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Vienne ce 29
d'août
Mon trés chér Pére! 1781:
Nun will ich ihnen ihre fragen beantworten. – der h
ς: von
Asee ist der h
ς:
v: Moll. – die
Mad:me Bernasconi hat 500 dukaten von der direcktion aus,
oder meintwegen vom kaÿser aus. – aber nur auf ein Jahr –
NB: sie schmellt,
und wünscht sich schon längst weg; aber das ist nur eine
furberia Italiana –
eben durch das schmelen wird sie hier zu bleiben haben. – sonst würde sie
schwerlich vom
London nach Wie
n geko
men seÿn. da
n sie ka
m, man wuste nicht
wie und warum? – Ich glaub das graf Diettrichstein |: der stallmeister :|
ihr
Protector schon vorher davon gewust hat – und daß
gluck |: damit er
seine französischen
opern im teutschen auf=führen ka
n :| auch dazu geholfen
hat. das ist gewis, daß man sie dem kaÿser ordentlich aufgedrungen
hat. – und der grosse schwarm von der
Noblesse ist sehr
Portiert vor
sie, allein der kaÿser im herzen nicht – so wenig als für gluck – und
das Publikum auch nicht. – das ist wahr – in
tragedien grosse Rollen
zu spiellen – da wird sie i
mer
bernasconi bleiben. aber – in kleinen
opereten ist sie nicht anzusehen – de
n – es steht ihr nicht mehr an. und da
n
– wie sie auch selbst gesteht – sie ist mehr welsch als teutsch – sie redet
auf dem theater so wienerisch wie in gemeinen umgange – izt stellen
sie sich vor! – und we
n sie sich bisweilen zwingen will – so ist es, als we
n
man eine Prinzessin in einen Marionetten spiell deklamiren hörte. –
und das singen; das ist dermalen so schlecht, daß kein mensch für sie
schreiben will. – und damit sie die 500 dukaten nicht umsonst ei
ni
mt,
so hat sich |: mit vieller mühe :| der kaÿser bewegen lassen, die Iphigenie
und Alceste vom gluck aufzuführen. – Erstere teutsch, und die zweÿte
Welsch. – Von
sig:re Righini seinen glück weis ich nichts. – er gewi
nt sich
viel geld mit
scolarisiren – und vergangene fasten war er mit seiner
Can=
tate glücklich, de
n er hat sie 2 mal hintereinander gegeben, und allzeit gute
ein=nahme gehabt. – der schreibt
recht hüpsch. – er ist nicht ungründlich;
aber ein grosser dieb. – er giebt seine gestohlne sachen aber so
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
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mit überfluß wieder öfentlich Preis, und in so ungeheuerer menge, daß
es die leute kaum verdauen kö
nen. –
wegen den
Dorotheern ist es nur eine Rede die so herumgeht – geschehen
ist es nicht – vielleicht geschieht es noch. – der kaÿser ist wieder auf 14
Täge weg gewesen; nun ist er aber wieder da. –
do
nerwetter haben wir fast gar keine gehabt – we
n zweÿ waren, waren
vielle – und die sehr leicht. – aber eine ungeheure hitze, so, daß alle
leute gesagt haben, in ihrem leben noch keine solche hitze ausgestanden
zu haben.
der großfürst von Russland ko
mt erst im
Novembre; also ka
n ich meine
opera mit mehr überlegung schreiben. ich bin recht froh. – vor aller
heiligen lasse ich sie nicht auf=führen. – de
n da ist die beste zeit –
da kö
mt alles von Lande herein.
Ich habe izt ein recht hüpsches eingerichtes zi
mer auf dem Graben. –
wa
n sie dieses lesen, werde ich schon dari
n seÿn. – ich habe es mit
fleiß nicht auf die gasse geno
men wegen der Ruhe. – schreiben
sie nur i
mer an Peisser, de
n es ka
n Ja allzeit seyn. – sie
därfen Ja nur, |: we
n es durch den Hagenauer nicht seÿe :| ein
Couvert
mit seiner
adresse darüber machen. – de
n ich lasse alle meine briefe
an ihm gehen. – wegen dem
Duscheck habe ich schon den Preis der
Sonaten
im brief an sie bene
nt. – nemlich 3 duckaten. –
Nun
Adieu – ich weis nichts neues – ich küsse ihnen 1000mal die hände
und meine liebe schwester umarme ich vom herzen und bin Ewig dero
P: S: meine Empfehlung an
ganz
Salzburg. gehorsamster Sohn
Wolfgang Amadè Mozart
mp
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