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                                                                                            Vienne ce 2 de Juin
Mon Trés Cher Pére!                                                                                      1781.

Aus meinen letzten schreiben werden sie vernomen haben, daß ich mit dem graf
Arco selbst gesprochen habe; Gott lob und dank daß alles so gut vorbeÿ ge=
                                                                                 dem Erzbischof
gangen ist. – seÿen sie ohne Sorge, sie haben von dla lrzbfocusi nicht das
                zu               befürchten
geringste zh blih"rcutln – den, graf Arco sagte mir nicht ein Wort daß
                                    es     Ihnen schaden
ich bedenken sollte daß lo fhnln ocumdlnnte – und als er mir
sagte daß sie ihm geschrieben, und sich sehr über mich beschwerten, so fiel ich
gleich in die rede und sagte: mir gewis nicht? – er schrieb mir so, daß ich
öfters glaubte närrisch darüber zu werden – allein, ich mag die sache
bedenken wie ich will – so kan ich halt nicht
 Ec. – als er mir sagte;
glauben sie mir, sie lassen sich hier zu sehr verblenden; – hier dauert
der Ruhm eines Menschen sehr kurz – von anfang hat man alle lob=
sprüche, und gewint auch sehr viel, das ist wahr – aber wie lange? –
– nach etwelchen Monathen wollen die Wiener wieder was neues; –
sie haben recht, herr graf, sagte ich; – glauben sie den, das ich in Wien bleibe? –
– Eÿ beleibe; ich weis schon wohin. – daß sich dieser fall eben in Wien
ereignet hat, ist der Erzbischof ursache und nicht ich; – wüste er mit leuten
von talenten um zu gehen, so wäre das nicht geschehen. – herr graf; ich
bin der beste kerl von der Welt – wen man es nur mit mir ist; –
Ja, der Erzbischof, sagte er, hält sie für einen Erz hofärtigen Menschen;
das glaub ich, sagte ich; gegen ihm bin ich es freÿlich; wie man mit mir ist,
so bin ich auch wieder; – wen ich sehe daß mich Jemand verrachtet und
gering schätzet, so kan ich so stolz seÿn wie ein Pavian. –
unter andern sagte er mir auch, ob ich den nicht glaube daß er auch öfters
üble worte einschlucken müste? – ich schupfte die achseln, und sagte;

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MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM

INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
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sie werden ihre ursachen haben, warum sie es leiden, und ich – habe meine ur=
sachen warum ich es – nicht leide. – das übrige wissen sie aus meinen letzten
schreiben. – zweifeln sie nicht, mein liebster, bester vatter; es ist
gewis zu meinen – und folglich auch zu ihren besten. – die Wiener sind
wohl leute die gerne abschiessen – aber nur am Theater. – und
mein fach ist zu beliebt hier, als daß ich mich nicht Souteniren sollte.
hier ist doch gewis das Clavierland! – und dan, lassen wir es zu,
so wäre der fall erst in etwelchen Jahren, eher gewis nicht. – unter=
dessen hat man sich Ehre und geld gemacht – es giebt Ja noch andere
örter – und wer weis was sich dieweil für eine gelegenheit ereignet? –
– mit hς: v: zetti, mit dem ich schon gesprochen, werde ihnen etwas
übermachen – für diesmal müssen sie schon mit wenigen Verlieb
nehmen – ich kan ihnen nicht mehr als 30 duckaten schicken. – wen
ich diesen fall vorgesehen hätte, so hätte ich die scolaren die sich mir
angetragen, damals angenomen – da glaubte ich aber in 8 tägen
abzureisen; und itzt sind sie auf dem Lande. – das Portrait wird
auch folgen; kan ers nicht mitnehmen so kömts mit dem Postwagen.
Nun leben sie recht wohl, liebster, bester vatter. Ich küsse ihnen
1000mal die Hände und meine liebe schwester umarme ich von
herzen und bin Ewig dero

Meine Empfehlung an alle gute
freunde und freundinen. dem
Ceccarelli werde nächstens antworten.         gehorsamster Sohn
                                                               Wolfgang Amadè Mozart mp

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[vacat]
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de vienne
A Monsieur
Monsieur Leopold
Mozart Maître de
Chapelle de S: A: R:
l'Archeveque de Salsbourg
à
Salsbourg

No 16

2tς Juny 1781 –

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