↗ XML
[S. 1] increment_line_height_2decrement_line_height_2
97.
                                                         Wien den 26
          Viene ce 6 de may
Mon trés cher Pére!                                                                              1781.

sie haben ganz recht, so wie ich ganz recht habe Mein liebster vatter! –
Ich weis und kene alle meine fehler; aber – kan sich den ein Mensch nicht
bessern? – kan er sich nicht schon wirklich gebessert haben? – Ich mag die sache
überdenken wie ich will, so sehe ich – daß ich mir und ihnen mein bester vatter
so wohl als meiner lieben schwester an besten in allem werde behelfen könen,
wen ich in Wien bleibe. es scheint als wen mich das glück hier empfangen
wollte. – mir ist als wen ich hier bleiben müsste. – und das war mir schon
so als ich von München abreisete. – ich freuete mich ordentlich nach Wien und
wuste nicht warum. – gedult müssen sie noch ein wenig haben, dan
werde ich ihnen bald in der that zeigen könen, wie nützlich uns allen
Wien ist. – glauben sie sicherlich daß ich mich ganz geändert habe –
ich kene ausser meiner gesundheit nichts Nothwendigers als das geld;
ich bin gewis kein geitzhals – den, das wäre für mich sehr schwer, ein
geitzhals zu werden, und doch halten mich die leute hier mehr zum
kalmäusen geneugt als zum verschwenden – und das ist zum anfang
imer genug. – wegen den scolaren – kan ich so vielle haben als ich will;
ich will aber nicht so viel – ich will besser bezahlt seÿn als die andern –
und da will ich lieber weniger haben. – man muß sich gleich anfangs
ein bischen auf die hintern füsse setzen, sonst hat man auf imer
verloren – muß mit den andern imer den algemeinen Weege fortlaufen;
wegen der Suscription ist es ganz richtig – und wegen der opera
wüste ich nicht warum ich zurückhalten sollte? – graf Rosenberg hat
mich, da ich ihm 2 mal visite machte, auf die höflichste art empfangen,
und hat beÿ der gräfin thun mit van Suiten und hς: v: Sonenfels meine
                                            Stephanie
opera gehört. – und da – otlpumnfl mein guter freund ist, so geht
alles. – glauben sie mir sicher, daß ich nicht den Müssigang liebe, sondern
                                        Stephanie

DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM

INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 2] increment_line_height_2decrement_line_height_2
die arbeit. – in Salzburg, Ja das ist wahr, da hat es mich mühe gekost, und
konte mich fast nicht dazu entschliessen, warum? – weil mein gemüth
nicht vergnügt war; sie müssen mir doch selbst gestehen, daß in Salzburg
– wenigstens für mich – um keinen kreutzer unterhaltung ist; mit vielen
will ich nicht umgehen. – und den meisten andern – bin ich zu schlecht.
für mein talent keine aufmunterung! – wen ich spielle, oder von
meiner Composition was aufgeführt wird, so ists als wen lauter tisch und
sesseln die zuhörer wären. – wen doch wenigstens ein theater da
wäre, das was hiesse.– den in dem besteht meine ganze unterhaltung
hier. – in München, das ist wahr, da hab ich mich wieder willens in ein
falsches licht beÿ ihnen gestellt, da hab ich mich zu viel unterhalten –
– doch kan ich ihnen beÿ meiner Ehre schwören, daß ich bevor die
opera in scena war, in kein theater gegangen, und nirgends, als
zum Canabichischen gekomen bin. – das ich das meiste und stärkste
auf die lezt zu machen bekomen habe, ist richtig; aber nicht aus faulheit,
oder nachlässigkeit – sondern, ich bin 14 Täge ohne eine Note zu schreib:
gewesen, weil es mir ohnmöglich war – ich hab es freÿlich geschrieben
aber nichts ins reine. – da ist dan freÿlich viel zeit verloren. doch
reuet es mich nicht; – daß ich hernach zu lustig war, das geschah
aus Jugendlicher dumheit; ich dachte mir, wo kömst du hin? – nach
Salzburg! – mithin must du dich letzen! – das ist gewis daß ich
in Salzburg nach 100 unterhaltungen seufze, und hier – nach keiner
einzigen. – den, in Wien zu seÿn, ist schon unterhaltung genug.
vertrauen sie sich sicher auf mich, ich bin kein Narr mehr. – und
daß ich ein gottloser, undankbarer Sohn seÿe, werden sie Ja wohl noch
weniger glauben. – mithin vertrauen sie sich ganz auf meinen kopf
und mein gutes herz – es wird sie gewis nicht reuen. –

INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 3] increment_line_height_2decrement_line_height_2
wo hätte ich den das geld schätzen lernen könen? – ich habe noch zu
wenig unter den händen gehabt. – ich weis daß wie ich einmal 20
duccaten gehabt habe, so glaubte ich mich schon reich. – nur die
Noth lernt einen das geld schätzen. –
leben sie wohl mein bester, liebster vatter! – meine schuldigkeit
ist nun daß ich durch meine Sorge und
meinen fleiß hier das gut mache und ersetze, was sie durch
diesen vorfall verloren zu haben glauben. – das werde ich
auch gewis, und mit 1000 freuden! – Adieu. ich küsse
ihnen 1000mal die hände, und meine liebe schwester umarme ich
vom herzen und bin Ewig


An alle bekante meine Empfehlung.           dero ghorsamste Sohn
                                                          Wolfgang Amadè Mozart mp

P: S: so bald Jemand von des Erzb: seinen
leuten nach Salzb. geht, wird das Portrait
folgen. – hò fatto fare la sopra scritta
d'un altro espressamente, perchè non si
può sapere.
– es ist keinen schelm
zu trauen.

DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM

INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 4] increment_line_height_2decrement_line_height_2
de vienne
À Monsieur
Monsieur Leopold
Mozart maitre de la
Chapelle de S: A: R:
l'archeveque de et
à
Salzbourg

No. 15 4

INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881