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Mon trés cher Pére!                                     
Nach 12 26 Mai 81


Vorgestern ließ mir Graf Arco sagen, ich möchte um 12 uhr zu ihm komen,
er würde mich erwarten. – er hat mir schon öfters so eine Post sagen
lassen, und der schlaucher auch, aber weil ich die unterredungen hasse,
wo fast Jedes Wort das man anhören muß, lüge ist – so bin ich auch
richtig – nicht gekomen; – hätte es auch dermalen so gemacht; wen er
mir nicht dazu hätte sagen lassen, daß er einen Brief von ihnen erhalten
habe. – Ich kam also richtig; – die ganze unterredung, die ganz
gelassen, ohne Erreiferung, |: weil das meine erste bitte war :| vorbeÿ
gieng, herzusetzen wäre ohnmöglich. – kurz; er stellte mir alles
auf die freundschaftlichste art vor; man hätte schwören sollen
es gieng ihm vom Herzen. – seiner seits durfte er glaub ich nicht
schwören, daß es mir vom Herzen gieng; – mit aller möglichen
gelassenheit, höflichkeit, und der besten art von der Welt sagte ich
ihm auf seine wahr scheinenden reden – die reinste Wahrheit. –
und er – konte kein Wort dawieder sagen; das Ende war, daß
ich ihm das memorial und das Reisgeld – |: welches ich beÿdes beÿ mir
hatte :| geben wollte. – er versicherte mich aber, daß es ihm zu traue=
rig wäre, sich in diese Sache zu mischen, ich möchte es nur einen
leibkamerdiener geben. – und das geld näme er erst wen alles
vorbeÿ wäre. – der Erzbischof schmält hier über mich beÿ der ganzen
Welt, und ist nicht so gescheid daß er einsieht daß ihm das keine
Ehre macht; den man schätzt mich hier mehr als ihn. – man
kent ihn als einen hochmüthigen, eingebildeten Pfaffen – der alles
was hier ist verrachtet – und mich – als einen gefälligen Menschen.

DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM

INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
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das ist wahr; ich bin stolz, wen ich sehe daß mich Jemand mit verachtung
und en Bagatelle behandeln will. – und so ist der Erzbischof
gegen mich. – aber – mit gute Worte – da könte er mich
haben wie er wollte. – das habe ich auch dem grafen gesagt.
unter andern auch; daß der Erzbischof gar nicht werth ist daß
sie so gut für ihn denken. – und der schluß; – was würde
es auch nützen, wenn ich itzt nach hause gehen wollte – in etwelchen
Monathen würde ich doch |: ohne beleidigung :| meinen abschied
begehren, den um diese bezahlung kan – und will ich nicht
mehr dienen. – aber warum den nicht? – weil |: sagte ich :|
weil ich in einen ort niemalen zufrieden und vergnügt leben
nte, wo ich so bezahlt bin, daß ich imer denken müsste, ach
wäre ich da,! wäre ich dort;! – wen ich aber so bezahlt bin, daß
ich nicht nöthig habe auf andere orte zu denken. so kan ich
zufrieden seÿn. und wen mich der Erzbisch: so bezahlt, so
bin ich bereit heute noch abzureisen. –
und wie froh bin ich daß mich der Erzb: nicht beÿm Wort
nimt. den es ist gewis ihr und mein glück daß ich hier bin.
sie werden es sehen. Nun leben sie recht wohl, liebster, bester vatter!
es wird alles gut gehen. – ich schreibe nicht im traum – den, es
hängt Ja mein eigenes Wohl daran. Adieu.

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Ich küsse ihnen 1000mal die hände und meine liebste schwester
umarme ich von herzen und bin Ewig

P: S: meine Empfehlung
– an alle gute freund.

                                                       dero gehorsamste Sohn
                                                Wolfgang Amdè Mozart mp

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N 14

|: de vienne :|
À Monsieur
Monsieur Leopold
Mozart Maitre de la
Chapelle de S: A: R: L'ar =
cheveque de et à
Salsbourg

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