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                                                          Vienne ce 9 de maj
     Mon trés cher Pére!                                            1781:

Ich bin noch ganz voll der Galle! – und sie, als mein bester,
liebster vatter, sind es gewis mit mir. – man hat so lange
meine Gedult geprüft – endlich hat sie aber doch gescheitert.
Ich bin nicht mehr so unglücklich in Salzburgerischen diensten
zu seÿn – heute war der glückliche tage für mich;
hören sie; –
schon zweÿmal hat mir der – ich weis gar nicht wie ich ihn
nenen soll – die grösten Sottissen und impertinenzen
ins gesicht gesagt, die ich ihnen um sie zu schonen nicht habe
schreiben wollen, und nur – weil ich sie imer, mein bester
vatter, vor augen gehabt habe, nicht gleich auf der stelle
                                                    Buben                liederlichen
gerrächt habe. – er nente mich einen bhbln, einen efldlr=
Kerl
efculn klre – sagte mir ich sollte weiter gehen – und ich –
– litte alles – empfand daß nicht allein meine Ehre
sondern auch die ihrige dadurch angegrifen wurde – allein –
sie wollten es so haben – ich schwieg; – Nun hören sie; –
vor 8 tägen kam unverhoft der laufer herauf, und sagte
ich müsste den Augenblick ausziehen; – den andern allen
bestimte man den Tag, nur mir nicht; – ich machte also
alles geschwind in den koffer zusam, und – die alte
Mad:me Weber war so gütig mir ihr haus zu offriren –
da habe ich mein hüpsches zimer; bin beÿ dienstfertigen leuten,
die mir in allen, was man oft geschwind braucht, und |: wen
man allein ist nicht haben kan :| an die hand gehen. –
auf Mittwoch setzte ich meine Reise |: als heute den 9:tn :|
mit der ordinaire fest – ich konte aber meine Gelder die ich
noch zu bekomen habe, in der zeit nicht zusamen bringen,

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mithin schob ich meine Reise bis samstag auf – als ich mich
heute dort sehen ließ, sagten mir die kamerdiener daß
der Erzbischof mir ein Paquet mitgeben will – ich fragte ob
es Pressirt; so sagten sie Ja, es wäre von grosser Wichtigkeit.
– so ist es mir leid daß ich nicht die Gnade haben kan S:
H: Gnaden zu bedienen, den ich kan, |: aus obengedachter
ursache :| vor Samstag nicht abreisen; – ich bin aus
dem hause, muß auf meine eigene kösten leben –
da ist es nun ganz Natürlich daß ich nicht eher abreisen
kan, bis ich nicht im stande dazu bin – den kein mensch
wird meinen schaden verlangen. – kleinmaÿer, Moll,
Benecke, und die 2 leibkamerdiener gaben mir ganz recht.
– als ich zu ihm hineinkam; – NB: muß ich ihnen vorher
                                               Schlaucher #          sollte
sagen, daß mir der ocuemhculr gerathen, ich oseetl
    Exküse                              Ordinari            besetzt
die lxchol nehmen, daß die srdfnmrf schon bloltzt
seÿe – daß seÿe beÿ ihm ein stärkerer grund; –
als ich also zu ihm hineinkam, so war das erste; –
                                     Bursch?
Erz: Nun, wan geht er den Bhrocu? – Ich: Ich habe wollen
heute Nacht gehen, allein der Platz war schon verstellt.
                                                                   der   lieder-
dann giengs in einem odem fort. – ich seÿe dlr efldlr=
lichste     Bursch den     kenne kein Mensch
efcuotl bhrocu dln lr klnnl – klfn Alnocu
bediene ihn so schlecht wie ich – er rathe mir heute
noch weg zu gehen, sonst schreibt er nach haus, daß
   Besoldung
die bloedhng eingezogen wird – man konte nicht zu
rede komen, daß gieng fort wie ein feuer – ich hörte
alles gelassen an – er lügte mir ins gesicht ich hätte
                                                      Lump,          Laus-
500 fl: besoldung – hiesse mich einen lhapen, emho=
bub
bhb, einen ilxln – o ich möchte ihnen nicht alles
                  Fex   # Schlauka, einer der              Leib

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schreiben – Endlich da mein geblüt zu starck in Wallung
gebracht wurde, so sagte ich – sind also Ew: H: gnaden
nicht zu frieden mit mir? – was, er will mir drohen,
   Fex       Fex
er ilx, O er ilx! – dort ist die tühr, schau er,
                                        elenden Buben
ich will mit einem solchen lelndln bhbln nichts mehr
zu thun haben – endlich sagte ich – und ich mit ihnen auch
nichts mehr – also geh er – und ich: im weg gehen –
es soll auch dabeÿ bleiben; morgen werden sie es
schriftlich bekomen. – sagen sie mir also bester vatter
ob ich das nicht eher zu spätt als zu frühe gesagt habe?
– – Nun hören sie; – meine Ehre ist mir über
alles, und ich weis, daß es ihnen auch so ist. –
sorgen sie sich gar nichts um mich; – ich bin meiner sache
hier so gewis, daß ich ohne mindester ursache quittirt
hätte – da ich nun ursache dazu gehabt habe, und das
3 mal – so habe ich gar keinen verdienst mehr dabeÿ;
O Contraire ich war zweÿmal hundsfut – das dritte=
mal konte ich es halt doch nicht mehr seÿn; –
             der Erzbischof
so lang dlr lrzbfocusi noch hier seÿn wird, werde ich
          Akademie                  daß Sie glauben
keine mccmdlafl geben – dmo ofl gemhbln daß
                    der Noblesse          dem Kaiser selbst
ich mich beÿ dlr Nsbelool und dla kmÿolr olebot
           Kredit
in übeln Crldft setzen werde, ist grund falsch –
  der Erzbischof                                           Kaiser
dlr lrzbfocusi ist hier gehasst, und vom kmÿolr
am            meisten
ma meisten – das ist eben sein zorn, daß ihn
der kaÿser nicht nach laxenburg eingeladen hat –
ich werde ihnen mit künftigem Postwagen etwas we=
               Geld
niges von Gled überschicken, um sie zu überweisen
daß ich hier nicht darbe.
kammerdiener

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übrigens bitte ich sie, munter zu seÿn – den izt fängt
mein glück an, und ich hoffe daß mein glück auch
                                                                 heimlich
das ihrige seÿn wird. – schreiben sie mir ulfaefcu
daß sie vergnügt darüber sind, und daß könen sie
                                       öffentlich        zanken
in der that seÿn – und s"iilntefcu aber zmnkln
Sie mich recht darüber                             Ihnen
ofl afcu rlcut dmrh"blr, damit man funln
klfnl ocuhed glbln kmn – oseetl ihnen aber
der Erzbischof
dlr lrzbfocusi ungeacht dessen die mindeste fa=
Impertinenz
plrtfnlnz thun, so komen sie alsogleich mit
            Schwester  zu mir nach Wien    wir
meiner ocuwlotlr zh afr nmcu Wfln – wfr
können alle 3 leben     das
ks"nln meel 3 elbln; dmo versichere ich sie auf
meine Ehre – doch ist es mir lieber, wen sie
                       aushalten
ein Jahr noch mhoumetlnnen – schreiben sie
mir keinen brief mehr ins teutsche haus, und mit
dem Pacquet – ich will nichts mehr von Salzburg
wissen – ich hasse den Erzbischof bis zur rasereÿ.
                                    Adieu – ich küsse ihnen 1000mal
                                    die hände, und meine liebe
                                    schwester umarme ich von
                                          herzen und bin Ewig
                                          dero gehors: Sohn

                                             W: A: Mozart mp

Geben Sie mir Ihr Vergnügen
glbln ofl afr fur vlrgnh"gln
bald zu erkennen, denn nur dieses
bmed zh lrklnnln, dln nhr
dflolo iluet afr nscu zh
alfnln ftzgfgln geh"ck. Adieu.
fehlt mir noch zu meinem izigen Glük.

schreiben sie nur
abzugeben auf dem
Peter im Aug=gottes
im 2tn stock.

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