir seine opera darf hören
lassen – mit dem zusatz; – sie därfen nicht glauben daß es der
Mühe werth seÿe daß sie es hören – ich bin nicht so weit – ich mache
es halt so gut ich kan – – ich habe nach der hand gehört,
daß er gesagt habe. – das ist gewis, der Mozart hat den Teufel
im kopf, im leib und in fingern – er hat mir meine opera
gespielt, |: die so miserable geschrieben ist, daß ich sie selbst fast
nicht lesen kan :| als wen er sie selbst Componirt hätte.
Nun adieu – ich hoffe meine liebe schwester,
welche ich vom herzen umarme, wird sich nach
und nach erhollen. – und sie mein lieber vatter
– nehmen sie wagenschmier in ein Papierle eingewicklt, und
tragen sie es auf der Brust – und nehmen sie auch das
kaÿserbeinl von einem kalbschlegel, und für einen kreutzer schwindl=
wurzel in einen Papier und tragen sie es beÿ sich im sack. –
Ich hoffe daß es ihnen gewis helfen wird. – leben sie wohl, ich
küsse ihnen 1000mal die hände, und bin Ewig dero

                                                                    gehorsamster Sohn
                                                                   W: A: Mozart mp

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No. 33.

À
Monsieur
Monsieur Leopold Mozart
maitre de la Chapelle de S: A:
R: l'archeveque de et
à
Salzbourg

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