[S. 1]
![increment_line_height_2](../imgs/icon_lft_incr.gif)
![decrement_line_height_2](../imgs/icon_lft_norm.gif)
Glückseeligs NeuesJahr! Salzb
ς: dς 29
Decembς
1780.
Den 28
tς schrieb ich, durch einς Umschlag an h
ς: Becke, an
Mr: Canabich
beÿdς das neue Jahre anzuwünschς.
Mr: Becke schrieb mir zwar etwas
von dς
Aria des h
ς: Raff: allein, da ich diese
Aria als eine
Aria di
bravura betrachtete, so achtete ich gar nicht auf diese mir über=
schriebne
remarque, um so weniger, als er selbst beysetzte, daß es
nur darum geschehς, um h
ς: Raffs Lieblings
passaggen hineinzubringς.
au Contraire ich dachte,
daß es wohl gethan ware, und war überzeigt,
daß du de
noch ohnmöglich den Carackter dς
Aria verfehlς wirst, da ich
sie schon zum voraus als eine prächtige
Aria mir vorstellte. kurz!
ich dachte nicht einmal daran; da ich weis, daß gewisse Leute, we
n
sie keine
Elepfantς erhaschς ke
nς, die
Fliegς fangς: da
n getadelt
muß doch etwas seÿn; wer das gäntzlich vermeidς will,
der gehe aus der Welt hinaus: und wer gar den allgemeinς
Beyfahl,
ohne geringste Ausstellung, erwartet, der ist ein
Narr.
Was
Varesco gemacht, daß muß alles gedruckt werdς,
das bitte
ich mir absolute aus. Es beträgt nur einige Zeihlς. auch im
Telemaco habς sie alles gedruckt, ob gleich in dς Musik einige Zeihlς
im
Recitvς weggebliebς. Ich wünschte wir konntς die Druck=
Correctur selbst hier übernehmς. Es ist nichts abscheulicheres, als we
n
so viele druckfehler, die oft den
Sensum ohnverständlich machς,
in einem Buch zu findς sind. Es wär recht gut we
n du, die
2
te odς letzte
Correctur vor dem Abdruck selbst besorgς und über=
lesen wolltest, und sollte es auch beÿm Buchdrucker im Hause
seÿn. Ferner hoffe S
E:
gr: Seau werdς keinς Anstand nehmς
diesen zweÿς miteinandς
wenigst ein dutzet Exempl: zu schickς.
[S. 2]
![increment_line_height_2](../imgs/icon_lft_incr.gif)
![decrement_line_height_2](../imgs/icon_lft_norm.gif)
Was das
Vieni a rinvigorir betrifft ist es wahr, daß es 5
i sind, aber es ist
auch wahr, daß ich es mit der grössten Leichtigkeit und geschwindigkeit
20 mahl ohne unbequemmlichkeit aussprechen will. in der nämmlichen
Aria,
die zum Muster aus
Metastasios Achille Sciro geschickt worden sind die
Schlüsse,
il peso alleggerir; und
lo vede rinfiorir, besonders das letzte
rinffiorir
gewiss wegen dem anfangs Buchstabe
r weit unbequemmer.
basta! ohnangenehm hin unangenehm her, der Teufel möchte ewig ändern und wieder
ändern.
Sgr: Raff ist gar zu heickel. wegen den
Quartetten etc will gar nichts
sagen, dazu gehört
Declamation und
Action und keine grosse Singkunst oder
das ewige
Spianar la Voce. da gehört Handlung und reden her.
Gott Sey gelobt, daß S
e. Durchlaucht mit den 2 ersten Acten zufrieden sind,
und so grosses wohlgefahlen daran haben.
Auf dem Theater werdet ihr, wie vermuthe, noch viele Beobachtungen zu
machen haben: sondheit: im 3
ten Ackt, wo so vieles vorgehet.
Vermuthlich wirst du tieffe Blas=instrumenten zum
accomp: der unterirrdischen
Stimme haben. Wie wär es, wenn nach dem
wenigen unterirrdischen Lermen
die Instrumenten
piano aushielten
aigentlich auszuhalten anfiengen.
dann
ein
Crescendo bis ins Schröckliche machten, und beym
decrescendo die Stimme
zu Singen anfieng? und so ein schauderndes
crescendo bey
jedem Absatz der
Stimme. Durch den Lermo, der kurz seyn muß, und nur wie ein Stoß von
einem Erdbeben, dadurch
die Statue des Neptuns sich bewegt wird alles aufmerksamm, welche Aufmerksammkeit
durch den Eintritt einer stillen anhaltenden
und dann anwachsenden schröckbarstarken Harmonie vermehret und alsdann
erst auf höchste steigt, da gar
eine Stimme erfolgt. mir scheint ich sehe und
höre es.
daß du das Kleid hast wenden lassen, war gut geschehen. Eben, weil wir
vom Kleid reden,
so werde ich wohl auch die Ungelegenheit mir ersparen
können bordierte Kleider mitzunehmen? – –
du weist daß ich ohnehin vom
Aufputz kein Liebhaber mehr bin. darüber magst du mir antworten. das
wäre das
erste: dann das
zweyte, –
wenn die opera das erstemahl aufgeführt
wird: bleibts noch beym 20ten Jenner? – dann
drittens. wegen dem Ofen
setzen.
lässt es sich thun? und wird es nicht zu viel kosten? das muß vorher
accordiert werden. dann wir gedenken, wenn wirs erfahren können, zur
Hauptprobe einzutreffen: und das wirst du wohl beyläuftig in 10 oder 12
Tagen schreiben können. unterdessen mache unsere Empfehlung überal von uns
beyden, die wir dich von Herzen Küssen und ich bin dein alter redlicher
Vatter L. Mozart
Salzb. d. 30 Dezemb. 1780.
Gestern den 29
ten Bey der Mittagstafel beym
Desert schnied sich der Erzbischof sehr stark in finger,
Gilowsky verband ihn gleich, dann stand er
auf, gieng in sein Zimmer um sich zu waschen, weil alles voll Blut war. auf
einmahl aber sanck er ohnmächtig auf den sessel und
Gilowsky hatte eine
starke Viertlstunde zu thun, bis er ihn wieder zu sich brachte. Er kann kein
Blut sehen, und da er sich geschnitten, so that er sich allen Gewalt an die anwandelnde
Ohnmacht zu untertrücken, Stand auf, gieng weg – – dann
kams. – – Sonst wars weiter nichts. – dem Himmel sey dank! – –
[S. 3]
![increment_line_height_2](../imgs/icon_lft_incr.gif)
![decrement_line_height_2](../imgs/icon_lft_norm.gif)
Der Kayser ist nicht krank: aber der
alte Papa Colloredo
ist sehr gefährlich, sonst wäre der Erzb
ς: nach Wie
n. stirbt er, so
reiset er gar nicht. – – das der Erzb
ς: nach Münchς gehς soll, habe
nicht eine Sylbe gehört. Wir glaubtς es wäre nun wegς des Salzes
alles verglichς, und in guter Ordnung; Es wurde Sontags und Feyrtags
das Salz auf dem Wasser, bis man vor Eyss nicht mehr fortkonnte,
ohnausgesetzt abgeführt, – kam auch Bezahlung unter starker
Bedeckung von
grenadires aus Bayern. Izt höre giebts
wieder neuerdings einigen Anstand, da
n es ko
mt kein Geld.
![info](../imgs/icon_info.png)
Ich wunsche dir ein glückselliges Neües Jahr! beständige
gesundheit, und wohlergehen. und erhalte mich noch ferners
in der bruderlichen liebe: und wunsche vor allem andren
das deine opera wenn sie in scena gehet allgemeinen
beÿfall findet. und du dir recht viel Ehre und Ruhm da=
durch erwerben möchtest: ich Hofe und wünsche es unterdessen.
ich schreibe dir mit einem aufsatz auf den Kopf, dass ich sehr in
Sorgen bin meine Haar zu verbrennen: und warum mich das
Mölk stuben mädl frisirt hat, ist die ursache, weil ich morgς
das erstemahl dem Mahler sitze. graf trautman=
storf: und seine gemahlin eine Schwester vom Erzbischoff
sind hier angekomen: und mit ihnen der Anton Mölk
welcher Segretair beÿ ihm ist: und wegen dieser fremdς
Herrschafft, hab ich gehört soll schon den 7 Jänner die erste
Redout sein: ich werde mich aber auf Munchen sparen,
und unsre Redouten den Salzburgern uber=
lassen, die von keiner bessern unterhaltung wissen.
lebe wohl: Neue Jahr (nach dem tausenden von allen
freund und freundinen : wunsche: der schönen Schullerin
habe ich das compliment ausgericht sie lässt sich dir ent=
gegen empfehlen: