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                                                                                                       Vienne ce 27 de Juin
Mon trés cher Pére!                                                                                                    1781

Wegen der Mad:me Rosa muß ich ihnen sagen daß ich 3 mal hingieng bis ich endlich das
glück hatte sie anzutreffen; sie würden sie fast nicht mehr kenen, so mager ist sie.
als ich sie um das Portrait ersuchte, so wollte sie mir es gar verehren, mit dem zusatz:
sie brauche es so nicht; und als den folgenden Tag würde sie mir es schicken. – es giengen
aber 3 Wochen herum, und es kam kein Portrait; ich gieng wieder 3 mal umsonst hin, endlich
gieng ich aber in aller frühe hin, da sie noch mit ihrem Bäurischen Ehegemahl beÿm früh=
stück war. – da sprang sie vom verehren bis aufs gar nicht hergeben herab. –
mir fiel aber ein daß man mit den Italienern in dergleichen fällen ein bischen
grob seÿn müsse; – und sagte ihr, daß sie ihren schuß nicht verloren habe,
und ich aber wegen ihren angebohrnen fehler nicht beÿ meinen vatter die Rolle
eines Narren spiellen wolle, der heute schwarz und Morgen weis sagt; und
ich köne sie versichern daß ich das Portrait nicht brauche; dan gab sie gute worte aus
und versprach es mir den andern tag zu schicken, und schickte mir es auch. –
doch müssen sie es nach gelegenheit wieder zurück schicken. –
Eben kom ich vom hς: v: Hippe geheimen Secretaire von fürst kaunitz, welcher ein sehr
liebenswürdiger Man, und ein recht guter freund von mir ist. – er machte mir
von selbst die erste visit, und da spiellte ich ihm; – wir haben in meiner Wohnung
2 flügel, einer zum galanterie spiellen, und der andere eine Machine. der
durchgendes mit der tiefen octav gestimt ist, wie der den wir in London hatten.
folglich wie eine orgel; auf diesen hab ich also Capricit und fugen gespiellt.
Ich bin fast täglich nach tisch beÿ hς: v: Auerhamer; – die freulle ist ein scheusal! –
spiellt aber zum entzücken; nur geht ihr der Wahre feine, singende geschmack im
Cantabile ab; sie verzupft alles. – sie hat mir ihren Plan |: als ein ge=
heimnüss :| entdeckt, der ist noch 2 oder 3 Jahr rechtschaffen zu studiren, und
dan nach Paris zu gehen, und Metier davon zu machen. – den sie sagt, ich
bin nicht schön; o contraire hässlich. einen kanzleÿ Helden mit 3 oder 400 gulden
mag ich nicht heurathen, und keinen andern bekome ich nicht; mithin bleib ich lieber
so, und will von meine talent leben. und da hat sie recht; sie bat mich
also ihr beÿzustehen, um ihren Plan ausführen zu könen. – aber sie möchte
es niemand vorher sagen. – die opera werde ihnen so bald möglich
schicken. die gräfin thun hat sie noch, und ist dermalen auf dem land. –

DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM

INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
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lassen sie mir doch die Sonate à 4 mains ex B und die 2 Concerte auf 2 Clavier
abschreiben. – und schicken sie mir sie so bald möglich; – mir ist ganz lieb
wen ich nach und nach meine Messen bekome.
den Gluck hat der schlag gerührt, und man redet nicht gut von seinen gesund=
heits umständen. – schreiben sie mir ist es wahr daß den Beckè in München
bald ein Hund zu tode gebissen hätte? – Nun muß ich schliessen, den
ich muß zum auerhamer zum speisen. Adieu; ich küsse ihnen 1000mal
die hände und meine liebe schwester umarme ich von herzen und bin Ewig
dero

die Bernaskoni ist hier und hat 500 duckaten
besoldung weil sie alle arien um ein gutes
Coma höher singt; das ist aber wirklich eine
kunst, den sie bleibt richtig im tone.                                gehorsamster Sohn
sie hat izt versprochen um 14 ton
höher zu singen, da will sie aber noch                             Wolfg. Amadé Mozart mp
so vil haben. adieu.

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U.
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[vacat]
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No: 21

À
Monsieur
Monsieur Leopold Mozart
maître de Chapelle à
Salzbourg.

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„MOZARTEUM”
1881