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                                                                             Vienne ce 9 de Juin 1781.
     Mon trés cher Pére!

Nun hat es der Herr Graf Arko recht gut gemacht! – das ist also die art
die leute zu bereden, sie an sich zu ziehen. – daß man aus angebohrner
dumheit die Bittschriften nicht annimt, aus manglung des Muths und aus liebe
zur fuchsschwänzereÿ dem Herrn gar kein Wort sagt, Jemand vier Wochen
herum zieht, und endlich da derjenige gezwungen ist die Bittschrift selbst
zu überreichen, anstatt ihm wenigstens den zutritt zu verstatten, ihn zur
thüre hinaus schmeist, und einen tritt im Hintern giebt. – das ist also
der Graf dem es |: nach ihren letzten schreiben :| so sehr vom Herzen geht –
das ist also der Hof wo ich dienen soll – an welchem man Jemand, der
um etwas schriftlich einkomen will, anstatt daß man ihm die übergebung
zuwege bringt, ihn also behandelt? – das geschahe in der ante chambre
– mithin war kein ander Mittel als sich losreissen und lauffen – dan ich
wollte für die fürstlichen zimer den Respect nicht verlieren, wen ihn schon
der arco verloren hatte. – ich habe dreÿ Memorial gemacht; habe sie 5
mal übergeben, und sind mir allzeit zurückgeschlagen worden. – ich habe sie
ganz gut verwahrt, und wer sie lesen will, kan sie lesen und sich überzeugen
daß nicht das geringste anzügliche darinen seÿe. – Endlich da ich abends
das Memorial durch hς: v: kleinmaÿer zurückgesandt bekam |: den er ist hier
dazu bestellt :| und als den andern tag darauf wäre die abreise des Erz=
bischofs
, so war ich vor zorn ganz ausser mir – weg reisen konte ich ihn
so nicht lassen, und – da ich vom arco gewust |: wenigstens sagte er mirs
so :| daß er nichts darum wisse, mithin wie böse könte der Erzb: nicht auf
mich seÿn, so lange hier zu seÿn, und dan auf dem letzten Augenblick
erst mit einer solchen bittschrift zu komen. – ich machte also ein anders
Memorial worin ich ihm entdekte, daß ich schon bereits 4 Wochen eine bittschrift
in bereitschaft hätte; und da ich mich, wüste nicht warum, so lange damit he=
rum gezohen sähe, so seÿe ich nun genöthiget sie ihm selbst und zwar auf
dem letzten augenblick zu überreichen. – für dieses memorial bekam ich die
Entlassung meiner dienste auf die schönste art von der Welt. – den wer
weis ob es nicht auf befehl des Erzbischofs geschehen ist? – hς: v: kleinmaÿer
wen er einen Ehrlichen Man noch so fort spiellen will, und die bedienten des
Erzbischofs sind zeugen daß sein befehl ist vollzogen worden. – ich brauche
nun gar keine Bittschrift mehr nach zu schicken, die sache ist nun geendiget.

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Ich will nun von der ganzen affaire nichts mehr schreiben; und wen mir der Erzb:
nun 1200 fl: besoldung gäbe, so gieng ich nicht, nach einer solchen behandlung. –
wie leicht wäre ich nicht zu bereden gewesen! aber mit art, nicht mit stolz
und grobheit. dem graf Arco habe ich sagen lassen; ich habe nichts mit ihm
zu reden
. weil er mich das erstemal so angefahren, und wie einen spitz=
buben ausgemacht hat – welches ihm nicht zusteht. und – beÿ gott! wie ich
schon geschrieben habe, ich wäre das letztemal auch nicht hingegangen hätte er
mir nicht dazu sagen lassen, er hätte einen brief von ihnen. – Nun
das letztemal. – was geht es ihn an, wen ich meine Entlassung haben
will? – und denkt er wirklich so gut für mich, so soll er mit Gründen
Jemand zureden – oder die sache gehen lassen wie sie geht. aber
nicht mit flegel und Pursche herum werfen, und einen beÿ der thüre
durch einen tritt im arsch hinaus werfen; doch ich habe vergessen daß es
vieleicht Hochfürstlicher befehl war. –
auf ihren brief will ich nur ganz kurz antworten; den ich bin der ganzen
sache so müde, daß ich gar nichts mehr davon zu hören wünschte.
nach der ganzen ursache, warum ich quittirte |: die sie wohl wissen, :| würde
es keinem vatter einfallen über seinen Sohn darüber böse zu seÿn;
                                                                                             Sie
vielmehr wen er es nicht gethan hätte. – desto weniger – da ofl
wußten,    daß   ich                   alle   Ursache    dazu Lust   hatte.
whotln dmo fcu schon ohne meel hromcul dmzh ehot umttl. –
           Ernst   kann es Ihnen                  seyn.        müssen   sich
und – lrnot kmnn lo funln ohnmöglich olÿn. – sie ah"ooln wegen
dem Hof also   verhalten
dla hsi meos vlrumetln. – doch bitte ich sie, mein bester vatter,
          zu viel zu kriechen         der         Erzbischof kann Ihnen
nicht zh vfle zh krflculn – den, dlr lrzbfocusi kmn funln
Nichts thun
nfcuto tuhn – thät ers doch! – ich wünschte es fast, – das wäre
                                                                       Kaiser vollends
wirklich eine that – eine neue that die ihn beÿm kmÿolr vse=
        den    Garaus                                    der    Kaiser    kann
elndo dln gmrmho machen würde. – den, dlr kmÿolr kmn
ihn                          leiden                          haßt     ihn.
fun nicht allein nicht elfdln, sondern er umoot fun.
                                              Behandlung   nach       Wien gehen,
wen sie nach einer solchen blumndehng nmcu Wfln gluln,
                Kaiser  die Geschichte
und dem kmÿolr dfl glocufcutl erzehlen; so erhalten sie
                       nämliche         Gage           ihm
– wenigstens die nluaefcul gmgl von fua; – den, in solchen
                der Kaiser
fällen ist dlr kmÿolr zu verehren. – daß sie mich mit
Mad:me Lang in Comparaison setzen, macht mich ganz erstaunen, und

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den ganzen Tag war ich darüber betrubt. – dieses Mädchen sass ihren
Eltern
auf dem hals als sie sich noch nichts verdienen konte – kaum kam
die Zeit wo sie sich gegen ihre Eltern dankbar bezeugen konte – NB:
|: der vatter starb noch Ehe sie einen kreutzer hier eingenomen :| so ver=
liess sie ihre arme Mutter, henkte sich an einen Comœdianten, heurathet
ihn – und ihre Mutter hat nicht – so viel – von ihr. gott! – meine
einzige absicht ist weis gott ihnen und uns allen zu helfen; muß ich
es ihnen den 100mal schreiben, daß ich ihnen hier mehr Nütze bin,
als in Salzburg. – ich bitte sie, mein liebster, bester vatter,
schreiben sie mir keine solche briefe mehr, ich beschwöre sie, den
sie nützen nichts als mir den kopf warm und das herz und
gemüth unruhig zu machen. – und ich – der nun imer zu
Componiren habe, brauche einen heitern kopf und ruhiges gemüth;
der kaÿser ist nicht hier. graf Rosenberg ist nicht hier. letzterer
hat dem schröder |: den vornehmen Acteur :| Comission gegeben,
um ein gutes Oper buch umzusehen, und mir es zu schreiben
zu geben.
der hς: v: Zetti ist wieder vermuthen aus befehl so in aller frühe
abgereiset, daß ich das Portrait, die bänder für meine schwester, und das
bewuste erst Morgen 8 tag mit dem Postwagen abschicken kan.
Nun leben sie recht wohl, mein liebster, bester vatter! –
ich küsse ihnen 1000mal die hände und meine liebe schwester umarme
ich von herzen und bin Ewig dero

                                                                      gehorsamster Sohn
                                                                    Wolfgang Amadè Mozart mp

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de vienne
À Monsieur
Monsieur Leopold Mozart
Maitre de Chapelle de S: A:
R: L'Archeveque de Salsbourg
à
Salsbourg

N°. 17

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