[S. 1]


Vienne ce 19
de 7:
bre
Ma trés chere soeur! 1781.
Durch den lezten brief unsers lieben vatters habe verno
men daß du krank seÿest,
welches mir keine geringe Sorge und ku
mer macht – und zwar 14 täge hast du
schon die Bad=kur gebraucht; du warst also schon lange krank – und ich wuste
kein wort davon; – Nun will ich dir aufrichtig schreiben, und eben auch wegen
deiner i
merzu zustossenden unpässlichkeiten – glaube mir, liebste schwester,
im allem Ernste, daß die beste kur für dich ein Ma
n wäre – und
eben deswegen weil es so sehr einfluß auf deine gesundheit hat, wünschte
ich von herzen daß du bald heÿrathen kö
ntest; – du hast mich in deinen
lezten schreiben noch als zu wenig ausgescholten. – ich schä
me mich we
n
ich daran denke; – und ich ka
n keine einzige entschuldigung hervor=
bringen, als – daß ich gleich als ich deinen vorlezten brief erhielt,
angefangen habe dir zu schreiben. – und – daß es so liegen geblieben –
– ich es endlich zerissen – weil die zeit noch nicht da ist, wo ich dich mit
mehrerer gewisheit trösten kö
nte – doch – ich hoffe sie wird gewis ko
men
– nun höre meine gedanken.
du weist daß ich nun eine oper schreibe – was davon gemacht ist hat
überall ausserordentlichen beÿfall gehabt – de
n ich ke
ne die
Nation – und
ich hoffe sie wird gut ausfallen – we
n das gelingt, da
n bin ich auch
in der komposizion wie im
clavier hier beliebt. – Nun we
n ich diesen
Winter überstanden, so ke
ne ich meine umstände besser, – und ich
zweifle nicht daß sie gut seÿn werden. – für dich und
d'yppold wird
schwerrlich – Ja ich glaube gewis – in Salzburg
nichts daraus werden. –
kö
nte de
n d'yppold hier nichts für sich zuwege bringen? – er für sich selbst
wird auch wenigstens nicht
ganz leer seÿn. – frage ihn darum – und
glaubt er daß die sache gehen kö
nte, so solle er mir nichts als den
Weeg zeugen – ich werde gewis das ohnmögliche thun – weil ich den
stärcksten antheil an der sache nehme. – wäre das ausgemacht –
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 2]


so kö
nt ihr euch sicher heÿrathen – de
n glaube mir – du würdest dir
hier geld genug verdienen – zum beÿspiell – in
privat accademien
zu spiellen – und mit de
n lectionen – man würde dich recht darum
bitten – und gut bezahlen. – da müsste aber mein vatter
quittiren
und auch mit – da
n kö
nten wir wieder recht vergnügt zusa
men leben. –
– ich sehe kein ander Mittel – und ehe ich gewust habe daß es dir
mit dem
d'yppold recht Ernst ist – so hatte ich schon mit dir so was
im si
n – nur unser lieber vatter war der anstoss – de
n ich möchte
daß der Ma
n in ruhe kö
me, und sich nicht Plagen und scherren sollte
– auf diese art kö
nte es aber seÿn – de
n durch das einko
men deines
Ma
ns, durch dein eigenes, und durch das meinige kö
nen wir schon
auskö
men, und ihm ruhe und ein vergnügtes leben verschafen. –
rede nur bald mit dem
d'yppold, und gieb mir gleich anleitung,
de
n wie eher man die sache zu betreiben anfängt, desto besser. –
durch das kobenzlische haus ka
n ich das meiste machen. –
er mus mir aber auch schreiben, wie und was? –
M:r Marchall empfiehlt sich dir – und besonders dem
M:r d'yppold und
er läst sich beÿ ihm noch auf das freundschaftlichste bedanken, für das grosse
freundstück welches er ihm beÿ seiner abreise erwiesen; –
Nun muß ich schliessen de
n ich muß noch dem Papa schreiben; –
lebe wohl, liebste schwester! – ich hoffe im künftigen brief von Papa
bessere Nachrichten von deiner gesundheit zu lesen – und bald durch
deine eigene handschrift davon ganz überzeugt zu werden. –
Adieu – ich küsse dich 1000 mal und bin Ewig dein unveränderlicher
dich von herzen liebender bruder
W: A: Mozart
mp
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 3]


P: S: du wirst diesen brief fast nicht haben lesen kö
nen – de
n die feder
ist
miserable. – ich bitte dich mache dem
Mr d'yppold meine freundschaftlichste
Empfehlung, und er sollte meiner wahren freindschaft versichert seÿn –
Mein
Compliment an die katherl, und alle gut freind –
Adieu.
ich liesse dir die
adresse an Pfeisser machen – allein da muß man ein
extra Couvert darüber machen, und dann kostet der Brief gleich 16
krz.
so schreibe lieber wie sonst darauf:
auf dem Peter, im auge gottes,
im 2:tn stock. – auf der Post ist die
adrese schon so beka
nt, daß we
n
ein brief geko
men, wo nichts als mein Na
m darauf
gestanden, so hat man ihn hingebracht – auf diese art
beko
m ich ihn gewis. –
Adieu.
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 4]


À
Mademoiselle
Mademoiselle Marie Anne
Mozart
à
Salzbourg.
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881